Torsten Fink (06.08.2012)

Interview mit Torsten Fink

Literatopia: Hallo Torsten, danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, ein paar Fragen zu beantworten, um die Neugierde unserer Leser zu stillen. Erzähl uns doch zu Beginn ein bisschen mehr über Dich: Wer bist Du und was bedeutet Dir das Schreiben?

Torsten Fink: Da gibt es gar nicht viel zu erzählen. Geboren wurde ich im September 1965 in Bad Kreuznach, habe ein paar prägende Kindheitsjahre an der Nordsee (Wilhelmshaven) verbracht, bin dann ins Naheland umgezogen (worden), ich lebe und schreibe seit ca. zwanzig Jahren in Mainz.

Schreiben war schon in der Schule das einzige, was mir wirklich Spaß gemacht hat, das ist eigentlich, jedenfalls was das Arbeiten betrifft, auch so geblieben. Ich schreibe täglich, sollte ich aus irgendwelchen Gründen mal für zwei oder drei Tage nicht dazu kommen ein paar sinnvolle Zeilen zu tippen, lässt sich bei mir eine erhöhte Reizbarkeit feststellen. Aber eigentlich bin ich die Ruhe selbst, auch beim Schreiben.

Literatopia: Im April 2012 erschien „Der Prinz der Schatten“ im Blanvalet Verlag. Erzählst Du uns ein bisschen mehr über Dein jüngstes Werk? Was darf sich der Leser erwarten? Klassisch epische Fantasy oder Antihelden, die nicht nach der Rettung ihrer Welt streben?

Torsten Fink: Ich bin nicht besonders gut darin, mein eigenes Werk anzupreisen, aber ich versuch’s: Es geht um einen namenlosen jungen Mann mit Gedächtnisverlust aber erstaunlichen Fähigkeiten, eine intrigante Prinzessin, einen alternden Zauberer und seinen unter ihm leidenden, abgründig einfallsreichen Adlatus, einen geisteskranken Herzog, einen kräftigen Köhler und einige alte Geheimnisse.

„Klassisch episch“ klingt ein bisschen nach Schublade, da möchte ich nicht rein. Meine Helden sind eher Antihelden, deren Wege sich in Atgath, einer kleinen, auf den ersten Blick reichlich unbedeutenden Stadt kreuzen. Wer allerdings etwas tiefer blickt, kann die eine oder andere Überraschung erleben, sowohl bei den Figuren, wie auch in der Stadt, beziehungsweise unter der Stadt. Mehr will ich nicht verraten.

Literatopia: Die Geschichte eines Mannes mit dunkler Vergangenheit und ohne Gedächtnis lässt ohne viel Zutun an Action-Romane aller „Jason Borne“ denken. Eine sehr abwegige Verknüpfung? Was macht Deinen Trilogie-Auftakt so besonders im Vergleich zu Ähnlichem?

Torsten Fink: Irgendwann, mitten im Schreiben, ist mir auch aufgefallen, dass das Setting an Jason Bourne erinnert, aber zum Glück gibt es auch ein paar große Unterschiede. Mr. Bourne weiß nicht wer er ist, aber er weiß erstaunlich gut was er kann und vor allem weiß er, was er tut. Das würde ich von meinem Namenlosen nicht behaupten. Der geht eher planlos vor, unsicher über die eigenen, erstaunlichen Fähigkeiten und bringt dadurch sich und andere in große Schwierigkeiten.

Mein Ansatz war auch ein ganz anderer: Der erste Faden, den ich zu diesem Roman gesponnen habe, entwickelte sich um die Frage, was eigentlich passieren würde, wenn ein im Prinzip so mächtiger Held in einer kleinen, bescheidenen, beinahe ärmlichen Gemeinschaft aufschlägt, und was das mit den „kleinen Leuten“ eigentlich anstellt. Natürlich kamen dann weitere Fäden hinzu, aber das war der erste Ansatz.

