LYING GAME - Und raus bist du
Band 1
cbt, 1. Auflage März 2012
Taschenbuch, 320 Seiten
Aus dem Englischen von Violeta Topalova
€ 8,99 [D] | € 9,30 [A] | CHF 13,50*
ISBN: 978-3-570-30800-4
Leseprobe
Genre: Jugenbuch/ Thriller
Klappentext
»Sutton ist tot. Sag es niemandem.
Spiel weiter mit ...
Oder du bist als Nächste dran.«
Kurz vor ihrem 18. Geburtstag macht Emma auf Facebook eine überraschende Entdeckung: Sie hat eine Zwillingsschwester! Doch am geplanten Treffpunkt erhält Emma eine mörderische Botschaft: Sutton ist tot. Emma soll Suttons Platz einnehmen. Der Beginn eines gefährlichen Lügenspiels - Emma übernimmt Suttons Marken-Klamotten, die teuflischen Glamour-Freundinnen, Boyfriend Garret – und versucht herauszufinden, wer Sutton getötet hat. Und nur der Mörder weiß, dass Emma nicht Sutton ist ...
Glamour, Liebe und Mord – Band 1 der amerikanischen Bestsellerserie!
Über die Autorin
Sara Shepard hat an der New York University studiert und am Brooklyn College ihren Magisterabschluss im Fach Kreatives Schreiben gemacht. Sie wuchs in einem Vorort von Philadelphia auf, wo sie auch heute lebt. Ihre Zeit dort hat die „Pretty Little Liars“-Serie inspiriert, die in 22 Länder verkauft wurde und die, ebenso wie ihre neue Reihe "Lying Game", zum New York Times Bestseller wurde. Inzwischen werden "Pretty Little Liars" und "Lying Game" mit großem Erfolg als TV-Serien bei ABC ausgestrahlt.
Rezension
So etwas ist Sutton Mercer noch nie passiert: Sie wacht in der Badewanne eines ihr unbekannten Badezimmers auf, verwirrt und bar der meisten Erinnerungen. Als wäre das nicht bereits verstörend genug, steht sie plötzlich ihrem Ebenbild gegenüber. Gleich, aber auch ungleich in so vielen Belangen. Während sie dem Mädchen namens Emma folgt, werden ihr zwei Dinge bewusst: sie hat eine Zwillingsschwester, und sie ist tot. Aus diesem grauenhaften Gedanken wird alsbald schreckliche Gewissheit als sie an Emmas Seite Zeugin eines Youtube-Videos wird, das zeigt, wie sie mit einer Kette gewürgt wird. Emma, eine Waise, ist überglücklich, eine Verwandte, noch dazu eine Zwillingsschwester, gefunden zu haben. Über Facebook stößt sie schließlich auf Sutton, schreibt sie an und erhält sofort Antwort – das Problem: Sutton ist bereits tot. Auf dem mit Aufregung entgegengefieberten ersten Treffen folgt für Emma dann auch sogleich der furchtbare Schock, denn über einen Brief erfährt sie vom Tod ihrer Schwester, und sie, Emma, soll ihren Platz einnehmen. Das ist leichter gesagt als getan. Zwar sind die Menschen aus Suttons Leben meist so oberflächlich mit dieser verbandelt gewesen, dass die charakterlichen Veränderungen, die Emma mitbringt, kaum auffallen. Auch weisen das Geld der Familie, der eigenen Wagen sowie die Markenklamotten einen gewissen Reiz auf. Aber Emma kann nicht vergessen, dass der Mörder ihrer Schwester noch frei läuft. Je mehr Zeit sie im Leben Suttons verbringt, desto größer wird der Kreis der Verdächtigen. Denn Sutton war kein netter Mensch und mit ihrem Lügenspiel hat sie sich viele Feinde gemacht – jeder, sogar die jüngere Adoptivschwester Laurel, hat ein Motiv.
Lying Game – Und raus bist du ist der Auftakt zu einer neuen Serie von Sara Shephard, die mit Pretty Little Liars bereits Erfolge in Literatur- und Filmbranche feiern konnte. In einem klaren und flüssigen Stil treibt sie die Geschichte voran, und weiß die Elemente von Krimi, Mystery und Jugendbuch so geschickt zu verbinden, dass auch ältere Leser ihren Spaß daran haben werden.
