Interview mit Aileen P. Roberts
Literatopia: Hallo Aileen – wir freuen uns, Dir ein paar Fragen stellen zu können. Es wäre schön, wenn Du Dich unseren Lesern kurz in Deinen eigenen Worten vorstellst. Wer bist Du und was schreibst Du?
Aileen P. Roberts: Hallo, ich freue mich auch, dass ihr euch für meine Bücher interessiert. Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und arbeite neben meiner Arbeit als Schriftstellerin als Reitlehrerin und Reitpädagogin. Bisher habe ich eine Jugend-Pferde-Schottlandromanreihe, die mit Rhiann – Nebel über den Highlands beginnt und einige Fantasyromane geschrieben. Dìonàrah – Das Geheimnis der Kelten, Die Tochter des Mondes und die Fortsetzung davon – Jenseits des Nebelmeers. Außerdem natürlich den Zweiteiler Thondras Kinder.
Literatopia: Kürzlich ist bei Goldmann der erste Teil von „Thondras Kinder“ erschienen: Die Zeit der Sieben. Es soll ums Ende der Welt gehen bzw. versuchen sieben Auserwählte genau das zu verhindern. Doch kannst Du uns etwas mehr darüber verraten?
Aileen P. Roberts: Klar doch :) Sieben Krieger werden immer dann wiedergeboren, wenn die Welt am Zerbrechen ist. Diesmal ist König Scurr dabei, alle Länder zu tyrannisieren. Es gibt zwei Schulen, die Kinder ausbilden, die ein ungewöhnliches Talent mit dem Schwert haben. Diese beiden Schulen konkurrieren auch darum, "Die Sieben" zu finden.Die ersten Kapitel widmen sich der Suche und Ausbildung der Hauptcharaktere. Später, als sie dann erwachsen sind, haben sie mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen und misstrauen einander, da einer von ihnen in Scurrs Schule gelandet ist und eine dementsprechend grausame und harte Ausbildung genossen hat.
Es geht hier um Freundschaft, Liebe und Verrat und darum, dass auch die Guten nicht immer so gut sind, wie es vielleicht zu Anfang scheint :)
Literatopia: Warum gerade „Die Zeit der Sieben“? Diese Zahl taucht in vielen mystisch angehauchten Erzählungen auf, vor allem in Verbindung mit Auserwählten, die die Welt vor dem Untergang bewahren sollen. Hast Du dabei vielleicht sogar auf Mythen zurückgegriffen? Woher stammt Deine Sieben?
Aileen P. Roberts: Eigentlich hatte ich nicht von Anfang an vor, ausgerechnet Sieben zu nehmen, es sollte nur eine Gruppe von jungen Leuten sein. Zunächst hatte ich 5 im Kopf, aber dann wollte ich noch 2 Frauen haben und irgendwie hat mir 7 dann – wie Du sagst, als mystische Zahl – dann besser gefallen. Konkrete Mythen hatte ich allerdings nicht als Vorbild.Literatopia: „Die Tochter des Mondes“ und „Jenseits der Nebelmeere“ sind weitere Fantasytitel von Dir. Worum geht es? Und wird es weitere Fortsetzungen geben?
Aileen P. Roberts: In "Die Tochter des Mondes" geht es um einen jungen Prinzen, der nach seiner Rückkehr von seiner Ausbildung als Krieger das Königreich seines Vaters in der Hand seines skrupellosen Bruders vorfindet. Mit einer Gruppe von Widerständlern und Freunden von früher versucht er dann, das Königreich zurückzuerobern. Auf ihrer Reise durch alle Länder treffen sie auf ungeahnte Freunde und Feinde und erfahren eine Menge über sich selbst. Hier spielen auch Elfen, Drachen, Zwerge, und einige meiner Eigenkreationen mit, wie Sitheann, die magischen Pferde, oder Wozroks, finstere, von Orks erschaffene Wolfswesen.
Über Jenseits des Nebelmeers kann ich noch nicht allzu viel verraten, sonst nehme ich zu viel vorweg. Nur soviel, die Hauptcharaktere, die Teil 1 überlebt haben begeben sich auf eine abenteuerliche Reise in ein fremdes Land, wo die Göttin Eshaka und ihre Schergen, die Bruderschaft der Maganer, ihr Unwesen treiben und die Zwerge unterdrücken. Viele Leser haben gemeint, die Fortsetzung wäre deutlich düsterer und noch spannender.Einen dritten Teil gibt es auch, aber dafür habe ich noch keinen Titel.