Literatopia: Kannst Du uns etwas mehr über diese „kleinen Leute“ erzählen?

Torsten Fink: Die werden hier vor allem durch die Köhlerfamilie repräsentiert, die mit Problemen geschlagen ist, die ganz und gar un-fantasyartig sind. Die Mutter seit Jahren tot, der Vater Alkoholiker, die Tochter muss die Familie zusammenhalten, ist aber gerade in ihrer rebellischen Phase…
Ich konnte im Laufe der Story der Versuchung dann doch nicht widerstehen, auch da noch ein altes Geheimnis einzubauen, aber es ist nichts, was das Leben dieser Leute zunächst irgendwie verändert, jedenfalls bemerken sie nichts davon.

Literatopia: Schon im Dezember wird der nächste Band erscheinen. Kannst Du uns vielleicht schon etwas über „Der Prinz der Klingen“ verraten? Steht das Thema „enttäuschte Liebe“ tatsächlich im Vordergrund, wie der Klappentext vermuten lässt? Wann wird der dritte Teil erscheinen?

Torsten Fink: Es ist eher eine doppelbödige Anti-Liebesgeschichte, was ja ganz gut zu einem Anti-Helden passt. Aber um diesen Kern herum passiert wieder eine Menge. Es werden weiterhin Intrigen gesponnen und ein paar richtige, aber irgendwie auch viel mehr falsche Entscheidungen getroffen. Die Ereignisse in Band I haben außerdem ein paar ganz große Räder in Bewegung gesetzt, und der Leser bekommt auch dadurch mehr von der Welt zu sehen, in der die Handlung angesiedelt ist.
Der dritte Band erscheint etwa ein halbes Jahr nach Band II, also im späten Frühling 2013.

Literatopia: Trilogien über Trilogien. Immer wieder werden Stimmen laut, es würde in der Fantasy zu wenige Einzelromane geben, die begeistern können, ohne weit auszuholen. Was denkst Du als Autor? Ist Kurzhalten – vor allem in der Fantasy – schwer? Oder gar zu wenig (verlagspolitisch) modern?

Torsten Fink: Für mich als Autor hat eine Trilogie mehrere Vorteile. Ich habe Zeit, die Geschichte und vor allem auch die Welt darum herum zu entwickeln, andererseits sind drei Bücher noch überschaubarer als, sagen wir, fünf, sieben oder zwölf. Die Spannungsbögen – einer für jeden Band, einer für die Trilogie –, sind in ihrer Statik auch noch recht eng mit einander verbunden, das gefällt mir.

Ich gebe gerne zu, dass es auch schreib-ökonomischer ist, ich meine das aber nicht im materiellen Sinne, eher so, dass man aus einer Figur oder Idee einfach mehr herausholen kann. Erstaunlicherweise geht nämlich für die Entwicklung von Charakteren und Handlungsfäden fast genauso viel Zeit drauf wie für das eigentliche Schreiben. Für „Drachensturm“, meinen zweiten Einzelroman, habe ich insgesamt fast so viel Zeit gebraucht wie für eine meiner Trilogien.
Im Augenblick arbeite ich übrigens gerade am Konzept für das Werk nach der Trilogie, und so wie es aussieht, spielt es in derselben Welt, aber in einer anderen Gegend und mit anderen Charakteren, aber das Welt-„Feeling“ wird ähnlich werden. Gilt das als Einzelstück?

Literatopia: Das kann man wohl durchgehen lassen! Sind noch weitere solcher Sequels geplant? Und wie schwer fällt es eigentlich, eine selbst erschaffene Fantasywelt wieder loszulassen und zu neuen Ufern zu ziehen? Ist eine neue Welt automatisch an die alte angelehnt?

