Fabelheim - Die Zuflucht der Drachen (Brandon Mull)

Penhaligon (August 2012)
Broschiert, 512 Seiten
ISBN 978-3764530914
€ 16,00[D]

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Rennen um die versteckten Talismane der Macht geht weiter. Dabei scheint die finstere Gesellschaft des Abendsterns Kendra, Seth und den Rittern der Morgenröte stets einen Schritt voraus zu sein. Zwei Talismane wurden bereits gefunden, und die Zerstörung, die die Gesellschaft angerichtet hat, war schrecklich. Doch jetzt hat Kendra einen Hinweis auf ein weiteres Artefakt entdeckt. Endlich haben sie, ihr Bruder und die Ritter die Gelegenheit, den Schergen der Gesellschaft zuvorzukommen. Aber die Spur führt in eine Todesfalle, denn der Talisman befindet sich in Wyrmroos, der Zuflucht der Drachen. Haben sich Kendra und Seth diesmal zu weit vorgewagt?


Rezension

Kendra, ihr Bruder Seth und deren Freunde bekommen keine Zeit zum Verschnaufen. Nach all den Strapazen, die sie auf sich nehmen mussten, um die Welt zu retten, ist die Lage noch angespannter als zuvor. Nachdem der Sphinx, jahrelange Vertrauensperson und Anführer der Ritter der Morgenröte, sich als Verräter entpuppt und Navarog, den schwarzen Drachen in Menschengestalt, aus seinem Verlies befreit hat, sind die Aussichten mehr als schlecht. Wem kann man noch vertrauen? Wer könnte ein weiterer Verräter sein, der dem Sphinx zuspielt und ihn so seinem Ziel näher bringt, das Dämonengefängnis Zzyzx zu öffnen? Kendra weiß es nicht und alles was ihr bleibt, ist Hoffnung, Hilfe in den alten Tagebüchern vom verstorbenen Patton Burgess, dem ehemaligen Beschützer Fabelheims, zu finden. Nachdem er aus der Vergangenheit in die Gegenwart gereist war und geholfen hatte, das Reservat vor der Schattenplage zu retten, richtet er seine Einträge an die ungeborene Kendra.
Als der Sphinx seinen neuen Schachzug macht, wird beschlossen, sich des nächsten Artefakts zu bemächtigen. Zu groß scheint die Gefahr, darauf zu hoffen, dass es der Gesellschaft des Abendsterns nicht gelingt. Eine spannende Reise in ein Drachenreservat beginnt.

Es gibt nur wenige Autoren, deren Geschichten so wachsen, dass aus einem Roman eine eigene Welt entsteht. Vermutlich kann man sie an einer Hand abzählen. Brandon Mull hat mit "Fabelheim" eben so eine geschaffen. Die Vorstellung, dass direkt vor unseren Augen und doch vor ihnen unsichtbar Reservate existieren, in denen Fabelwesen hausen, ist noch genauso spannend wie im ersten Teil. Weil all die alten Sagen und Märchen, an die man als Kind noch geglaubt hatte, wahr wären. Und mit „Fabelheim“ kann man diese magische und überaus reale Welt mit den Hauptfiguren erleben.
Um die Faszination aufrecht zu erhalten, wird mit jedem neuen Band viel neues Geboten. Immer stehen andere Wesen im Vordergrund, waren es zuvor Feen, Hexen und Zentauren sind es hier Drachen. Mull gelingt es sehr gut, die Giganten darzustellen und ihre Charaktere zu zeichnen. Dabei bedient er sich bekannter Mythen, wie das horten von Schätzen, lässt sich aber innovative Ideen nicht nehmen. Im Gegenteil, denn den Leser erwarten eine Unmenge an diversen Arten, teils weit abseits des gängigen feuerspuckenden Ungetüms. Außerdem stehen die Artefakte, die über die ganze Welt verstreut sind, im Vordergrund. Diese mächtigen Gegenstände verleihen unter Anderem die Fähigkeit, durch die Zeit zu reisen oder sich zu teleportieren. In den falschen Händen ist das gefährlich genug, aber kombiniert man alle fünf, können damit Dämonen aus einem Gefängnis entlassen werden, die die Welt in den Abgrund reißen würden.
Zugegeben, einen magischen Gegenstand zu suchen, um die Welt zu retten, ist nicht gerade etwas Neues in der Fantasyliteratur. Auch nicht, wenn es fünf sind. Aber dennoch. Mit diesen Büchern begibt man sich immer auf eine ungemein spannende und mitreißende Reise durch fremde Welten, voll magischer Geschöpfe und beklemmenden Gefahren. Unerwartete Wendungen bietet der Roman auch noch, allerdings hätten es gerne mehr sein können. Diese Reihe ist unabhängig vom Alter jedem zu empfehlen. Sofern man sich an einigen kleinen Details nicht stört. Teils beweisen sie, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Besonders der Drache Raxtus mit seiner lapidaren Teenagersprache scheint schon sehr auf die Jüngeren zugeschnitten Teils hätte man sich mehr gewünscht wie das Finale. Dieses kann die Erwartungen, die im Laufe des Buches entstehen nicht halten. Zu schnell ist alles vorbei, zu einfach die Gefahr überwunden. Leider ist es Brandon Mull auch nicht gelungen, die Aussicht auf den Folgeband ein viertes Mal zu steigern. Zuvor war der Endzwist ausnahmslos klasse, dieser jedoch lässt etwas zu wünschen übrig. Der größte Fehler war es jedoch, Kapitel mit Titeln wie „Hinterhalt“ zu benennen. Warum man freiwillig seinen vermeintlich unerwartete Wendung gleich zuvor preisgeben sollte, bleibt ein Rätsel.

