Verlag: Carlsen (April 2011)
Gebundene Ausgabe: 496 Seiten, € 16,95
Sprache: Deutsch
Originaltitel: The Maze Runner
ISBN-13: 978-3551520197
Genre: Science Fiction
Klappentext
Sein Name ist Thomas. An mehr kann er sich nicht erinnern. Und er ist an einem bizarren Ort gelandet: eine Lichtung, umgeben von einem riesigen Labyrinth. Doch er ist nicht der Einzige. Zusammen mit fünfzig Jungen, denen es genauso geht wie ihm, sucht er einen Weg in die Freiheit. Der führt durch das Labyrinth, dessen gewaltige Mauern sich Nacht für Nacht verschieben und in dem mörderische Kreaturen lauern. Doch gibt es wirklich einen Weg hinaus? Ist das Ganze eine Prüfung? Und wer hat sich dieses grauenvolle Szenario ausgedacht? Den Jungen bleibt nicht viel Zeit, um das herauszufinden.
Rezension
Das einzige, woran er sich erinnert, ist sein Vorname: Thomas. Er gelangt in einem Aufzug auf einen großen Platz, Lichtung genannt, wo bereits 50 Jungen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren leben. Sie haben sich hier ein Zuhause eingerichtet, denn niemand kommt von der Lichtung fort. Um sie herum befindet sich ein riesiges Labyrinth, das jede Nacht seine Mauern verschiebt – und in welchem schreckliche Kreaturen hausen. Einen Ausweg scheint es nicht zu geben, doch dann muß plötzlich einer gefunden werden, und zwar schnell, wenn sie überleben wollen ...
Die Idee eines Romans mit jugendlichen Protagonisten, die in einer fremdartigen Umwelt um ihr Leben kämpfen müssen, wurde erstmalig wohl in William Goldings ‚Herr der Fliegen’ verwendet, findet sich aber auch in anderen Werken wie beispielsweise in Suzanne Collins Panem-Trilogie, oder auch bei Sergej Lukianenkos ‚Ritter der 40 Inseln’.
Leider ist im hier vorliegenden Buch von Vornherein bekannt, dass es sich um eine Dystopie handelt, doch auch diese können erfrischend neue Ideen aufweisen. Der Autor startet hier mit einem Szenario so vollgepackt an Rätseln und Geheimnissen, dass der Leser im Handumdrehen gefesselt ist und unbedingt erfahren möchte, wie es weitergeht. Zudem wirft jeder Erklärungsansatz zahllose neue Fragen auf, wodurch die Spannung auf hohem Level kontinuierlich gehalten wird. Zahlreiche kleinere und auch größere Details tragen, genauso wie diverse überraschende Wendungen, zusätzlich dazu bei, dass die Atmosphäre schier zu knistern scheint. Die gelegentlichen logischen Schwächen im Plot fallen zwar auf, sind aber zu verschmerzen.
Bei diesem ganzen Ideenfeuerwerk sind leider die Charaktere entschieden zu kurz gekommen. Thomas, der Protagonist, wird neben einigen anderen zwar einigermaßen ausführlich dargestellt, doch den Sprung in die Dreidimensionalität hat keiner von ihnen wirklich geschafft. Das liegt zu großen Teilen an den viel zu häufig auftretenden unlogischen Verhaltensmustern, die jeder einzelne von ihnen beinahe schon regelmäßig an den Tag legt.
Die Akteure verhalten sich zu oft nicht ihrer Mentalität entsprechend, beziehungsweise benehmen sich auch gerne einmal einer Situation gemäß vollkommen unlogisch und denken und handeln auf eine Weise, die nur schwer bis gar nicht nachvollziehbar ist.
Auf diese Weise bleibt für den Leser der Identifikationsfaktor zu gering und die Figuren wirken nicht so interessant und tiefgängig, wie sie es eigentlich verdient hätten.
Mit den etwas zu farblos geratenen Charakteren ließe es sich leben, viel gravierender schlägt ein anderes Manko zu Buche: Der Schreibstil. Dieser stellt hier ein ganz großes Minus dar, das der Geschichte viel von ihrer atemberaubenden Wirkung nimmt. Holperig und unbeholfen quälen sich die Sätze dahin, Sachverhalte, die man auch in einem kurzen Absatz hätte erklären können, werden zu langatmig ausgewalzt und gerne später noch einmal wiederholt und der Text strotzt vor Floskeln, von denen manche nahezu inflationäre Verwendung finden. Beispielsweise der Ausdruck, dass eine Gefühlsregung ‚plötzlich wie weggeblasen’ ist, findet sich andauernd.
Dafür halten sich Erzähltext, Actionszenen und Dialoge gut ausbalanciert die Waage, auch die Beschreibungen sind anschaulich und vermitteln ein stimmungsvolles Bild von Umfeld und Situation. Insgesamt lässt sich der Text leicht und flott lesen, was auf ein jugendliches Publikum abzielt. Der Roman wird zwar für 13 – 17 jährige empfohlen; ersteres wirkt allerdings in Anbetracht einiger sehr grausamer Szenen gegen Ende doch etwas verfrüht.
Zum Schluß weist ein furioser Cliffhanger den Leser unmissverständlich darauf hin, dass dieses Buch den Beginn einer Trilogie darstellt und man sich mit sämtlichen ausstehenden Antworten - und das sind viele! - noch gedulden muß.
Ein nettes Gimmick findet sich auf der Rückseite des Covers, wozu man allerdings eine Webcam benötigt. Surft man eine angegebene Unterseite des Verlages an und hält dort das Buchcover in die Kamera, wird man in ein Labyrinth befördert, aus dem man entkommen muß.
Das Buch wird unter der Regie von Catherine Hardwicke (Twilight) verfilmt und der Kinostart für 2013 erwartet.
Fazit
Mit ‚Die Auserwählten - Im Labyrinth’ präsentiert James Dashner den Beginn einer Trilogie, die zwar erhebliche Schwächen bei Stil und Charaktererstellung aufweist, welche jedoch durch interessante Ideen und unglaubliche Spannung wieder wettgemacht werden.
Pro & Kontra
+ sehr spannend
+ viele überraschende Wendungen
+ interessante Grundidee
+ Erzähltext und Actionszenen gut ausbalanciert
+ nettes www - Gimmick
o einige grausam/blutige Szenen
o gewaltiger Cliffhanger am Ende
- Schreibstil holprig und unbeholfen
- etliche logische Ungereimtheiten
- Charaktere zu schwach gezeichnet
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
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