Starters (Lissa Price)

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Verlag: ivi (März 2012)
Hardcover: 400 Seiten, € 15,99
ISBN-13: 978-3492702638

Genre: Science Fiction / Dystopie


Klappentext

1. Vorsicht! Sie haben den Körper eines anderen Menschen gemietet. 
2. Es ist nicht gestattet, den gemieteten Körper zu verändern oder zu verletzen.
3. Wir haften nicht für illegale oder gefährliche Aktivitäten, die Sie mit dem gemieteten Körper ausführen.


Rezension

Lissa Price ist Drehbuchautorin und lebt, nach mehreren Aufenthalten in Japan sowie Indien, heute in Kalifornien. „Starters“ ist ihr erster Roman und zeitgleich eines der höchstgehandelten Debüts der letzten Jahre. Im November 2012 wird mit „Enders“, schon jetzt heiß erwartet, die Fortsetzung erscheinen.

>> Deine Zukunft gehört dir, doch dein Körper gehört uns! <<

Los Angeles in der Zukunft: Callie Woodland ist, wie beinahe alle Jugendlichen ihres Alters, ein Kind der Straße, eine „Starter“. Die Auswirkungen eines bakteriologischen Krieges haben sie und unzählige andere Kinder zu Vollwaisen gemacht. Gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Tyler muss Callie daher alle Register ziehen, um zu überleben. So ziehen die beiden, stets Seite an Seite, auf der Suche nach einem Auskommen, etwas Essen oder Schutz vor den Marshals durch die gefährlichen Gassen der Stadt. Um dem kranken Tyler die so dringend benötigten Medikamente zu bezahlen, scheint das akzeptieren eines folgenschwere Angebots unumgänglich: die mysteriöse Body Bank „Prime Destinations“ bietet an, junge und gesunde Körper gegen eine beträchtliche Summe an die sogenannten „Enders“ zu vermieten. Diese oftmals steinreichen Senioren sehnen sich nach Abwechslung, Abenteuer oder aber dem wohltuenden Gefühl, für eine gewisse Zeit wieder frei von körperlichen Gebrechen zu sein. Um einen solchen hochwissenschaftlichen Prozess zu ermöglichen, wird dem Vermieter ein Chip implantiert, der es ermöglichen soll, dass ein Enders die Kontrolle über den gewünschten Körper übernimmt. Callie willigt nur widerwillig ein. Sie sammelt jedoch erstmals gute Erfahrungen, bis sie bei ihrem letzten Auftrag unvorhergesehen außerhalb von Prime Destinations erwacht. Sie trägt teure Kleidung, besucht einen Club und hört, wenige Momente später, eine drängende Stimme in ihrem Kopf. Eine, die ihr einen Mord befiehlt und sie schlussendlich warnt, dass nicht nur Callie, sondern alle Vermieter in großer Gefahr schweben. Einer absolut tödlichen ...

Lissa Price Haupthandlungsstrang ist auf den ersten Blick nicht besonderes komplex: ein junges Mädchen erwacht in einer ihr feindlichen Umgebung und muss alles tun, um den Schein zu wahren. Was anfänglich schwer wirkt, wird bald zur Gewohnheit – wenig später ist Callie nicht nur einem mysteriösen Geheimnis auf der Spur, sondern auch noch verliebt. Weder inhaltlich noch sprachlich lassen sich auf den ersten zweihundert Seiten besondere Leckerbissen entdecken, um das Herausragen aus der dystopischen Masse an (Jugendbuch-)Romanen zu garantieren. Alles wirkt solide gestaltet mit besonderem Focus auf die Protagonistin mittels Ich-Perspektive. Flüssig hangelt der Leser sich durch das Geschehen und wird durch den gelungenen Spannungsaufbau immer wieder animiert, weiter zu lesen. Ab und an stören kitschige Überzeichnungen, ein oftmals steril anmutender Erzählstil und kleine Fragezeichen über Callies Welt an sich. Es fehlen Details, Erklärungen und einen verständlichen Zugang zu diesem Gesellschaftssystem, das hoffentlich in „Enders“ näher beleuchtet wird. Die Heldin allerdings ist dafür umso sympathischer. Callie wirkt tapfer, bringt aber ebenso die emotionalen Schwächen einer Sechzehnjährigen mit, die keine Eltern, keine Sicherheit im Rücken hat. Ihr Zweifeln an sich ist oftmals verständlich. Man leidet und kämpft mir ihr, auch wenn man sich manchen ihren (vor allem amourösen) Gefühlsausbrüchen ab und an entziehen will. Zum Ende hin steigert sich die Spannung weiter. Mag bis zum letzten Drittel alles noch recht simpel gewirkt haben, so wird dieser Eindruck mit ein paar nicht vorherzusehenden Wendungen gelungen außer Kraft gesetzt. Lissa Price ermöglicht somit eine neue Sicht auf manche Dinge und ebnet den Boden für einen nächsten Band sowie eine Liebesgeschichte, die tragischer Weise völlig unmöglich scheint.

"Blake und ich ritten auf feurigen Arabern mit glänzend braunem Fell über saftige Wiesen und an schäumenden Bächen vorbei in einen Kiefernwald. Soweit ich sehen konnte, waren wir die einzigen Reiter weit und breit. Wir begegneten keiner Menschenseele. Blake saß besser im Sattel als ich, aber er passte sich meinem Tempo an. Ich beließ es bei einem leichten Trab, um nur ja nicht zu stürzen und die kostbare Ware Körper zu beschädigen. Nach zwei Stunden zügelte Blake sein Pferd und stieg ab. "Hunger?", erkundigte er sich."

(Seite 121)


Fazit

„Starters“ ist ein unterhaltsamer Roman, den man, ob der vorhandenen Spannung und trotz mangelnder Komplexität, nur schwer aus der Hand zu legen weiß. Liebhaber von ausgeklügelten Zukunftsszenarien könnten allerdings in diesem Band enttäuscht werden – der Schwerpunkt liegt eindeutig im emotionalen Schicksal eines Mädchens, das an allen Fronten gefordert wird. Warum Lissa Prices Debüt eines der höchstgehandelten der letzten Jahre ist, bleibt (noch) ein Rätsel. Eines, das sich im November 2012 mit dem Erscheinen von „Enders“ vielleicht noch entschlüsseln lässt.


Pro & Kontra

+ spannendes, leicht zu lesendes Jugendbuch
+ sympathische und nachvollziehbare Protagonistin
+ unvorhersehbare Wendungen zum Ende hin
+ interessante Grundidee ... 

- ... mit verschwendetem Potenzial
- oftmals zu erzählender Stil

Wertung:

Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5