Rezensionen im August (2012)

Liebe Leserinnen und Leser,

schon wieder ist ein Monat vorbei und es wird Zeit für unseren monatlichen Rezensionsrückblick, der euch wie immer einen kleinen Teil der Redaktionsarbeit zeigen und noch mal auf in den Augen des Teams wichtige Titel hinweisen soll. So langsam kehrten auch alle aus der Sommerpause zurück, sodass euch erneut eine bunte Mischung geboten werden kann. Viel Spaß beim Lesen!



Belletristik

Ein Krebsbuch, das sich nicht am schlimmen Schicksal "aufgeilt" und dieses bis ins letzte traurige Detail ausschlachtet, sondern gekonnt mit der trotzdem vorhandenen Schönheit des Lebens spielt. John Green schenkt mit "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" viele tränenreiche Momente, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht, und beweist, dass das Leben trotz allem immer l(i)ebenswert bleibt.

Vergangene Zeiten leben in "Die Advokatin: Stadt der Engel Bd. 1" wieder auf, wenn man die junge Anwältin Kit auf ihrem Weg durch Los Angeles begleitet. Der Atem der Vergangenheit umgibt den Leser genauso wie die Standesdünkel der Menschen und die Intrigen selbstverliebter Menschen. Am Anfang weiß man überhaupt noch nicht, wohin die Reise gehen wird, Tracie Peterson & James Scott Bell verstehen es sehr gut, den Spannungsbogen durchgehend hoch zu halten.

Dark Fantasy

Selbstironisch, humorig und spannend ist die Fortsetzung von Kristina Günak, "Engel lieben gefährlich". Wie gefährlich, beweist Eli eindrucksvoll mit all ihren Maßnahmen, um Nicolas zu retten. Unerwartete göttliche Hilfe nimmt sie dabei gerne an, wenn sie die auch auf ihre ganz eigene Art ständig in Frage stellt.

"Unter dem Vampirmond – Verführung" von Amanda Hocking ist sowohl vom Schreibstil als auch von der Handlung eine Steigerung zu Unter dem Vampirmond – Versuchung. Der Leser bekommt mehr Hintergrundinformationen zu den Charakteren und kann sich so besser in sie hineinversetzen. Die immer wieder auftauchenden Längen, mindern den Lesespaß ein wenig, doch das spannende und offene Ende macht Lust auf den dritten Band.

Fantasy

In "Niemand" wird alles wortwörtlich genommen und verwirklicht, was dem Leser im Traum nicht eingefallen wäre. Nicole Rensmann zieht ihr kreatives Konzept gnadenlos durch und serviert dem Leser Unmengen Lesespaß, garniert mit Wortspielen aller Art und kuriosen Kreaturen. Herzlich, humorvoll und einfach nur leckerlieblichzuckersüß!

"Elixir" richtet sich vor allem an junge Leser, ist daher vom Schreibstil schlicht und sehr flüssig. Die Charaktere sind allerdings zu flach, um längerfristig zu überzeugen und die Konstellation aus Mädchen, bester Freund und mysteriösem Fremden zu oft abgearbeitet, um ohne gute Hintergrundgeschichte überzeugen zu können. Lücken in der Logik sowie eine Erzählgeschwindigkeit, die zwischen Schnecke und Gepard schwankt, verhindern jedoch die Überzeugungsfähigkeit der Geschichte. So versinkt Hilary Duffs eigentlich gute Grundidee im Mittelmaß.

Science Fiction

Eine weitere Jugenddystopie, die sich allerdings deutlich von der breiten Masse abzuheben weiß. Mit einem unglaublich schönen, fast schon poetischen Sprachstil kann "Ich fürchte mich nicht" den Leser von Beginn an fesseln und bemerkenswerte Charaktere begleiten ihn auf jeder Seite dieses auch optisch ansprechenden Buches. Eine innovative Hintergrundidee und die passende Storyline runden Tahereh Mafis Debüt und Reihen-Auftakt nahezu perfekt ab und machen schon jetzt Lust auf die Fortsetzung - ein berührendes Lesemuss für Genrefans!