Auch wenn auf diesen mörderischen Abenteuern Kinder eigentlich nichts zu suchen haben, sind Kendra und Seth immer dabei. Schön ist, dass Mull sich große Mühe gibt, das zu zeigen. Niemals sind sie die einsamen Helden, die ganz selbstverständlich dabei sind. Jedes Mitglied macht sich Sorgen um die Jüngsten der Truppe, besonders ihre Großeltern. Und im Gegensatz zu Seth, würde Kendra am Liebsten freiwillig wegbleiben. Allerdings sind sie mit ihren erlangten Fähigkeiten unabdingbar und somit Teil der Partie. Zum Glück! Die Geschwister sind ein tolles Paar, das sich unterscheidet wie Tag und Nacht, zusammen aber ein harmonisches Ganzes ergibt. Nicht nur in ihren Eigenheiten als Menschen sondern auch im Hinblick auf ihre Kräfte. Kendra wurden von Feen zu einer von ihnen gemacht und Seths Begegnung mit Dämonen hat ihn mit speziellen Eigenschaften belohnt. Beide Kombinationen sind so spannend wie unterschiedlich.
Die Nebenfiguren haben sich – wenn sie den Gefahren nicht doch einmal unterliegen – ebenfalls einen stetigen Platz in den Geschichten gesichert. Ihre Fähigkeiten sind ebenso unerlässlich wie die der Kinder. Letztlich sind sie aber weniger ausgeprägt. Sie tun und sagen das Nötigste und überlassen den Kleinen die Bühne. Was aber nicht wirklich stört. Denn es gibt ja noch die Widersacher. Obwohl der Sphinx im vierten Band nicht einmal auftaucht, vergisst man ihn nie. Nicht nur weil er immer wieder in Gesprächen und Spekulationen erwähnt wird, sondern weil er sich durch seine Verschlagenheit im Kopf des Lesers verschanzt hat. Immer wieder fragt man sich, ob das alles nicht vielleicht genau so von ihm geplant wurde. Besonders im Bezug auf Vanessa. Die wunderschöne Narkoblix, die die von ihr gebissenen Opfer im Schlaf physisch übernehmen kann, gibt Rätsel auf. Einmal hat sie sich bereits als Verräterin entpuppt, bis sie vom Sphinx wie eine Schachfigur geopfert wurde. Nun gelobt sie, auf der Seite von Seth und Kendra zu sein. Aber ob man ihr trauen kann, weiß man nie.


Fazit

Fabelheim – Die Zuflucht der Drachen“ erlebt zum Vorgänger wieder einen kleinen Aufschwung und bietet wieder beste Unterhaltung. Wer die Reihe bereits liest, hat schon längst zugeschlagen und wer sie bisher übersehen hat, möge doch endlich zugreifen.


Pro und Kontra

+ Kendra und Seth
+ neue Kreaturen
+ einige schöne Ideen
+ witzig, spannend
+ einfache, angenehmer Schreibstil

- Kapiteltitel offenbaren zu viel
- nicht ganz so innovativ und einmalig wie die Vorgänger
- Raxtus ist eher was für Kinder

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Rezension zu Fabelheim (1)

Rezension zu Fabelheim - Die Gesellschaft des Abendsterns (2)

Fabelheim - Die Schattenplage (3)

Rezension zu Fabelheim - Im Kerker der Dämonen (5)

Tags: Drachen