Steam Noir - Das Kupferherz 2 (Felix Mertikat und Verena Klinke)

Cross Cult (Juni 2012)
Album, Hardcover, vierfarbig,
64 Seiten, Preis: 16,80 €
ISBN : 978-3-86425-038-5

Genre: Steampunk


Klappentext

Ein zerbrochener Planet.
Schollen, die im Äther treiben.
Maschinen mit Seelen und Menschen ohne Skrupel.
Dampfkraft, groteske Maschinentechnik und übernatürliche Phänomene.
Und über all dem eine geheimnisvolle Toteninsel, die die Welt der Lebenden heimsucht.

Willkommen zurück in der bizarren Steampunk-Welt von "Steam Noir" von "Jakob"-Schöpfer Felix Mertikat und Verena Klinke.

Eine verschwundene Kinderleiche, ein undurchsichtiger Chirurg, der sich der Erforschung mechanischer Organe verschrieben hat, eine wiedergekehrte Seele, die sich seit Jahren der Festsetzung entzieht, und ein Herz aus Kupfer, das im Zentrum aller Geheimnisse zu stehen scheint - ein Fall, der den Januskoogener Bizarromanten Heinrich Lerchenwald und sein Leonardsbund-Team, den beseelten Maschinenmenschen Richard Hirschmann und die Tatortermittlerin Frau D, in ein Geflecht aus Lügen, Intrigen und Manipulationen reißt. Auf der Spur der vermissten Mädchenleiche und ihrem vermeintlichen Mörder stoßen die drei paranormalen Detektive auf ein Geheimlabor und einen entstellten Menschen-Maschine-Hybriden, der eine Beziehung zum ominösen Wunderheiler Dr. Presteau zu haben scheint. Frau D heftet sich an die Fersen des Arztes, während Heinrich eine eigene Agenda verfolgt, die ihn immer weiter vom eigentlichen Fall wegführt...


Rezension

Der zweite Band von „Das Kupferherz“ beginnt stürmisch: Heinrich Lerchenwald und Frau D. haben hinter dem Anwesen des zwielichtigen Chirurgen Presteau die wiedergekehrte Seele entdeckt, woraufhin sich Frau D. spontan an die Verfolgung macht. Doch die Seele entkommt, Frau D. hat ihr Kleid zerrissen und Heinrich sah bei der Aktion nicht besonders gut aus. Überhaupt kommt er zunehmend mit den Januskoogener Bizarromanten in Konflikt, da diese seine Forschungsergebnisse verwenden, um die Seelen zu vernichten. Heinrich jedoch möchte sie erforschen und von ihren Verzerrungen heilen – und diese eine Seele, die sich immer wieder seinem Zugriff entzieht, könnte ihm vielversprechende Antworten auf den Mechanismus der Wiederkehr liefern. Der Maschinenmensch Hirschmann unterstützt Heinrich bei seinen Ermittlungeg, kann jedoch nicht immer seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Dazu drohen die blinden Tage, an denen die Seelen zurückkehren, in diesem Jahr viel zu früh einzusetzen …

Während sich der erste Band von „Das Kupferherz“ vornehmlich der Vorstellung der Welt und der wiederkehrenden Seelen gewidmet hat, schneidet der zweite Band verschiedenste Handlungsstränge an. Heinrich und der Leonardsbund geraten in Streit, während die Ermittlungen von unangenehmen Zwischenfällen unterbrochen werden. Nebenbei erfährt man mehr über Heinrichs Familienverhältnisse und Beweggründe, die Seelen zu erforschen. Auch über die seit dem ersten Band verfolgte Seele erfährt man mehr, allerdings noch nicht genug, um sich ein ganzheitliches Bild zusammenzureimen. Frau D. war bereits im ersten Band tough, im zweiten stellt sie Heinrich in punkto Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen in den Schatten. Ob sie Leichen obduziert oder ein Flugschiff manövriert, Frau D. macht einfach immer eine gute Figur. Nicht zuletzt durch die Kleiderentwürfe von Sammy the Scissors, die den Machern von Steam Noir modische Unterstützung bietet. Der Maschinenmensch Hirschmann kommt diesmal etwas zu kurz – er hat zwar seine spannenden Auftritte, doch näheres über ihn erfährt man nicht.

