Okko Bd.2 - Das Buch der Erde (Hub)

okko22

Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Softcover; 104 Seiten; 19,90 €
ISBN-13: 978-3551767967

Genre: Fantasy/ Horror/ Abenteuer/ Samurai


Klappentext

Wir schreiben das Jahr 1108 nach der offiziellen Zeitrechnung des Kaiserreichs Pajan. In dieser unruhigen Epoche, der Asagiri-Ära, ringen die großen Klans in blutigen Kämpfen um die Macht.

Fern von den Kriegsschauplätzen führt der Ronin Okko, ein Samurai ohne Herr, eine kleine Gruppe von Dämonenjägern durch die entlegenen Winkel des Reiches. Er wird von Noburo begleitet, einem Hünen, der seine Identität hinter einer Maske verbirgt, und von dem Mönch Noshin, der nicht nur oft und gern dem Sake zuspricht, sondern der auch die Kräfte der Natur heraufzubeschwören weiß.

Okko verfolgt mit seinen Gefährten die Spur zweier geheimnisvoller Mönche, deren Orden das Zeichen des Raben benutzt. Im Gebirge der sieben Klöster trotzen sie dem hereinbrechenden Winter und enthüllen Stück für Stück den ungeheuerlichen Plan der Mönche von Karasu


Rezension

Ein alter Mönch und sein Schüler überqueren den Pass von Betten und erreichen, in den Trümmern einer alten Festungsanlage gelegen, eine Herberge. Sie finden keinen Einlass und schlafen deshalb unter dem Vordach. Der alte Mönch fängt an zu erzählen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihm um Tikku, den Schüler von Noshin, einem der Begleiter Okkos. Zum dritten Mal überquert er nun den Pass und ein Teil seiner Erinnerungen ist mit ihm verknüpft. Als Tikku noch jung war und mit dem Ronin Okko durch das Reich Pajan reiste, lag die Festung auf ihren Weg ins Gebirge der sieben Klöster. In der Stadt Bakuyaku machten sie Halt und suchten einen Führer. Damit nahm ein weiteres Abenteuer der Gefährten seinen Anfang. Als Okko und Noburo gerade mit Sturmwind, einer Frau, die sich auf den Umgang mit dem Tetsubo versteht, über den Preis verhandeln, stürzt ein angsterfüllter Mann auf sie zu und bittet den Ronin um Hilfe. Fast im selben Augenblik wird er auch schon von Giftpfeilen durchbohrt. Alles was er noch sagen kann, ist eine Warnung vor denen, deren Wahnsinn noch schwärzer ist als das Gefieder des Schwärzesten aller Raben. Augenblicklich setzt der unverwüstliche Noburo zur Verfolgung der Attentäter an, aber selbst er muss angesichts der Angriffe zweier Mahoutsokai (Zauberer) diese abbrechen. Dabei überlebt er einen Angriff, der jeden normalen Menschen dahingerafft hätte. Dadurch wird die Sache persönlich für Okko und er beschließt den Dingen auf den Grund zu gehen. Er zieht mit seinen Mitstreitern Noburo, Noshin, Tikku und nun auch Sturmwind ins Gebirge auf der Suche nach den Mönchen mit dem Rabenabzeichen, die Noburo angegriffen haben. Die sich nun entwickelnden Ereignisse bringen ihm mehr Ärger ein als je zuvor. Okko trifft auf neue Feinde und Verbündete. Unter anderem Setzuka Bashimon, eine Samurai aus einem hochgestellten Haus, mit ihrem abgerichteten Nezumi Nuuk, eine Art Rattenwesen, welches allerdings sprechen kann. Am Ende ihre Reise durch die Klöster des Gebirges erwartet sie so manche Überraschung und vor allem auch jede Menge Konflikte, die nur mit dem Schwert zu lösen sind.

