Das Geheimnis meiner Mutter (Susan Wiggs)

alt

Verlag Mira, Dezember 2011
Original: The Winter Lodge, übersetzt von Ivonne Senn
Band 2 der Lakeshore Chronicles, Familie Bellamy
TB, 460 Seiten, € 8,99
ISBN 978-3899419559

Genre: Belletristik


Klappentext

In der längsten Nacht des Jahres verliert Jenny Majesky ihren gesamten Besitz in einem alles zerstörenden Feuer. Nur wenige Habseligkeiten kann sie aus der Asche retten. Ihr alter Freund Rourke McKnight eilt ihr zu Hilfe – und weckt damit Gefühle, die es zwischen ihnen nicht geben darf. Jenny zieht sich alleine in die kleine Holzhütte am See zurück. Hier, in der Stille und Einsamkeit der winterlichen Landschaft will sie endlich das Buch über ihre Familie zu schreiben. Dabei entdeckt sie unter ihren Habseligkeiten einen Schatz, dessen Herkunft ihr völlig rätselhaft ist. Gemeinsam mit Rourke macht sie sich daran, das Geheimnis zu ergründen. Es betrifft ihre verschwundene Mutter, ihren neu entdeckten Vater und einen Mann, der nicht zögern würde, sie für immer zum Schweigen zu bringen.


Die Autorin

Susan Wiggs, die an der Harvard Universität studiert hat, ist leidenschaftlich gern Autorin. Zudem ist sie Mutter, Ehefrau und überzeugte Feministin. Ihre Hobbys sind lesen, reisen und stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.


Rezension

Wie verheerend ein Feuer sein kann, erlebt Jenny Majeski am eigenen Leib. Die Inhaberin der Sky River Bakery in Avalon verliert ihr komplettes Hab und Gut, nur mit den Klamotten, die sie am Leib trägt, schlüpft sie bei Rourke McNight, dem Sheriff, unter. Alle ihre Andenken und Familienerbstücke sind ein Raub der Flammen, für sie unersetzlich. Besonders die alten Rezepte ihrer Großmutter, mit denen Jenny ihr eigenes Buch über ihre Familie schreiben wollte. Ihre Großeltern haben in den fünfziger Jahren die Bäckerei gegründet, sie war immer in Familienbesitz und Jenny ist ihre würdige Erbin. Da ihre Mutter eines Tages einfach nicht mehr zu ihr zurückgekommen ist, wuchs sie bei den Großeltern auf, die Bäckerei war ihr Wohnzimmer. Mit Rourke verbindet sie zudem noch eine ganz besondere Geschichte. Schon als Teenager lernten sie sich im Camp Kioga, das Camp der Familie Bellamy, kennen. Rourke war mit seinem Freund Joey Teilnehmer und Jenny half ihrem Großvater bei den täglichen Brotlieferungen ins Camp. Eine Freundschaft entwickelt sich zwischen den dreien, aber nur aus Joey und Jenny wird mehr daraus. Jetzt aber, Jahre später, steht Jenny vor den Trümmern ihrer Existenz und Rourke bietet ihr seine starke Schulter zum Anlehnen an, bis er sich unersetzlich gemacht hat.

Susan Wiggs bleibt bei ihrem bekannten Muster, ständige Rückblenden in die Vergangenheit und ein Paar, was sich schon von Kindheit an kennt. Er mal wieder der Sohn aus gutem Hause und sie eine aus der arbeitenden Bevölkerung von Avalon, die nie als Teilnehmerin im Camp war, sondern nur zum Arbeiten. Jenny ist eine sehr sympathische Protagonistin, den Weggang ihrer Mutter hat sie mit Hilfe ihrer Großeltern gut verarbeitet, wenn auch manchmal die Sehnsucht nach einer Mutter durchschimmert. Das Gefühl, von ihrer Mutter nicht geliebt worden zu sein schlägt sich bis in die Gegenwart nieder, Jenny hat das Gefühl, in vielem versagt zu haben. Besonders dann, als ihre unersetzlichen Erinnerungen in ihrem Haus zu Asche zerfallen. Rourke dagegen erstickt fast an seinen Schuldgefühlen und seiner unerwiderten Liebe zu Jenny, schon früh hat er alles dafür getan, dass Jenny sich seinem Freund Joey zugewandt hat. Dieses Verhalten allerdings stößt nach einiger Zeit nur noch auf Unverständnis, warum er sich permanent so verhält bleibt sein Geheimnis, auch warum er sein eigenes Glück so zurückhält, nur weil er glaubt zu wissen, was Jenny wohl von ihm denkt. Schuldgefühle einem Toten gegenüber waren noch nie von viel Erfolg gekrönt – im Gegenteil, sie verhindern das Leben.

Endlich erfährt auch der Leser, warum Jennys Mutter damals verschwand, einiges ist vorhersehbar, wenn man schon den Vorgängerband – Das Versprechen eines Sommers – gelesen hat. Leider nimmt die Auflösung wenig Raum ein, hier hätte man sich mehr Ausführlichkeit gewünscht. Jenny verliert auch in außergewöhnlichen Situationen nicht den Kopf, ihre Geistesgegenwart ist bemerkenswert. Durch die vielen Rückblenden erfährt man nicht nur Aufschlussreiches über Jenny und Rourke, auch andere Bellamys und Freunde von Jenny werden erwähnt, man kann nur ungefähr erahnen, wie viele Bücher es wohl noch geben wird, die Familie Bellamy ist doch recht groß. Susan Wiggs’ Stärke liegt eindeutig in der Familiengeschichte, ihr Stil ist angenehm, man fühlt sich willkommen in der Familie Bellamy und ihren Freunden.


Fazit

Das Geheimnis ihrer Mutter, es wurde Zeit, dass es endlich gelöst wird. Wieder einmal ist es Susan Wiggs gelungen, den Leser nach Avalon zu entführen und tief in Familiengeschichten eintauchen zu lassen. Diesmal ist es die Bäckerin Jenny, deren viele Rezepte, die abgedruckt sind, der Geschichte die richtige Würze verleihen.


Pro und Contra

+ stimmige Atmosphäre
+ tolle Rezepte
+ liebenswerte und bodenständige Charaktere
+ Aufdeckung von Geheimnissen
+ viele verschiedene Ereignisse, dadurch wird es nie langweilig
+ Perspektivwechsel
+ ständige Rückblenden

- Rourkes Verhalten seinen eigenen Gefühlen gegenüber

Wertung alt

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5