Torsten Fink: Die Versuchung ist zumindest da. Ich hatte auch kurz überlegt, die Welt um das Goldene Meer an Udu, die Welt aus den ersten beiden Trilogien, anzulehnen, es einfach ein paar tausend Jahre später spielen zu lassen, um mehr Welt-Tiefe zu gewinnen, aber es gab dann ein paar Dinge, die einfach nicht gepasst hätten. Also, ja, es fällt schwer, loszulassen.
Ob es weitere Sequels gibt, weiß ich jetzt einfach noch nicht. Wenn sich eine interessante Geschichte anbietet, ist das aber durchaus möglich.

Literatopia: Zehn High-Fantasy Romane sind bisher von Dir erschienen. Wolltest Du schon immer phantastische Geschichten schreiben? Was fasziniert Dich an diesem Genre? Das kreieren innovativer Welten? Oder lässt sich heutzutage kaum noch Neues schreiben?

Torsten Fink: Fantasy-Storys habe ich tatsächlich schon in meiner Jugend verfasst, oder zumindest habe ich ein paar angefangen, habe aber nicht geglaubt, dass sich jemals jemand dafür interessieren könnte. So kann man sich irren… Das Weltenerschaffen ist übrigens tatsächlich ein besonderer Reiz dabei. Mein Erstling „Die Insel der Dämonen“ war jedoch ein historischer Roman.

Literatopia: Wie bist Du dazu gekommen, bei Blanvalet veröffentlichen? Dein Wunschverlag von Anfang an, purer Zufall oder gar eine ältere Partnerschaft, als es anfänglich scheint? Ist „Torsten Fink“ ein Pseudonym?

Torsten Fink: Pseudonym? Nein, so kann man tatsächlich heißen. Ich werde übrigens gelegentlich mit dem Trainer des HSV verwechselt, obwohl der doch ein dickes „H“ im Namen trägt.

Der Weg zu Blanvalet war relativ lang und gewunden. Ich habe unterwegs gelernt, dass der schwierigste Teil auf dem Pfad zur Veröffentlichung der ist, bei dem man versucht, jemanden zum Lesen eines Manuskriptes zu bewegen.

Besagter Weg führte über ein erstes, fertiges Manuskript und eine Literaturagentin die sich bedauerlicherweise plötzlich in Luft aufgelöst hat, weiter über einen zufälligen Kontakt in einer Mainzer Mainacht schließlich zum Bertelsmann Jugendbuchverlag, bei dem nicht das besagte Manuskript, aber „Die Insel der Dämonen“, der schon erwähnte historische Roman erschien. Von da war es zu Blanvalet nicht mehr weit. Die sitzen sogar im selben Haus.

Literatopia: Möchte man mehr über Dich erfahren, sucht man im Netz vergebens nach einer aussagekräftigen Online-Präsenz. Warum ist das so? Bist Du kein Freund des World Wide Web? Oder hat diese Zurückhaltung andere Gründe?

Torsten Fink: Die eigene Web-Präsenz steht schon länger auf meiner Liste der zehn Dinge, die ich unbedingt erledigen muss, aber irgendwie rutscht sie dann doch immer wieder nach hinten. Es ist ja auch mit dem Erstellen nicht getan, man muss das ja auch pflegen. Ich drücke mich vermutlich einfach nur vor einer Arbeit, die mit dem eigentlichen Schreiben nichts zu tun hat…

Literatopia: Du hast lange Zeit als Texter, Journalist und literarischer Kabarettist gearbeitet – welche dieser Tätigkeiten hat Dir am meisten Freude bereitet? Arbeitest Du heute noch in diesen Bereichen? Oder bist Du auf einen sogenannten „Brotberuf“ nicht mehr angewiesen?