Literatopia: Demnächst wird eine Schottland-Romanreihe von Dir erscheinen. Was kann sich der geneigte Leser darunter vorstellen? Sind diese Romane dem Fantasy-Genre zuzuordnen oder spielen sie in der Realität?
Aileen P. Roberts: Deana und der Feenprinz spielt in der Realität, in den schottischen Highlands. Allerdings haben die Geschichten und Märchen von Deanas Großmutter auch einen gewissen Bezug und Einfluss auf ihr Leben. Auch eine der "realen" Mythen der Isle of Skye, die Fairy Bridge, habe ich mit in die Geschichte fließen lassen. Es sind keine Fantasybücher, sie haben jedoch auch einen leicht mystischen Touch und sind eher für etwas ältere Jugendliche oder auch Erwachsene geeignet, die Geschichten aus Schottland und/oder Pferde mögen.
Literatopia: Deine Romanreihe „Rhiann“ beschäftigt sich mit Pferden und den Highlands. Was verbindest Du mit diesen Tieren? Seit wann faszinieren sie Dich? Da Dein Beruf mit dem Reiten zu tun hat: Besitzt Du ein eigenes Pferd?Aileen P. Roberts: Ich habe schon mit fünf oder sechs Jahren gesagt: "Ich will ein Pony!" Obwohl das wohl viele Mädchen sagen, habe ich´s durchgezogen und mir mit 16 mein erstes Pferd von meinem selbst ersparten Geld gekauft. Ja, wir besitzen zwei Pferde, einen Araber und ein Highlandpony – eben so eins, wie auch in Rhiann vorkommt :) Ich finde diese, in Deutschland eher unbekannte Rasse, einfach toll und möchte sie mit meinen Büchern Pferdefreunden ans Herz legen. Auch in meiner neuen Buchreihe sind sie die "Hauptdarsteller".
Literatopia: Der Cuillin-Verlag ist Dein eigenes Projekt. Warum hast Du Dich entschieden, Deine Bücher zunächst selbst zu verlegen? Hattest Du kein Glück bei der Verlagssuche? Oder wolltest Du lieber Unabhängigkeit? Und wie bist Du letztlich bei Goldmann gelandet?
Aileen P. Roberts: Das Selbstverlegen war für mich ein erster Schritt. Natürlich habe ich auch Manuskripte zu großen Verlagen geschickt – und wie so viele - dieselbigen zurückbekommen. Da ich kein besonders geduldiger Mensch bin, habe ich irgendwann entschieden, meine Bücher selbst zu verlegen. Zuschussverlage haben mir nicht so zugesagt. Parallel habe ich dann die Bücher, die ich selbst nicht veröffentlichten wollte oder konnte, weiterhin an große Verlage geschickt.Thondras Kinder war eins davon und ich konnte es kaum glauben, als Goldmann dann bei mir angerufen hat und meinte, sie würden es gerne verlegen.
Im Prinzip habe ich "nur" 2 Jahre nach einem großen Verlag gesucht, das ist schon fast wie ein Lottogewinn :)
Literatopia: Wer ist beim Cuillin-Verlag für die Covergestaltung zuständig? Und wie gefallen Dir persönlich die Cover Deiner Romane? Hast Du vielleicht einen Favoriten? Und wie findest Du die Cover zu „Thondras Kinder“? Siehst Du Unterschiede in der Covergestaltung von großen und kleinen Verlagen?
Aileen P. Roberts: Für die Cover bin ich, zum Teil, selbst zuständig. Die Cover von Dìonàrah und Jenseits des Nebelmeers habe ich von Mark Freier gestalten lassen, der auch schon einige Cover für Wolfgang Hohlbein Bücher gemacht hat. Mein Favorit ist das Cover von Dìonàrah. Ich finde, da kommt der mystische Touch des Buches richtig gut raus. Das keltische Tor, welches in eine andere Welt führt. Das Cover zu Thondras Kinder gefällt mir sehr gut. Zuerst hatte ich mir eher etwas in Richtung Schwerter, verhüllte Reiter oder ähnliches vorgestellt, als es dann fest stand, war ich doch begeistert. Die Cover von den Pferderomanen sind sicher etwas einfacher gestaltet, was jetzt aber bei Jugendbüchern, wie ich meine, auch nicht unbedingt selten ist.Literatopia: Du warst schon des Öfteren auf Lesungen vertreten. Bist Du vorher sehr nervös? Liest Du aus all Deinen Büchern oder beispielsweise hauptsächlich aus den Pferdebüchern? Was bedeutet Dir dieser direkte Kontakt zu den Lesern?