"Renegade – Tiefenrausch" von J. A. Souders wartet mit einer interessanten und stimmungsvoll geschilderten Unterwasserstadt auf, die von Mutter mit eiserner Hand regiert wird. Elysium ist ein Gefängnis – vor allem für den Verstand seiner Mitbürger. Evie und Gavin sind dabei typische Jugendbuchhelden, auch die obligatorische Liebesgeschichte fehlt nicht und geht ans Herz. Doch der Lesespaß wird von kleinen Logiklöchern und blutigen Grausamkeiten in der zweiten Hälfte des Romans getrübt.

Thriller

Selten war ein Thriller so zeitnah wie dieser. Hochbrisant und auf intelligente Weise hält Arne Dahl der modernen Welt den Spiegel vor und begleitet die Mitglieder von Interpol bei der Aufklärung eines Verbrechens mit globalen Ausmaßen. Nach diesem Buch werden Sie dem Kapitalismus und seinen Mitspielern mit einer großen Portion Skepsis gegenüberstehen. "Gier" - Furchterregend realistisch!

Ein Geheimtipp im Genre und sicher nicht jedermanns Sache. Doch wer empfänglich für schaurige Stimmungen und Atmosphäre ist, und sich auf Stephan Kiesbyes "Hemmersmoor" einlässt, bekommt Nervenkitzel der besonderen Art.

Krimi

Mit Spannung, Atmosphäre und sympathischen Ermittlern sorgt Eva Ehley in "Frauen lügen" für einen sehr interessanten Krimi, der zwar hauptsächlich in Sylt spielt, aber auch Ausflüge nach Hamburg erlaubt. Privates lockert die stoische Ermittlungsarbeit immer wieder auf, Motiv und Täter ergeben sich wirklich erst am Schluss.

Sonstiges

"All eye cats" handelt von nächtlichen Eskapaden, Wahnsinn und Sinnfragen, verbunden im Drogenrausch und phantastischen Träumen. Ein schwieriger, aber äußerst interessanter Roman von Christian Damerow, der all jenen ans Herz gelegt sei, die es verquer und seltsam mögen und dabei zwischen die Zeilen blicken können.

In "Seelenvernichter" wird sehr deutlich dargestellt, was Mobbing mit der menschlichen Psyche anrichten kann. Corinna Engel und Christian Kaiser haben eine sehr krasse Form des Mobbings für ihr Werk gewählt, die jedoch auch daran erinnert, dass alles immer scheinbar harmlos anfängt. Eine erschreckende und an die Grenzen gehende Collage, die in auf Grund der anschaulichen Gewaltbeschreibungen eher höheren Klassenstufen zu einer Pflichtlektüre mit Diskussionen im Unterricht werden sollte.

Manga / Comic

"RIA – Die Macht des Siegels" wartet wie sein Vorgänger mit einer traumhaften und farbintensiven Optik auf. Dynamische Zeichnungen treffen auf eine mysteriöse Phantasiewelt, die den Leser in ihren Bann zu schlagen vermag. Etwas mehr Graustufen und weniger Klischees wären wünschenswert, doch insgesamt seien die "Lichtklangchroniken" von Thorsten Kiecker, Fabian Schlaga und Andreas Völlinger jedem Zeichentrickfan ans Herz gelegt.

Hart, zynisch und mehr als nur ein bisschen philosophisch angehaucht, ist "Der Killer" in Modus Vivendi in altbewährter, bester Form zurück. Damit bleibt er weiterhin im Bereich Thriller eine der Topleseempfehlung, egal in welchem Medium. Jacamon und Matz haben hier eine Reihe geschaffen, die einfach packend ist.



Der Blick aus dem Fenster sagt ganz deutlich, dass der Sommer für dieses Jahr wahrscheinlich bereits den Rückzug angetreten hat und es langsam wieder Zeit für warme Decken und heißen Tee wird – gemütliche Stunden im Warmen also, die man prima zum Lesen nutzen kann. Wir werden euch also wieder zahlreiche Buchbesprechungen liefern – und wem das nicht reicht, der ist wie immer herzlich eingeladen, sich die Wartezeit in unserer Rezensions-Übersicht zu vertreiben.

Einen wunderbaren September wünscht euch
euer Literatopia-Team