Sauerländer (August 2012)
Hardcover, 304 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-411-81034-5
Genre: Fantasy / Jugendbuch
Klappentext
Zwei Jungen, so unterschiedlich
wie Feuer und Eis.
Ein Mädchen mit silbernen Augen.
Eine alte Prophezeiung, fast vergessen.
An Skyes 17. Geburtstag treten sie plötzlich in ihr Leben: der witzige, selbstbewusste Asher und der schüchterne Devin mit den unglaublich blauen Augen. So unterschiedlich die Cousins auch sind – Skye fühlt sich zu beiden magisch hingezogen und stürzt sich in die Liebe. Für wen wird sie sich entscheiden? Doch seit Skye die beiden kennt, passieren seltsame Dinge in ihrem Leben. Wann wird sie endlich verstehen, dass Ashers und Devins übersinnliche Ausstrahlung genau das ist – übersinnlich? Erst, wenn es zu spät ist?
Rezension
Skye versucht seit Jahren, ihren Freunden die Geburtstagsüberraschungen auszutreiben. Auch an ihrem siebzehnten Geburtstag hat sie ihnen das Versprechen abgenommen, keine Party zu schmeißen – und natürlich bekommt sie die leidige Überraschungsparty, auf der sie sogar Spaß hat. Dennoch schwebt über ihr die traurige Erinnerung an den Tod ihrer Eltern, die an ihrem sechsten Geburtstag verunglückten. Skye flüchtet von ihrer eigenen Feier und begegnet in der Kälte des Winters zum ersten Mal Asher, der sie geradezu magisch anzieht und seltsame Andeutungen macht. Am nächsten Tag entpuppt er sich als neuer Mitschüler, ebenso wie sein Cousin Devin, der sowohl äußerlich als auch innerlich das komplette Gegenteil von Asher zu sein scheint. Beide Jungs interessieren sich für Skye – doch es steckt mehr dahinter als jugendliche Gefühle …
Skyes Geschichte spielt im tiefsten Winter im verschlafenen Örtchen River Springs. Für die Jugendlichen gibt es wenige Treffpunkte, die dafür umso beliebter sind – wie das Love the Bean, einem Café, in dem sich Skye mit ihren wenigen engen Freunden trifft. Sie ist eine sehr gute Schülerin und wächst bei ihrer Adoptivmutter Tante Jo behütet auf. Doch an ihrem siebzehnten Geburtstag gerät ihr Leben zunehmend außer Kontrolle, was vor allem an Asher und Devin liegt. Die feindliche Stimmung zwischen den Jungs irritiert Skye: es scheint um mehr zu gehen als eine Rivalität um das Mädchen an der neuen Schule. Auch wenn dem Leser sicherlich einer der beiden Jungs besser gefällt, so stellt sich immer wieder die Frage, wem Skye überhaupt vertrauen kann? Denn beide haben Geheimnisse, die nicht von dieser Welt sind. Beide haben ihre Befehle.
Die winterliche Atmosphäre passt hervorragend zur düsteren Geschichte, die mit typischen Jugendbuchelementen aufwartet. Schulalltag und phantastische Elemente verbinden sich dabei ähnlich wie in „Twilight“ oder „Evermore“ und auch Skye entspricht weitgehend dem Genreklischee einer jungen Frau mit tragischem Schicksal, die zwar (wenige) enge Freunde hat, sich aber darüber hinaus eher zurückzieht. Ihr Leben ist geordnet, beinahe schon zu kontrolliert – Asher mit seiner impulsiven und lockeren Art ist schon allein deshalb eine Versuchung, weil er Grenzen überschreitet. Devin hingegen wirkt auf Skye mit seiner Ausgeglichenheit geradezu beruhigend und es kommt ihr vor, als würde sie bei ihm einen inneren Frieden finden. Spannender für den Leser ist allerdings Asher, weil er in Skye spürbare Veränderungen bewirkt und sie zum Lachen bringt. Skyes Freunde bleiben dabei leider auf der Strecke und die Autorin versäumt es, angefangene Storyfäden rund um Skyes Clique rechtzeitig wieder aufzunehmen. Auch häufen sich kleine Logiklöcher an, die jedoch vom Charme der Geschichte abgemildert werden.
Es ist schwer, den übersinnlichen Inhalt des Romans zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Richtig übersinnlich wird es erst in der zweiten Hälfte der Geschichte, davor häufen sich lediglich mysteriöse Ereignisse. Ein Boiler explodiert, Skye verbrennt sich die Finger an einer Busheizung und ein Thermostat spielt verrückt. Seltsame Zufälle? Oder hat Skye damit etwas zu tun? Noch dazu leuchten ihre Augen manchmal silbern, auf eine so überirdische Weise, dass man nicht recht an einen Lichteffekt glauben kann. Asher und Devin scheinen etwas darüber zu wissen, doch sie lassen Skye und den Leser lange Zeit im Dunkeln tappen. So viel kann jedoch verraten werden: Es geht um einen Orden und eine Rebellion – und um eine Legende, deren wahrer Kern Skye ist. Sie gerät zwischen die Fronten von Ordnung und Chaos, Schwarz und Weiß, Kontrolle und Freiheit. Wirklich viel Neues bietet „Silver Skye“ dabei nicht, doch junge Leser sollten in punkto Emotionen und Dramatik auf ihre Kosten kommen.
Jocelyn Davies nimmt sich anfangs viel Zeit, die Charaktere ausführlich vorzustellen und Skyes Leben zu zeichnen. Dabei streut sie gerade genug merkwürdige Momente ein, um Spannung fürs Weiterlesen aufzubauen. Richtig spannend wird es erst in der Mitte des Buches, als von Seite zu Seite mehr Wahrheiten aufgedeckt werden – und neue Geheimnisse hinzukommen. Der Roman endet schließlich mit einem bösen Cliffhanger, der auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt (Band 2, „A Fractured Light“ erscheint im September 2012 auf englisch). Auch wenn „Silver Skye“ wenig Neues bietet, so hat der Roman einen gewissen Charme, dem man sich schwer entziehen kann. Die Autorin schafft es zudem, dass man lange Zeit selbst nicht weiß, ob man nun Asher oder Devin oder vielleicht keinem trauen kann. Insgesamt mangelt es jedoch an Hintergrundinformationen, insbesondere die im Klappentext angesprochene Prophezeiung vermisst man. Auch die phantastischen Elemente wirken in ihrer Ausführung noch unbeholfen, dafür überzeugt "Silver Skye" mit der herzlichen Beziehung zwischen Skye und ihrer besten Freundin sowie den Gefühlsverwirrungen mit Asher und Devin.
Fazit
„Silver Skye“ bietet reichlich Jugendbuchklischees, aber auch viel Charme und bittersüße Momente. Jocelyn Davies gelingt es dabei, Skye und den Leser so zu verwirren, dass man nicht mehr weiß, wem man vertrauen kann. Eine emotionale und zum Ende hin hochdramatische Geschichte für junge Leserherzen.
Pro & Contra
+ Gegensätzlichkeit von Asher und Devin
+ winterliche Atmosphäre
+ Skyes innere Zerrissenheit
+ gekonnt eingestreute merkwürdige Ereignisse
+ charmant und bittersüß
o böser Cliffhanger am Ende
- reichlich Jugendbuchklischees
- kleine Logiklöcher
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5