Torsten Fink: Am meisten Spaß bereitete definitiv die Kleinkunst. Auf der Bühne eigene Sachen vorzutragen ist schon etwas Besonderes. Im Augenblick bin ich mit dem Schreiben von Romanen ziemlich ausgelastet, und ganz froh, nicht mehr drei Dinge gleichzeitig tun zu müssen. Es ist übrigens witzig, dass den meisten Leuten nicht so recht bewusst zu sein scheint, wie viel Zeit diese Tätigkeit in Anspruch nimmt. Ich werde gelegentlich aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis gefragt, was ich denn so als Autor eigentlich die ganze Zeit mache, und wenn ich dann erwidere, dass ich an einem neuen Roman arbeite, kommt oft die Nachfrage: „Ja, und was machst du da den ganzen Tag?“

Literatopia: Ja, Torsten, und was machst du da den ganzen Tag? Vielleicht könntest an dieser Stelle klarstellen, wie sehr ein neuer Roman den Alltag eines Autors ausfüllt. Gehörst Du zu jenen, die um Punkt 8 anfangen zu schreiben und bis zum Abendessen nichts anderes tun? Ist Dein Tag straff organisiert oder bist Du eher flexibel?

Torsten Fink: Was den Tagesablauf angeht, bin ich eher flexibel. Ich stehe irgendwann zwischen sieben und halb neun auf, je nachdem, wie der vorige Abend verlaufen ist. Im Moment pendelt es sich gerade auf acht Uhr ein. Normalerweise geht es nach dem Frühstück und mit einer Tasse Kaffee an den Rechner. In seltenen Fällen, wenn ich z.B. am Abend vorher mit einer wichtigen Szene nicht fertig geworden bin, geht es auch ohne Frühstück los. Aber Kaffee muss sein.

Am Rechner lese ich oft gerne noch ein bisschen die aktuellen Nachrichten, bevor ich mich auf die Arbeit stürze. Dann wird geschrieben bis zur Mittagspause, die nicht unbedingt mittags liegt, und in der ich mich ein wenig bewege. Irgendwie endet die Bewegung meistens in einem Café. Es folgt eine Nachmittagssession, wieder eine Pause, und dann arbeite ich gerne noch einmal in den Abend hinein. Meist gibt es dann einen Punkt, an dem es einfach Zeit wird, aufzuhören.

Es gibt aber viele Ausnahmen von der Regel. Im Hochsommer verschiebe ich die Mittagspause gerne in den Nachmittag, wenn es in meinem Arbeitszimmer unter dem Dach zu warm wird. Gelegentlich ergeben sich auch Mitternachtssessions, aber dann klappt das mit dem frühen Aufstehen nicht. Mir ist durchaus bewusst, dass diese freie Zeiteinteilung ein ziemlicher Luxus ist. Den genieße ich auch sehr, gerade, da ich auch ganz andere Zeiten kenne. Und wenn ich auch im Tagesablauf ziemlich frei bin, so arbeite ich während der eigentlichen Schreibphase auch sechseinhalb Tage die Woche. Macht aber trotzdem Spaß.

Literatopia: „Literarischer Kabarettist“ klingt äußerst spannend. Erzählst Du uns vielleicht ein bisschen mehr darüber? Was war Dein Erfolgsrezept, um Dein Publikum zu unterhalten?

Torsten Fink: Wir waren ein Text und Percussion-Duo, mit anfänglich lyrischen, später epischen Texten. Charakteristisch für uns war wohl, dass wir alte Sagen und Mythen in die Gegenwart verlegt haben: Odysseus als Steuermann eines untergehenden Öltankers, Herkules beim Zirkus, die Nibelungen als Partykiller oder Faust in einem Weindörfchen. Ob es ein Erfolgsrezept war, sei mal dahingestellt, unsere Texte waren schon ziemlich für die Nische, oder, wie es ein Kritiker einmal ausdrückt: Wir saßen selbstbewusst zwischen allen Stühlen. Wir hatten treue Fans, aber ihre Zahl blieb überschaubar. Die Auftritte waren trotzdem schön.

Literatopia: Hand aufs Herz – wenn Du nur ein Buch, bzw. eine Deiner Reihen empfehlen dürftest, um potenzielle Leser zu überzeugen, welche wäre das? Warum? Was genau zeichnet diese Geschichte für Dich aus?

