RIA - Die Macht des Siegels (Thorsten Kiecker, Fabian Schlaga und Andreas Völlinger)

Splitter (April 2012)
Hardcover, 64 Seiten, 13,80 EUR
ISBN: 978-3-86869-301-0

Genre: Fantasy

 


Inhalt


Die Suche nach den fünf Fragmentträgern führt Ria und ihre Gefährten Loan und Uri in die geheimnisvollen Skarpō-Wälder. Doch in den Schatten der Urwaldriesen lauert eine todbringende Macht! Tenebras neuer Diktator Noctus unterzieht sich derweil einer grausamen Prozedur, um seine Herrschaft zu festigen. Mit unheilvollen Konsequenzen für die überlebenden Flüchtlinge aus der Höhle der Seelen …


Rezension

Ria, Loan und Uri sind nur knapp den Schergens des Diktators Noctus entkommen und sehen ihre einzige Hoffnung darin, die fünf Fragmentträger ausfindig zu machen. Dabei bereisen sie die urtümlichen Skarpo-Wälder, in denen Káha Pú, die Molluskenkönigin, eine Fragmentträgerin ist. Doch sie möchte ihre durch das Fragment erworbene Macht nicht mehr hergeben und so kommt es zum Kampf. Auch in der Eiswüste von Tikoha wirft das Schicksal Ria und Loan Steine in den Weg. Der Klang der Eisfischer begegnet ihnen zunächst friedvoll, doch schnell werden die beiden in einen Konflikt hineingezogen, der sie zu den Sündenböcken macht …

Im zweiten Band von „RIA – Die Lichtklanchroniken“ sieht man endlich mehr von der geheimnisvollen Welt Tenebra. Ihre versteckten Winkel sind von atemberaubender Schönheit, doch ebenso gefährlich. In den Wäldern lauern schreckliche Kreaturen, ebenso in der Eiswüste. Und die Einblicke in Noctus‘ Reich lassen nichts Gutes erahnen, denn irgendwann müssen Ria und Loan diese Schattenwelt betreten und sich dem fürchterlichen Herrscher stellen. Dieser ist bisher der üble Bösewicht, den man richtig hassen kann. Dagegen sind Ria und Loan die Guten, die mit viel Mut und Tapferkeit für die Rettung ihrer Welt kämpfen. Ein wenig mehr Graustufen wären wünschenswert, doch bisher scheint „RIA“ auf eine klassische Helden-Bösewicht-Beziehung zu setzen. Dass sich diesbezüglich in den nächsten zwei Bänden noch etwas ändert, scheint unwahrscheinlich – allerdings könnte es noch große Überraschungen geben. „Die Macht des Siegels“ zeigt jedenfalls, dass in den Köpfen der Autoren und Zeichner noch viele gute Ideen herumschwirren.

Zu diesen Ideen gehört auf jeden Fall die Molluskenkönigin und ihre Heerschar tintenfischähnlicher Kinder. Die fremdartigen Wesen bringen Ria und Loan in eine mehr als brenzlige Situation, die auf mysteriöse Weise aufgelöst wird. Überhaupt spielt die Mythologie Tenebras eine zentrale Rolle im Comic, wobei man seine Zweifel hegt, ob diese in nur vier geplanten Bänden ausreichender erläutert werden kann. In „Die Macht des Siegels“ erscheint einem Tenebra so riesig, dass man jetzt schon bedauert, vermutlich nicht jeden Winkel zu Gesicht zu bekommen. Die von Thorsten Kiecker und seinem Team geschaffene Welt bietet Stoff für zahlreiche Geschichten – und trotz diverser Klischees kehrt man gerne dorthin zurück. „RIA“ ist schlichtweg gute Unterhaltung, sieht phänomenal aus und kann sowohl junge als auch ältere Leser begeistern.

Die Optik ist wie im Vorgängerband traumhaft. An vielen Seiten wollen sich die Augen des Lesers einfach nur festsaugen. Der Stil erinnert dabei weiterhin an Disney-Filme und wartet mit gelungenen Lichteffekten und Farbspielen auf. „RIA“ besitzt damit großen Wiedererkennungswert und dürfte vor allem Liebhabern trickfilmartiger, farbintensiver Bilder gefallen. Die Menge an gesprochenem Text schwankt diesmal stark. So gibt es wieder viele Seiten, auf denen die Bilder allein für sich sprechen, dazwischen allerdings auch relativ ausführliche Gespräche, in denen der Leser mehr über die Hintergründe erfährt. Passend dazu gibt es wieder einen schön gestalteten Anhang mit Infos zur Welt und neuen Personen. Da gäbe es beispielsweise Torcas, einen Eisfischer, der ein Meeresmonster dank seines Fragments bändigen kann. Im Gegensatz zu seiner Klanmutter ist er davon überzeugt, dass sein Volk die lebensfeindliche Eiswüste verlassen muss. Ria und Loan sind dabei für ihn der Beweis, dass jenseits ihres Hortes nicht nur Monster leben und Dunkelheit herrscht.

Die Aufmachung ist Splitter-typisch wieder äußerst gelungen. „Die Macht des Siegels“ kommt als ebenso schönes Hardcover wie der erste Band daher und wartet mit einer liebevollen Gestaltung auf. Das Motiv mit Ria ist glänzend auf mattem Schwarz gedruckt – doch so schön das Motiv ist, fragt man sich, weshalb nichts das ursprüngliche verwendet wurde, welches noch besser aussah (zu sehen im Interview mit Torsten Kiecker). Nichtsdestotrotz kann man gar nicht oft genug hervorheben, dass Splitter sich bei der Optik seiner Comics große Mühe gibt und das Ganze trotzdem zu einem vergleichsweise günstigen Preis anbietet.

 


Fazit

„RIA – Die Macht des Siegels“ wartet wie sein Vorgänger mit einer traumhaften und farbintensiven Optik auf. Dynamische Zeichnungen treffen auf eine mysteriöse Phantasiewelt, die den Leser in ihren Bann zu schlagen vermag. Etwas mehr Graustufen und weniger Klischees wären wünschenswert, doch insgesamt seien die „Lichtklangchroniken“ jedem Zeichentrickfan ans Herz gelegt.

 


Pro & Contra


+ traumhafte, farbintensive Optik
+ geheimnisvolle, wunderschöne Phantasiewelt Tenebra
+ interessante Wesen und Völker
+ tapfere, sympathische Protagonisten
+ spannende Storyführung

- immer noch zu wenige Graustufen

Extras: schön gestalteter Anhang mit Erklärungen zur Welt / Wesen

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5

 


 

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