Neben der intelligent vernetzten Geschichte bieten vor allem die zwei Perspektiven der Schwestern viel Potenzial. Noch ist Sutton zwar der meisten ihrer Erinnerungen beraubt, dennoch bietet ihr von Zeit zu Zeit auftretender Input interessante Aspekte. Zudem lassen die Amnesie sowie die fehlende Möglichkeit zur Kommunikation mit ihrer Schwester Raum für die Entwicklung der Reihe, die im Englischen bereits 4 Bücher aufweist. Die Stärke des Buches ist aber zugleich auch eine der wenigen Schwächen, denn leider sind die Perspektiven der Schwestern nicht optisch voneinander getrennt. Da Sutton immer an Emmas Seite ist, aber nicht regelmäßig eigene Gedanken zum Geschehen beisteuert, verschwimmen manchmal die Grenzen der beiden, was zu leichten Irritationen führt.
Ebenso noch leicht ausbaufähig sind die Charaktere. Zwar können vor allem die herrlich intriganten Freundinnen Suttons oder auch der scheue Ethan in ihrer Vielschichtigkeit überzeugen, die Entwicklung der Schwestern bietet allerdings noch Potenzial. So wirkt Emma einfach zu ‚gut‘. Als fünfjährige von der Mutter verlassen und seitdem von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht, scheint sie keine negativen Eigenschaften zu haben. Von Sutton hingegen, die durch die Amnesie zuerst wie eine leere Seite erscheint, erwächst mit der Zeit durch die Informationen, die Emma über sie gewinnt, das Bild einer oberflächlichen, geldsüchtigen Zicke, die seelische Grausamkeit perfektioniert hat. Diese Schwarz-Weiß-Kontraste sowie die übermäßige Reichtum an allem, was Suttons Leben auszeichnet, wecken den leichten Beigeschmack der Übertreibung, wirken sich jedoch nicht störend auf den Lesespaß aus.
Zusammen mit Emma und Sutton wird man mit jedem Satz tiefer in das Leben der reichen Schwester gezogen und entdeckt, dass der Schein wie so oft trügt. Sutton war unglücklich, wollte ausbrechen aus der Vorstadtidylle. Zusammen mit ihren Freundinnen hat sie daher die namendesgebenden "Lying Games" ins Leben gerufen hat. Diese "Spiele" sind allerdings nichts anderes als hinterhältige Streiche, wobei die Mädchen auch vor einander nicht zurückschreckten. So verwundert es nicht, dass Emma zwischendurch annimmt, ein weiteres Opfer Sutton und ihrer Freundinnen zu sein.
Interessanterweise hat der Verlag cbt die Gestaltung der englischen Ausgaben aufgegriffen, welche jeweils die beiden Schwestern sowie in leichten Schnörkeln den Titel der Serie zeigen. Diese Cover sind nicht nur optisch ansprechend, sondern ermöglichen auch einen einfachen Wechsel innerhalb der Sprachen. Ebenso wie Pretty Little Liars wurde Lying Game auch bereits als Tv-Serie aufbereitet. Dazu sei gesagt, dass in der Serie beide Schwestern noch leben und ein Geheimnis um ihre Herkunft im Vordergrund steht.
Fazit
Geschichten über Zwillinge finden sich viele. Spannende wie diese allerdings muss man mit der Lupe suchen. Denn Sara Shepards Serienauftakt liest sich wie ein Mix aus Gänsehaut-Thriller und Jugendbuch samt Vorstadtidylle. Wie im Märchen ist die Waise Emma in die Rolle ihrer reichen Zwillingsschwester Sutton geschlüpft. Nur versucht sich diese nicht an einem Leben in Armut, sondern wurde ermordet, und Emma setzt alles daran, den Mörder zu finden, ohne dabei selbst Opfer zu werden. Die Jagd nach der Wahrheit ist dabei nicht nur unterhaltsam und flüssig geschrieben, sondern auch so gekonnt verwinkelt, dass man am Ende von Lying Games – Und raus bist du niemandem der Charaktere mehr traut. Suchtgefahr!
Pro & Contra
Wertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5