Aileen P. Roberts: Sehr viele Lesungen habe ich noch nicht gemacht und ja, ich bin SEHR nervös. Andererseits macht es aber auch Spaß. Kürzlich war ich z.B. an einer Schule und habe aus den Pferdebüchern und aus Thondras Kindern gelesen. Davor auf den Kulturtagen in Hitzacker. Direkten Kontakt zu Lesern finde ich schon toll. Erst vor kurzem habe ich z.B. eine Leserunde bei Lies und Lausch begleitet, das hat richtig Spaß gemach.
Literatopia: Eine allseits beliebte Frage, die in einem Interview nicht fehlen darf: Wann und warum hast Du mit dem Schreiben angefangen? Gab es eine Art „Auslöser“ oder hast Du quasi seit Du Schreiben kannst Geschichten aufgeschrieben?
Aileen P. Roberts: Ja, diese Frage habe ich auch schon öfters beantwortet ;-) Ich habe vor ca. 5 Jahren mit dem Schreiben angefangen. Mein Mann, der auch Fantasy schreibt, allerdings noch nicht veröffentlicht hat, hat mich auf die Idee gebracht, dass ich es auch mal versuchen könnte. Plötzlich war Rhiann fertig, dann Die Tochter des Mondes und das Ganze hat seine Kreise gezogen – und ich konnte nicht mehr aufhören.Literatopia: Wo und wann schreibst du am liebsten? Bist Du eher der Schreibtisch-Typ oder schreibst Du gerne unterwegs, z.B. im Zug oder in einem Straßencafé?
Aileen P. Roberts: Am liebsten schreibe ich an meinem Schreibtisch. Lange Zeit hatte ich nur ein Laptop, dass wohl nicht wusste, dass es ein Laptop ist, denn es wollte immer an die Steckdose. Also habe ich mir angewöhnt, zu Hause zu schreiben. Jetzt habe ich ein Laptop, das dessen Bezeichnung würdig ist und ich hatte es auch schon mal im Stall bei meinem Pferd dabei, weil ich dachte, im Schatten unter den Bäumen könnte ich sicher gut schreiben. Als ich dann allerdings den Abdruck einer dicken Highlandponynase auf dem Bildschirm hatte, habe ich’s lieber gelassen …Früher habe ich überwiegend abends und nachts geschrieben. Inzwischen auch gerne tagsüber, allerdings ist vor 10 oder 11 mit mir nichts anzufangen – zumindest nichts Kreatives.
Literatopia: Recherchierst Du viel? Und wie gehst Du dabei vor? Ist Recherche für Deine Romane überhaupt notwendig oder funktionieren sie auch gänzlich ohne Vorarbeit?Aileen P. Roberts: Recherchieren – kommt drauf an. Für die ersten Schottlandbücher musste ich nicht viel recherchieren. Ich war an den Orten, an denen es spielt, schon so oft, dass ich sie besser kenne als die Gegend, in der ich wohne. Fantasy ist ja eher frei erfunden, wobei ich bei Dìonàrah, das ja zumindest am Anfang in der Realität spielt, schon über die Kelten recherchiert habe. Ich war auch selbst schon in Irland. Für Deana und der Feenprinz war ich letztes Jahr in Schottland auf der Isle of Skye und habe mir die örtlichen Gegebenheiten noch mal angeschaut, außerdem habe ich Geschichtsbücher über die Insel, da habe ich schon deutlich mehr recherchiert. Auch für meinen Historischen Schottlandroman, den ich noch in der Schublade liegen habe, musste ich einiges nachlesen und vor Ort recherchieren, z.B. in einem Museum auf der Isle of Skye. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht.
Literatopia: Was wird uns in Zukunft von Dir erwarten? Planst Du weitere Fantasy-Romane wie „Thondras Kinder“ oder wirst Du Dich wieder stärker den Pferden widmen?
Aileen P. Roberts: Ich werde Fantasy auf jeden Fall treu bleiben. Von "Die Tochter des Mondes" wird es einen dritten Teil geben und ich habe auch ein ganz neues Fantasybuch angefangen. Aber von Deana und der Feenprinz gibt es auch weitere Teile. Wie viele weiß ich noch nicht. Kommt drauf an, was mir so einfällt. Ich hoffe, das Gleichgewicht zwischen Schottland/Pferden und Fantasy ein bisschen halten zu können, weil mir beides viel Spaß macht.Literatopia: Vielen Dank für das Interview!