Einsteins Gehirn (Peter Schmidt)

Verlag Gmeiner, Juli 2012
Taschenbuch, 308 Seiten, € 11,90
ISBN: 978-3839213162

Genre: Sonstiges


Klappentext

Durchgeknallt! Nach Einsteins Tod stahl der Pathologe Thomas Harvey das Gehirn des Schöpfers der Relativitätstheorie. Als es nach jahrelanger Odyssee ins Princeton Hospital zurückkehrt, beauftragt ein Schweizer Verehrer des Genies den Ganoven Edwin Klein die kostbare Reliquie nach Europa zu bringen. Doch es kommt zu einer kuriosen Verwechslung. Ein halbes Jahrhundert später recherchiert der junge Albert die Umstände seiner Herkunft, als er im Keller seines Vaters auf eine Stickstoffflasche stößt…


Der Autor

Peter Schmidt, geb. 1944 in Gescher, Schriftsteller und Philosoph, gilt selbst dem Altmeister des Spionagethrillers, John le Carré, als einer der führenden deutschen Kriminalautoren des Genres. Außerdem veröffentlichte er bereits zahlreiche Medizinthriller, Wissenschaftsthriller, Psychothriller und Detektivromane. Heute lebt Peter Schmidt in Gelsenkirchen.


Rezension

„Diese Leute konnten unmöglich meine Eltern sein. Vermutlich waren sie nicht einmal verwandt mit mir. Es gab genügend Hinweise darauf, dass mit ihnen irgendetwas nicht stimmte.“ (Seite 14)

Albert ist anders. Hochintelligent, aber mit sozialen Defiziten ausgestattet. Seine Familie scheint nicht seine zu sein, viel Ähnlichkeit ist nicht vorhanden, zumindest nicht auf den ersten Blick. Als Albert von der Schule suspendiert wird, macht er sich aus lauter Langeweile auf die Suche nach seinen wahren Vorfahren – und entdeckt eine Stickstoffflasche im Keller. Bevor er aber deren Geheimnis auf den Grund gehen kann, soll er seine Schwester in Amerika aufspüren und wieder nach Hause bringen. Aber dort kann er endlich mal seine wahre Genialität ausleben, sein Intellekt öffnet ihm Tür und Tor, denn er ermöglicht es ihm, Wahrheiten auszusprechen, die so in mit Fremdwörtern gespickten Sprachwindungen verpackt sind, dass sie eh keiner versteht. So beginnt dann eine Odyssee der Selbstfindung, der Egomanie, der Selbstverherrlichung und der körperlichen Empfindungen.

Da man mich wegen chronischer Besserwisserei für drei Monate vom Unterricht freigestellt hatte – mit Auflage des Lehrerkollegiums, ich dürfe in dieser Zeit auf gar keinen Fall den Stoff des nächsten Schuljahres durchnehmen -, hockte ich mangels Taschengeld in meinem Zimmer und war hoffnungslos meiner Familie ausgeliefert. Jeder Art von Erziehungswillkür. (Seite 14)


So wirklich warm wird man mit den Protagonisten nie. Albert ist kein typisches Kind, er ist egozentrisch und überheblich, er wirkt niemals wie ein Jugendlicher. Was er liest, behält er und kann es auch sinnbringend anwenden. Warum auf einmal alle so von ihm begeistert sind und er zu einem wahren Medienstar aufsteigt, erschließt sich nicht so wirklich. Genauso wenig wie die anderen Mitglieder der Familie wenigstens einen Hauch von Normalität zeigen. Durchgeknallt sind sie alle – irgendwie, leider wirken sie dadurch auch wenig sympathisch. Es fehlt ihnen an Tiefe, man hat nicht das Bedürfnis, sie näher kennenzulernen. Eher im Gegenteil, ihre Handlungen sind unverständlich, wahrscheinlich, weil es einfach nicht der Natur des normalen Lesers entspricht. Ein bisschen fehlt auch der rote Faden, man weiß zwar, dass die Geschichte etwas mit Einsteins Gehirn zusammenhängt, aber es ist schon schwierig, ihr zu folgen. Es geht hin und her, Peter Schmidt gerät gerne mal ins Philosophieren, was er häufig und ausgiebig nutzt.

Alberts Handlungen sind schwer zu verstehen, seine Gedankengänge wirken verworren und nicht normal. Er steht über den Dingen, will erwachsen wirken, ist aber tief im Herzen immer noch ein Teenager, dem so einiges an Lebenserfahrung fehlt. Er ist nur Mittel zum Zweck, ein Alibi für den Autor, zum Philosophieren und auszusprechen, was ihm wohl auf dem Herzen liegt. Er packt schon einige interessante Themen an, kann sie aber nicht vertiefen und die unsympathischen Personen schaffen es auch nicht, sich ins Herz des Lesers zu schleichen und ihn zum Nachdenken zu bringen. Man denkt höchstens darüber nach, wie viel man bei der Lektüre von seiner Lebenszeit verschwendet hat. Man muss schon ein Fan von kruden Gedanken und verworrenen Geschichten sein, um dem Buch folgen zu können.


Fazit

Krude Gedankenspiele, verworrene Handlungen, durchgeknallte Protagonisten – man muss schon ein Faible für solche Geschichten haben, in denen wenig Normales steckt. Kein wirklicher Krimi, aber auch kein roter Faden durch irgendeine Geschichte – der Autor hat viel gewollt, es aber nicht wirklich verständlich umgesetzt. Zumindest gibt er viele Denkanregungen, indem er so einige brisante Themen zur Sprache bringt, sie auch ansatzweise eindringlich behandelt, aber zu oft vom Thema wieder abschweift.


Pro und Contra

+ interessanter Ansatz
+ philosophische Ausschweifungen

- unsympathische Hauptpersonen
- roter Faden nicht unbedingt erkennbar
- Handlungen nicht nachvollziehbar
- alles jenseits der normalen Wege

Wertung

Charaktere 2/5
Handlung 2.5/5
Lesespaß 2/5
Preis/Leistung 2.5/5