Mehr oder weniger neu dabei bei „Das Kupferherz“ ist Verena Klinke, die anstelle von Benjamin Schreuder nun die Geschichte vorantreibt. Verena Klinke hat jedoch bereits am ersten Band im Hintergrund mitgewirkt und ist mit der Thematik von „Steam Noir“ bestens vertraut – und so bemerkt man den Autorenwechsel kaum. Hier und da meint man vielleicht, den weiblichen Einfluss zu spüren, insbesondere was Heinrichs familiäre Situation betrifft, doch qualitativ gibt es keine Abstriche. Die Story des ersten Bandes wird konsequent weitergeführt und gleichzeitig entstehen diverse neue Handlungsfäden, die dem „ Kupferherz“ mehr Komplexität verleihen. Nach Lektüre des zweiten Bandes weiß man nicht wirklich, wohin die Reise gehen könnte. Sicherlich wird man das ein oder andere erahnen, aber ebenso sicher werden uns die Macher von „Steam Noir“ in den Folgebänden überraschen. Der zweite Band krankt allerdings etwas an der Masse neuer Informationen – man muss als Leser gut aufpassen, dass einem nichts Wichtiges entgeht.

Die Zeichnungen sind dieses Mal deutlich düsterer, ebenso wie die Geschichte, in die sich immer mehr zwielichtige Machenschaften mischen. Für die Farbgestaltung des zweiten Bands hat man sich zudem Unterstützung von Jakob Eirich geholt, der die Welt von “Steam Noir“ mit dunkleren Farben und mehr optischen Feinheiten versieht. Bei den Maschinenwesen sehen die Lichteffekte sehr gut aus, bei den Menschen jedoch erscheinen die Gesichter manchmal zu plastisch. „Steam Noir“ sieht im zweiten Band anders aus. Felix Mertikat zeichnet immer noch herrlich atmosphärisch und vor allem individuell, doch an das neue Farbkonzept muss man sich gewöhnen. Im direkten Vergleich gibt es viele Elemente, die im ersten Band besser aussahen, aber auch vieles, das im zweiten besser aussieht. Es ist wohl auch einfach Geschmacksfrage, wie viele Effekte man mag. Qualitativ gibt es jedenfalls nichts zu beanstanden und zu der Welt von „Steam Noir“ passt der Zeichenstil von Felix Mertikat hervorragend. Wie sein Vorgänger kommt auch der zweite Band von „Das Kupferherz“ in einer liebevollen Hardcoveraufmachung mit interessantem Anhang daher – so schön sollten Comics immer aussehen.


Fazit

Der zweite Band von „Das Kupferherz“ versetzt den Leser unmittelbar zurück in die mysteriöse und düstere Welt von „Steam Noir“, die zunehmend von zwielichtigen Gestalten bevölkert wird. Während Heinrich immer wieder Talent an den Tag legt, sich in Schwierigkeiten zu bringen, glänzt Frau D. mit Selbstbewusstsein. Die Handlung wird zunehmend komplexer und spannender – und die atmosphärischen Zeichnungen von Felix Mertikat sind allein schon ein Grund zum Zugreifen!


Pro & Contra

+ atmosphärisches Steampunk-Universum
+ Handlung wird zunehmend komplexer
+ Heinrichs innere und äußere Konflikte
+ skurrile und sympathische Protagonisten
+ individueller, düsterer Zeichenstil
+ neue, interessante Charaktere

O neues Farbkonzept etwas gewöhnungsbedürftig

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Steam Noir - Das Kupferherz 1"

Rezension zu "Steam Noir - Das Kupferherz 3"

Rezension zu "Steam Noir - Das Kupferherz 4"

Interview mit Felix Mertikat und Verena Klinke auf der Frankfurter Buchmesse 2012

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