TextLustVerlag (Juni 2012)
Kaffeepausengeschichten Band 1
Cover-und Innengrafik: Crossvalley Smith
Coverlayout: Atelier Bonzai
60 Seiten, Paperback, 4,95 EUR
ISBN: 978-3-943295-27-6
Genre: Dark Fantasy
Klappentext
Den Dämonen wird die Dunkelheit zugeschrieben mit all ihren Angst einflößenden Wirkungen. Aber stehen sie deshalb jenseits von allem Guten? Vielleicht ist im Grauen, das sie verbreiten, gar die Quelle des Lichts, die nur derjenige finden kann, der hinter den Geschöpfen der Nacht das Geheimnis erkennt.
Die Geschichten:
Die Nacht des Gargoyles
Begegnung mit einem Vampir
Blut und Feuer
Jede Geschichte mit Tipps für einen besonderen Lesegenuss.
Rezension
Die Nacht des Gargoyles:
Er wacht über die Stadt, achtete darauf, dass das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit eingehalten wird. Dann jedoch begegnet dem Gargoyle ein alter Mann. Das erste Mal seit Jahrzehnten spricht ein Mensch mit dem Wächter und der alte Mann nimmt dem Gargoyle das Versprechen seines Lebens ab.
Der namenlose Gargoyle, der Ich-Erzähler der Geschichte, ist eine alte Seele. Das merkt man nicht nur an dem Stil, wie er uns die Geschichte erzählt. Er möchte dem Leser etwas geben, ohne es aufzudrängen – und das gelingt ihm spielend. Die Geschichte um den Alten Mann und den namenlosen Gargoyle ist poetisch und melancholisch. Es geht um Mut, Verluste und die Werte, die jedem Menschen etwas bedeuten. Spielend und mit wenigen Worten zieht Frau Mackert den Leser in die Geschichte hinein und lässt ihn bis zum Ende keine Zeit das Büchlein aus der Hand zu legen. Viel zu gerne liest man über den außergewöhnlichen Gargoyle, dem Wächter über das Gleichgewicht.
Aber der Leser lernt auch sehr viel auf diesen wenigen Seiten. Denn: aus den Schatten unserer Ängste wird ein Dämon geboren, den wir nur durch das Licht unseres Muts vertreiben können. Eine wunderschön schwermütige Geschichte – ohne Nachwehen oder Tränen, aber mit einem tapferen Lächeln auf den Lippen.
Begegnung mit einem Vampir:
Stefan will unsterblich werden und um das zu erreichen beginnt er eine Höhle zu beobachten, in der ein Vampir haust. Eines Nachts dringt er in die prachtvoll ausstaffierte Höhle des Vampirs ein und wird überrascht. Doch der Vampir tötet ihn nicht, er zeigt ihm, was der Preis der Unsterblichkeit ist. Stefan will die Unsterblichkeit und ist dafür sogar bereit über Leichen zu gehen. Er legt sich auf die Lauer, um das ersehnte Blut des Vampirs zu bekommen … doch erntet am Ende nicht das, was er gesät hatte. Der Vampir Ekarius ist uralt und weiß, was der Preis der Unsterblichkeit ist. Er versucht Stefan dies zu lehren.
Die Geschichte ist aus der Sicht von Stefan geschrieben, 3.Person, der als Protagonist nicht sehr stark ist. Man möchte sogar sagen, er ist mit seiner Motivation dem Leser unsympathisch – wobei das Streben nach Unsterblichkeit nichts unmoralisches ist. Nur wie Stefan mit dem Tod umgeht, ist erschreckend. Frau Mackert präsentiert dem Leser keine bildgewaltige, aber moralische Geschichte, in dem der Held nicht der Held ist und der Bösewicht nicht auf der Seite der Dunkelheit. Es sind Grautöne, die uns die Autorin aufzeigt, Grautöne, die in jedem von uns vorhanden sind. Und deswegen umso erschreckender wirken.
Blut und Feuer:
Der Krieg fordert Opfer.
Der Feldherr Alvgrim liegt im Sterben, bevor er, seine Mannen und Jarven die Lande Armaii von den Barbaren befreien konnten. Jarven bleibt nur eine Möglichkeit, seinen Feldherren und damit die gesamte Bevölkerung zu helfen: er muss ein Einhorn töten und dessen Horn gemahlen Alvgrim geben – denn Einhornhörner können selbst Tote zum Leben erwecken. Der Feldherr erwacht zu neuem Leben, doch das Einzige, was er noch sehen kann ist Blut und Feuer…
Jarven ist der zweifelhafte Held der Geschichte, der weiß, dass er eine schändliche Tat begeht, die er immer wieder vor sich selbst rechtfertigen muss. Sein Gewissen durchbohrt ihn förmlich und er muss erkennen, dass er mit einem Opfer noch mehr Opfer fordert. Frau Mackert entführt den Leser mit dieser Kurzgeschichte in eine Fantasywelt, in der ein fürchterlicher Krieg tobt. Moral verschwimmt mit Rechtfertigungen zu grausamen Taten. Doch niemals wird Jarven dem Leser unsympathisch. Er ist ein Krieger, der seinem Feldherren loyal untergeben ist und doch empfindet er eine tiefe Reue für seinen Mord am friedliebenden Einhorn, das mit diesem Krieg aus Menschenhand nichts zu tun hat. Er weiß um seine zweifelhafte Moral bescheid, doch muss er abwägen, was ihm teurer ist: Moral oder das Leben. „Blut und Feuer“ geht nicht nur um die Geburt des Bösen aus einer gut gemeinten Tat, sondern um den Menschen an sich. Die Geschichte ist nicht philosophisch oder greift mit bildhafter Sprache um sich. Sie ist direkt und trifft den Leser ins Herz und die Gedanken.
In „Das Licht der Dämonen“ entführt die Autorin Angela Mackert den Leser auf eine sprachlich raffinierte und mit zarten Spannungsbögen durchbrochene Reise, die ihn von mystischen Wesen bis in die Psyche des Menschen führt. Sie zeigt Dämonen, die in den Menschen wohnen oder aus ihren Taten geboren werden.
Fazit
Der erste Band der Kaffeepausengeschichten: „Das Licht der Dämonen“ ist eine Ansammlung von drei wunderhübschen Perlen an Kurzgeschichten, die man nicht verpassen sollte. Der gelungene Auftakt einer viel versprechenden Reihe.
Pro & Kontra
+ abwechslungsreiche Geschichten
+ interessante Charaktere, die weder gut noch böse sind
+ einfallsreiche Ideen
+ Spannung bis zum Schluss
+ eine angenehme Bildsprache
o nicht zu lang und nicht zu kurz
- in der letzten Geschichte zu viele Personen
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Sprache: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5