Torsten Fink: Ich mag natürlich alle meine Bücher, aber irgendwie finde ich das Aktuelle immer am besten, in dem Fall also “Der Prinz der Schatten.“ Ich kann die Empfehlung aber noch mit einem Zitat aus meiner Verwandtschaft unterstreichen: „Also, das kann man auch lesen, wenn man nicht so verrückt ist wie du.“
Gemeint ist damit, so vermute ich jedenfalls, dass die beiden ersten Trilogien: „Die Tochter des Magiers“ und „Der Sohn des Sehers“ in einer doch sehr fremdartigen, bronzezeitlichen Welt angesiedelt sind, während der „Prinz“ sich durch uns etwas nähere, eher spätmittelalterliche Sphären bewegt. Da fällt der Einstieg sicher leichter. Wer geschlossene Welten mit viel Tiefe zum Abtauchen bevorzugt, kann sich aber gerne den ersten beiden Trilogien widmen.

Literatopia: Wann und wie hast Du zu schreiben begonnen? Hast Du Dich einfach hingesetzt und beschlossen, es zu versuchen? Oder war das eine langsamere Entwicklung?

Torsten Fink: Ich wollte schon immer irgendetwas machen, was mit Schreiben zu tun hat. Habe ich eigentlich auch getan. Am meisten gelernt habe ich sicher als Journalist, vor allem habe ich da für mich ziemlich fremde Welten kennengelernt, gerade im lokalen Bereich. Das Dumme war nur, dass das nach und nach zu einer Schreibblockade geführt hat. Ich habe nur noch geschrieben, was ich im Beruf eben schreiben musste, aber für die eigenen Texte war keine Kraft mehr übrig.

Literatopia: Talent oder Handwerk? Wie denkst Du über das Schreiben?

Torsten Fink: Zum Erzählen braucht man zunächst Talent, aber das Schreiben ist auch viel Handwerk, da kann man auch immer noch was lernen. Am Wichtigsten ist aber nach meiner Einschätzung eine eigene Sicht auf die Dinge – sonst hat man ja nichts Originelles zu erzählen.

Literatopia: Wo und wann schreibst Du am liebsten? Brauchst Du ein gewisses Umfeld, um in Stimmung zu kommen, oder könnte um Dich herum die Welt im Chaos versinken, während Du tief konzentriert die Tasten zum Glühen bringst?

Torsten Fink: Zum Schreiben brauche ich Ruhe. Es gib da drei Phasen: Die Vorbereitung, das eigentliche Schreiben und der Feinschliff (bei dem oft schon die Vorarbeiten für ein mögliches nächstes Werk beginnen). Beim eigentlichen Schreiben gehe ich regelrecht in Klausur und mag keine Störungen. Aber auch in dieser Phase kann man mich mittags in meiner „Mittagspause“ in einem Café sitzen sehen. Da lese ich Zeitung, oder mache mir, ganz analog, Notizen in einem kleinen schwarzen Buch zu dem, an dem ich gerade arbeite.

Literatopia: Wie sieht es eigentlich mit Musik aus? Brauchst Du einen Soundtrack zum Schreiben oder ist Dir die Stille lieber?

Torsten Fink: Früher habe ich mehr Musik beim Schreiben gehört als heute, überwiegend instrumentale Sachen, denn Text könnte zu sehr ablenken und deutscher Text geht gar nicht und zu aufregend darf es dann auch nicht werden. Das grenzt die Auswahl natürlich ein. Ich weiß nicht, wie oft ich die „Animals“ von Pink Floyd, und Philip Glass‘ Soundtrack zu Koyaanisqatsi gehört habe. Die Glass-Oper „Akhnaten“ passte hervorragend zur bronzezeitlichen Welt von Udu. Außerdem ist es Minimal-Music, es wird nicht viel gesungen, und wenn, dann auf alt-ägyptisch oder akkadisch. Zum Kontrast gab’s Hedningarna, die machen schön archaische Musik.

