Totenfluss (Chelsea Cain)

Verlag Blanvalet, Juni 2012
Taschenbuch, 382 Seiten, € 9,99
Originaltitel: The Night Season, Übersetzt von Fred Kinzel
ISBN 978-3442378579

Genre: Thriller


Klappentext

Detective Archie Sheridan hat alle Hände voll zu tun. Seit Tagen ist der Willamette River in Portland, Oregon, wegen heftiger Niederschläge ein reißender Strom, und schon mehrere Menschen sind der Überschwemmung zum Opfer gefallen. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so…, denn der zweite, genauere Blick der Pathologen enthüllt, dass wenigstens eine der Toten nicht etwa ertrunken ist, sondern vergiftet wurde. Schon bald finden die Ermittler, allen voran Archie, weitere Opfer eines Mörders, der sich der gewaltigen Flut bedient, um seine Taten zu verschleiern…


Die Autorin

Chelsea Cain, geboren 1972, verbrachte ihre Kindheit auf einer Farm in Iowa. Sie studierte Politikwissenschaft und Journalismus und arbeitet als freie Autorin. Nach einigen preisgekrönten Jugendbüchern ist ihr mit Furie ein Debüt im Thriller Genre gelungen, das weltweit zum Bestseller wurde. Ein Erfolg, den sie mit Grazie, dem nächsten Roman um Gretchen, die eiskalte schöne Serienkillerin, noch steigerte. Chelsea Cain lebt mit ihrer Familie in Portland, Oregon.


Rezension

Für alle Gretchen Fans wird es eine herbe Enttäuschung sein, denn die schöne Serienkillerin tritt in diesem vierten Buch von Chelsea Cain nur ganz am Rande einmal auf. Dafür kann Archie Sheridan aber endlich beweisen, dass er wirklich die gute Spürnase ist, wegen der er damals in die Task Force kam, um Gretchen zu fangen. Diesmal geht es von Anfang an sehr abenteuerlich zu, der Willamette tritt über die Ufer und droht, weite Teile von Portland zu überfluten. Als dann auch noch alte Knochen ans Tageslicht gespült werden, erinnert man sich an eine lange zurückliegende Flutkatastrophe, der damals schon einige Menschen zum Opfer fielen. Lange vergessen flutet sie nun mit aller Macht wieder ins Gedächtnis der Einwohner, und viele alte Erinnerungen ergeben zusammen ein besorgniserregendes Bild. Allerdings werden nicht nur alte Knochen gefunden, schon bald häufen sich die Ertrunkenen. Zumindest nimmt man es anfangs an, bis ein genauerer Blick zeigt, dass einige von ihnen vergiftet wurden. Mit einem Gift, welches höchst unüblich ist, höchst tödlich und eigentlich gar nicht hier in der Natur vorkommt.

Ohne Gretchen funktioniert es überraschend gut, die Beauty Killerin war doch sonst immer zu allgegenwärtig und zog fast die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Archie und Susan ergeben ein ergiebiges Gespann, wobei man sich nur wundern kann, wie Archie mit all seinen körperlichen Gebrechen noch solche Hochleistungen vollbringen kann. Nach einigen Hinweisen recherchiert Susan wegen des vergangenen Hochwassers in Vanport, merkwürdigerweise ist diese Tatsache fast vollständig in der Versenkung verschwunden. Die wenigsten Menschen in Portland haben noch Erinnerungen an die Katastrophe, schwierig wird es, an Berichte zu kommen. Durch das erneute Hochwasser können allerdings die Knochen nicht genauer untersucht werden, die Pathologie ist überflutet und alles muss ausgelagert werden. Dazu die neuen Leichen, die die ganze Aufmerksamkeit des Pathologen einfordern und um Beachtung bitten. Doch die genaueren Analysen fördern eine Tatwaffe zutage, die einzigartig ist. Sie ist das Sahnehäubchen des Buches, innovativ, außergewöhnlich und höchst interessant, in dieser Art noch nie da gewesen. Auch nicht in der Art, wie der Täter sie gebraucht.

An den Handlungen und Charakteren hakt es dann doch ein wenig, es gibt einfach zu viele Zufälle, Eingebungen, die nicht nachzuvollziehen sind. Grade zum Schluß hin gewinnt man den Eindruck, die Autorin wusste selbst nicht so recht, wie sie sich aus der Affäre ziehen kann. Viel zu konstruiert und von Zufällen geleitet wirkt es unvollendet, Ereignisse sind nicht schlüssig, Handlungen nicht logisch. Dies mindert den guten Eindruck, den man ansonsten von der Geschichte bekommen hat, spannend ist es allemal. Das Motiv für die Taten liegt völlig im Unklaren, warum ausgerechnet diese Toten und zu wem gehören die Knochen, die die Flut an Land gespült hat. Puzzleteile fügen sich und irgendwann verzeiht man auch der Autorin, dass sie Menschen wie Archie, mit einem ziemlich ramponierten Gesundheitszustand, der auch ständig erwähnt wird, waghalsige Stunts vollbringen lässt und ihn häufig über den Rand der Erschöpfung hinaus treibt. Das Cover ist gut gewählt und das Buch allgemein von guter Qualität, fest gebunden, lesbar, ohne Leseknicke zu produzieren.


Fazit

Auch ohne Gretchen kann Chelsea Cain spannende Thriller produzieren, in Totenfluss zeigt sie Archie Sheridans Können. Wenn es auch so manchen unglaubwürdigen Stunt und rational nicht erklärbare Handlungen gibt, wird durch die ungewöhnliche Tatwaffe die Spannung durchgehend hoch gehalten. Parallel gibt es weitere Mysterien zu lösen, Überschwemmungen gab es schon einmal, bei denen nicht alle Menschen gefunden wurden.


Pro und Contra

+ gewohnt spannend und einfach geschrieben
+ funktioniert prima ohne Gretchen
+ ungewöhnliche Tatwaffe
+ unheimliches Setting

- Handlungen und Ereignisse nicht immer logisch
- Schluß überhastet
- nicht nachvollziehbare Handlungen

Wertung

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5