Mein Wille sei dein Wille (Mary Burton)

Verlag Lyx, Mai 2012
Originaltitel: I’m watching you, übersetzt von Kristiana Dorn-Ruhl
Klappbroschur, 427 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3802586545

Genre: Romantic Thrill


Klappentext

In ihrer Kindheit litt Lindsay O’Neil unter einem gewalttätigen Vater. Sie musste miterleben, wie er ihre Mutter brutal misshandelte und zu Tode prügelte. Nun versucht sie selbst, zerrütteten Familien zu helfen und leitet in Richmond, Virginia, ein Frauenhaus, in dem sie gemarterten Frauen und Kindern Zuflucht bietet. Da wird eine Leiche in der Nähe des Frauenhauses gefunden. Bei dem Toten handelt es sich um Harold Turner, einen stadtbekannten Anwalt mit moralisch fragwürdigen Ansichten, der selbst oft kaltblütig Hand an seine Frau legte. Lindsay kannte das Opfer und wusste um die Misshandlungen. War es Turners Ehefrau, die sich nach Jahren der Qual an ihm gerächt hat? Für Lindsay steht plötzlich alles auf dem Spiel, denn die Anonymität des Frauenhauses ist durch den Fall gefährdet, und sie droht, ihre Schützlinge zu verlieren. Doch das ist erst der Anfang des Albtraumes für Lindsay: Kurz darauf tötet der Killer erneut und schickt ihr morbide Souvenirs seiner Opfer. Je mehr Leichen auftauchen, desto deutlicher wird, dass der Mörder eine besondere Verbindung zu Lindsay hat und die Geheimnisse ihrer düsteren Vergangenheit kennt...


Die Autorin

Mary Burton ist im Süden der USA aufgewachsen. Sie hat an der Universität von Virginia Englisch studiert. Nach einer Karriere im Bereich Marketing begann sie äußerst erfolgreich, Romane zu schreiben. Burton lebt und arbeitet in Virginia. Weitere Informationen unter: http://www.maryburton.com


Rezension

Lindsay O’Neil hatte es in ihrem Leben nicht leid. Durch die viele Gewalt in ihrer Kindheit wurde sie früh erwachsen, als sie siebzehn war, prügelte ihr Vater ihre Mutter zu Tode. Doch Lindsay hat nie aufgegeben, und mittlerweile leitet sie erfolgreich ein Frauenhaus in Richmond. Immerhin weiß sie aus erster Hand, wie Frauen sich fühlen, die Opfer von häuslicher Gewalt werden. Als aber eine Leiche in ihrem Garten gefunden wird, stellt sich ihre Welt auf den Kopf. Nicht nur, dass es sich um einen Mann handelt, der bekanntlich seine Frau schlug, auch ihre Gefühle werden auf eine harte Probe gestellt. Denn der ermittelnde Beamte ist kein Geringerer als ihr Ehemann Zach Kier, von dem sie sich vor einiger Zeit getrennt hat. Seinen Weg in die Alkoholabhängigkeit wollte sie nicht mitgehen, um ihrer selbst willen musste sie die Reißleine ziehen. Als sie ihn nun überraschend wiedersieht, kommen lang vergrabene Gefühle wieder an die Oberfläche – und auch Zach geht es nicht anders. Aber zuerst einmal müssen sie denjenigen finden, der Lindsay behüten möchte – es muss irgendjemand aus ihrer Vergangenheit sein.

Lindsay und Zach sind zwei sehr realistische und sympathische Charaktere, die beide einen schweren Weg hinter sich haben. Ihre Narben aus der Vergangenheit brechen wieder auf, schmerzen aber lange nicht mehr so stark wie früher. So ist es für beide vorstellbar, sich möglicherweise wieder aufeinander einzulassen, was allerdings die Geschichte nicht stört. Anfangs auch recht vernünftig, so lässt Lindsay leider im Laufe der Geschichte etwas nach, sie kann einfach nicht verstehen, dass sie ihr Leben nicht wie vorher weiterleben kann und so begibt sie sich – wie sollte es auch anders sein – blindlings in Gefahr. Aber das gehört bei diesem Genre einfach dazu und man wartet ja förmlich darauf, wann die Charaktere endlich mal wieder selten dämlich handeln. Dafür offenbart sich der Täter auch wirklich erst zum Schluß, wenn es vorher auch kleinere Hinweise gibt. Der ganze Plot ist schlüssig, die Liebesgeschichte angenehm am Rande und die Charaktere sehr pfiffig und handeln – meistens – nachvollziehbar. Lindsay Bedenken, Zach gegenüber, sind verständlich und auch nicht überzogen.

So richtig unsympathisch ist nur eine Darstellerin, die Reporterin Kendall Shaw, die wieder einmal eindrücklich beweist, wozu eine Reporterin fähig ist, wenn sie eine gute Story wittert. Ob sie andere schädigt oder Verschollenes zutage fördert, ist ihr egal, von Ehrgeiz zerfressen deckt sie alles auf, was sie nur kann. Schadenfroh nimmt man dann zur Kenntnis, was ihr dann schlussendlich passiert. Man mag gar nicht meinen, dass sie die Protagonistin des nächsten Bandes ist, wird Mary Burton es schaffen, einen so unsympathischen Charakter dem Leser wieder nahe zu bringen? Zumindest dürfen wir uns dann auch auf ein Wiedersehen mit Zachs Partner Jacob Warwick freuen. Ansonsten hat die Autorin hier aber einen soliden Krimi abgeliefert, der spannend, überraschend und emotional ist. Denn das Setting in einem Frauenhaus ist nun mal von Emotionen überschattet, immer wieder schlägt die Wut über den Leser hinweg, wenn Männer einfach in das Leben ihrer Frauen eingreifen, nur weil sie ihnen körperlich überlegen sind. Diese Gemeinheit, sie psychisch wie physisch zu unterdrücken ist ein ganz fieser Charakterzug, immer wieder erstaunlich, wie hilflos selbst einigermassen gefestigte Frauen diesem hilflos gegenüberstehen. Sie bekommen einfach keine Chance, ihr Leben neu zu orientieren, vor allem sind sie diejenigen, die alles aufgeben müssen und immer in Angst verbleiben. Während der eigentliche Täter fröhlich weiterlebt und es sich zur Aufgabe macht, dem anderen einfach keine Chance zu lassen, um glücklich zu sein.


Fazit

Spritzig, spannend und emotional serviert Mary Burton solide Krimikunst, mit dem typischen Hauch der Romantik. Die Charaktere in Mein Wille sei dein Wille sind mitreißend, realistisch und sympathisch. Wenn sie auch manchmal unklug handeln, so schleichen sie sich doch nachhaltig in die Herzen der Leser.


Pro und Contra

+ emotionales Setting
+ interessante und wandelbare Charaktere
+ durchgehend spannend
+ charmante Nebencharaktere
+ Ekelpakete als Gegenspieler
+ Liebesgeschichte fügt sich angenehm in die Geschichte ein

o unüberlegte Handlungen

- Reporterin

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5