Inzwischen wird es aber immer ruhiger am Schreibtisch. Es ist eben nicht ganz einfach, für sieben bis elf Stunden Arbeit passende Musik zu finden, wenn die sich nicht in Endlosschleife drehen soll. Manchmal höre ich Musik zum Einstimmen auf bestimmte Szenen, aktuell „In The Colosseum“ von Tom Waits, obwohl die fragliche Szene noch gar nicht dran ist. Vielleicht höre ich auch einfach nur gerne Tom Waits…

Literatopia: Verbringst Du auch so manchen Abend damit, viel und ausgiebig zu lesen? Hast Du neben dem Schreiben noch Lust dazu? Wenn ja, was darf auf Deinen Nachttisch und gibt es ein bestimmtes Buch, das Dich in den letzten Monaten besonders beeindruckt hat?

Torsten Fink: Eine Freundin hat es mal so formuliert: „Wenn ich den ganzen Tag schreibe, kann ich abends keine Buchstaben mehr sehen.“ Ich habe früher wahnsinnig gerne gelesen, komme aber leider wirklich kaum noch dazu. Im Augenblick liegt „Gegen den Tag“ von Thomas Pynchon auf dem Nachttisch, ein tolles Buch, aber es wird noch sehr lange da liegen, bevor ich damit durch bin. Ansonsten? Bei Terry Pratchett kann ich mich immer amüsieren, liest sich angenehm leicht, was, wie ich weiß, eine hohe, oft unterschätzte Kunst ist.

Literatopia: Hast Du literarische Vorbilder? Welche Autoren sind Dir inzwischen besonders ans Herz gewachsen und warum? Würdest Du uns vielleicht verraten, ob bestimmte Werke einen Einfluss auf Dich und Dein literarisches Tun gehabt haben?

Torsten Fink: Da gibt es viele Einflüsse, aber keinen übermächtigen, alleine prägenden. Der schon erwähnte Terry Pratchett hat mir den Spaß an der Fantasy zurückgegeben, die Flamme entzündet hat ein gewisser J.R.R Tolkien. Der hat mich, als ich ihn mit sechzehn oder siebzehn das erste Mal gelesen habe, regelrecht umgehauen. Bei den jüngeren Fantasy-Autoren fallen mit jetzt noch Lukianenko und Strout ein. Ansonsten bin ich mehr für Crossover, also die Befruchtung durch Werke, die eben nicht zur Fantasy gehören. Da könnte man in meinen Büchern Dinge finden, die – über mehrere Ecken – auf Faulkner, Brecht oder Doris Lessing zurückgehen, oder auch auf Filme von Kurosawa, Kaurismäki, Coppola.

Literatopia: Schon jetzt steckt so mancher tief in der Planung der Frankfurter Buchmesse. Wirst Du auch dort sein? Was hältst Du von großen Buchmessen? Großes „Familientreffen“ und Leserparadies? Oder ist es Dir da einfach zu voll?

Torsten Fink: Da ist es mir eigentlich zu voll, und wenn Blanvalet mich nicht unbedingt dort haben will, werde ich mich wohl fernhalten.

Literatopia: Was dürfen wir in naher und auch ferner Zukunft von Dir erwarten? Besuchst Du vielleicht ein neues Genre oder bleibst Du phantastischen Mehrteilern treu?

Torsten Fink: Ich arbeite, wie erwähnt, schon am nächsten Fantasy-Roman. Dann habe ich hier noch ein paar andere, halbe Ideen liegen, die alle mindestens phantastische Elemente enthalten, aber ich kann da nicht sehr weit in die Zukunft sehen. Was nach dem nächsten Werk kommt?, keine Ahnung, das ist noch unentdecktes Land...

Literatopia: Herzlichen Dank für Deine Zeit und das Interview!


Autorenfotos: Copyright by Torsten Fink


Dieses Interview wurde von Angelika Mandryk und Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.