Hellboy Bd.10 - Die Wilde Jagd (Mike Mignola, Duncan Fegredo)

Verlag: Cross Cult
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3941248816

Genre: Grusel/ Horror/ Fantasy


Klappentext

Als sich im England der Neuzeit die Riesen aus dem keltischen Sagenreich aus ihren Gräbern erheben und auf Erden wandeln, wird Hellboy von einer mysteriösen Versammlung gebeten, an der WILDEN JAGD teilzunehmen. So gerät Hellboy zwischen die Fronten eines übernatürlichen Konflikts, der seit den Zeiten von König Artus und seiner Tafelrunde in Britannien tobt und die Grenzen zwischen den Reichen der Menschen und der „anderen Völker“ einzureißen droht. Inmitten alter keltischer Sagen und Geheimnisse begibt sich der Held aus der Hölle auf die Suche nach seiner eigenen Vergangenheit. Und diese führt ihn direkt zu Excalibur, dem Schwert, das einst König Artus aus dem Fels gezogen hat …

„Die Wilde Jagd“ verwebt 20 Jahre HELLBOY-Comics und 1500 Jahre Artus-Sagen zu einer epischen Erzählung.


Rezension

Alles beginnt mit einer Beerdigung und endet wohl mit einer der ikonischsten Szenen der Literatur und Sagen. Nach seinen Erlebnissen in der Zwischenwelt der russischen Folklore in Ruf der Finsternis ist Hellboy in Italien gelandet und bekommt dort eine Einladung des Osiris-Clubs, jenem Bund von Männern, der ihn einst gegen einen Drachen kämpfen ließ (Die Natur des Tieres in Die rechte Hand des Schicksals), um sein wahres Wesen zu erkennen. Und so reist er nach England und wird aufgefordert an der Wilden Jagd teilzunehmen. Diese wird seit dem 13. Jahrhundert veranstaltet. Die Teilnehmer kommen aus den adligen und ältesten Familien Englands. Gejagt werden Riesen, die sich aus ihren Gräbern erheben. Jetzt ist es wieder so weit und Hellboy soll, so wie einst Professor Bruttenholm, als Gast an der Jagd teilnehmen. Da er gerade nichts zu tun hat, stimmt er zu. Eine folgenschwere Entscheidung, wie sich noch herausstellen wird, denn die Jagdgesellschaft wird aufgerieben und Hellboy muss zunächst hilflos zusehen. In der Zwischenzeit erweckt der Gruagach, ein alter Feind Hellboys, Nimue, alte Gegenspielerin von Merlin, zu neuem Leben. Nach seinem Willen soll sie die neue Königin der Hexen werden und damit setzt er Ereignisse in Gang, die Auswirkung auf die ganze Welt haben werden. Währenddessen trifft Hellboy auf Alice, eine Frau, die er im Kindesalter rettete und auf Königin Mab und Morgan Le Fay. Beide führen ihn weiter auf seinen Weg in Richtung seiner Bestimmung und enthüllen ihn dabei seine wahre Abstammung, was in einem grandiosen Finale mündet.

Mike Mignola versteht es den Leser immer wieder aufs Neue zu überraschen und mit Die Wilde Jagd gelingt ihm dies mit Leichtigkeit. Hier verknüpft er die Legende um König Artus und seinen eigenen Legendenkosmos um Hellboy auf perfekte Art und Weise, so dass der Leser den Eindruck hat, beide hätten schon immer zusammengehört. Es wirkt ganz natürlich, wenn Hellboys Anspruch auf den Thron Englands begründet wird und wie er an die Königswürde schlechthin kommt. Das Ganze ist weder erzwungen, noch wirkt es aufgesetzt. Ein Zahnrad fügt sich einfach in das andere und herauskommt etwas wirklich Großes. Dazu fallen die ersten kleinen Puzzlestücke aus diversen Hellboykurzgeschichten an ihren Platz und ergeben ein vollkommen neues Bild. Es ist faszinierend zu sehen, wie weit Mike Mignola anscheinend immer schon vorausgeplant hatte, um genau an diesen Punkt zu kommen. Dabei strotzt die Geschichte nur am Anfang vor Action, im Mittelteil wird sie ruhiger und am Ende beschert sie einen Gänsehautmoment der besonderen Güte. Und bevor die Trilogie von Mike Mignola und Duncan Fegredo ihren Abschluss findet, durchläuft Hellboy in Die Wilde Jagd einen Prozess der Läuterung und Selbstfindung. Er muss sich seiner selbst bewusst werden. Darüber klar werden, wer er ist, um das letzte Gefecht für das Wohl der Menschheit anzunehmen, was sich in einem Kampf gegen sein anderes Ich wiederspiegelt.
Aber auch die anderen Charaktere sind, wie bei Mike Mignola nicht anders gewohnt, gefordert und sehr gut ausgearbeitet. Mit dem Gruagarch kann der Leser am Ende fast so etwas wie Mitleid empfinden, erzählt Mike Mignola hier die Geschichte seines Werdeganges.
Und mit Alice darf Hellboy zum ersten Mal etwas Glück empfinden und eine aufkommende Beziehung zwischen den Beiden zeichnet sich ab.
Ansonsten bleibt, wie nicht anders gewohnt, noch relativ viel im Dunkeln und verspricht somit einen furiosen Abschluss der Legende um Hellboy in Der Sturm. Aber vorher wartet noch mit Der Krumme ein weiterer Kurzgeschichtenband auf den Leser.

Duncan Fegredo macht seine Arbeit hier wieder mehr als gut. Von allen Künstlern, die Hellboy nach Mike Mignola Gestalt gegeben haben, trifft er am Besten das Wesen des großen Roten. An Mike Mignola orientiert, aber mit eigenem Stil gibt er Hellboy und Co. eine großartige visuelle Präsenz, die detailreich daher kommt und vor allem auch in Action-Szenen sehr lebendig wirkt.
Dave Stewart tut mit seiner Farbgebung das Übrige, um Hellboy einfach beeindruckend wirken zu lassen. Zu jedem Zeitpunkt passt seine Farbwahl perfekt zu den Bildern und haucht ihnen noch mehr Leben ein.

Wie nicht anders von Cross Cult gewohnt, gibt es noch einiges an Bonusmaterial. Neben dem üblichen Vorwort aus der Feder eines anderen Autoren, gibt es noch ein Sketchbook, verworfene Coverentwürfe und ein kurzes Interview mit Mike Mignola, welches durchaus für Fans interessant ist.


Fazit

Der bisher beste Hellboy-Band verbindet Hellboy gekonnt und perfekt mit der Sagenwelt um den größten britannischen König und gibt dabei Einblicke in die Vergangenheit und Zukunft des Mannes aus der Hölle. Besser kann Unterhaltung auf solch hohem Niveau nicht mehr sein.


Pro & Contra

+ Hellboy und die Artus-Sage werden miteinander verbunden
+ der lakonische Humor Hellboys ist nach wie vor vorhanden

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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