Okko – Das Buch der Erde ist der zweite Zyklus von Hubs Reihe über den Ronin Okko und er steht dem Ersten in nichts nach. Wieder hat sich Carlsen glücklicherweise dafür entschieden, die beiden französischen Einzelbände des Zyklus` in einem zusammenzufassen. Dadurch gibt es für den deutschen Leser keine lange Wartezeit, sondern er kann die Geschichte in einem Guss lesen, was ein großer Vorteil ist. Denn wieder möchte man den Comic, einmal begonnen, nicht aus der Hand legen.
Hub gelingt erneut eine wilde Mischung aus Abenteuer, Horror und Krimi, gepaart mit fernöstlichen Elementen.
Im Gegensatz zu Das Buch des Wassers, indem Okko unter anderem für eine Belohnung kämpfte, ist es im Buch der Erde zu einem gewissen Teil auch persönlich für ihn. So einfach kann er den Tod eines Hilfesuchenden nicht hinnehmen, das würde gegen den Bushido verstoßen, dem er trotz seines Daseins als Ronin, sein Leben gewidmet hat. Das Fass zum Überlaufen bringt dann der Angriff auf Noburo. Dass sein mächtiger Begleiter einfach in die Knie gezwungen wird, ist schwer vorstellbar und damit ist Okkos Interesse geweckt. Er kämpft also nicht um Geld, sondern um seine Ehre und dadurch geht er noch gnadenloser vor und benutzt jeden Trick, den er kennt, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Okko gewinnt dieses Mal mehr an Kontur, als noch im Buch des Wassers, auch wenn er weiterhin der blasseste aller Charaktere bleibt, was schon viel heißt. Generell hat Hub ein paar Dinge in diesem zweiten Zyklus geändert. Der Krimianteil ist angewachsen. Die Gefährten müssen mehr Rätsel lösen, mehr für Informationen reisen und tiefer eintauchen  als noch in ihrem ersten Abenteuer. Dadurch wird die Geschichte noch packender als Das Buch des Wassers als Auftaktband ohnehin schon war.
Aber wie zuvor sind es wieder die Personen, die Okko zu einem Vergnügen machen. Sei es Tikku, Noshin oder jemand anderes, jeder bekommt seinen großen Moment. Neben Okko muss natürlich wieder Noburo besonders erwähnt werden. Der Mann mit der Maske ist einfach faszinierend und strahlt eine derart geheimnisvolle Aura aus, die allein schon eine alleinige Reihe um ihn herum rechtfertigen würde. Wortkarg, ironisch und sarkastisch wirkt er wie der Fels in der Brandung. Nichts scheint ihn erschüttern und erst recht nicht ernsthaft verletzen zu können. Immer wieder überlebt die unglaublichsten Verletzungen, wirkt dabei aber nicht wie ein Superheld, vielmehr scheint er ein dunkles Geheimnis mit sich zu tragen, welches hoffentlich noch aufgelöst wird.
Neu hinzugekommen als Nebencharaktere sind unter anderem Setzuka Bashimon und ihr zahmer Nezumi Nuuk. Die einarmige Samurai ist ebenso wild entschlossen, die Mönche zu finden. Allerdings ist sie zunächst zu ungestüm und verhält sich ebenso arrogant gegenüber Okko, der in ihren Augen als Ronin den Bushido verraten hat. Ihr wird mehr als nur eine Lektion von Okko erteilt. Ihr Begleiter Nuuk hingegen ist ein Rattenwesen, welches sprechen kann und durchaus Intelligenz zeigt. Vom Aussehen eher abstoßend, offenbart er aber große innere Werte und sorgt für einen der ganz großen Momente der Geschichte.
Hub verbindet erneut Geschichte und Charaktere aufs Beste. Keines der beiden Elemente kommt zu kurz und so kann der Leser eine wirklich runde Geschichte genießen, in der starke Charaktere handeln. Man merkt, dass Hub viel Recherche in seinen fernöstlichen Hintergrund gesteckt hat und so atmet Okko die ganze Zeit die Atmosphäre Japans.

Zeichnerisch war schon Das Buch des Wassers ein Fest für die Augen und Das Buch der Erde steht dem in nichts nach. Charaktere und Hintergründe sind nach wie vor perfekt gezeichnet. Die Zeichnungen selber und die Bilderfolge sind äußerst dynamisch, wenn sie es sein müssen und so wird man schon dadurch förmlich in die Welt Okkos hineingesogen. Als wäre dem noch nicht genug, bringt Hub auch hier wieder etwas visuell Neues ein, mehr Kreaturen, andere Landstriche, die sich dem Titel entsprechend, hauptsächlich mit dem Bereich Erde befassen und ungewöhnliches, kreatives Figurendesign. Die Farben tragen im Übrigen auch noch ihren Teil bei und unterstützen die jeweils vorherrschende Atmosphäre perfekt, von einem warmen Rot bis kühlen Blau reicht ihre Palette.

Es gibt zwar kein Bonusmaterial, wie auch schon beim Buch des Wassers nicht, das ist bei 104 Seiten bester Unterhaltung aber auch gar nicht nötig.


Fazit

Die einzelnen Rädchen, Geschichte, Charaktere und Zeichnungen greifen auch bei Okko – Das Buch der Erde wieder perfekt ineinander und bieten somit ein  sowohl unterhaltsames als auch spannendes Leseerlebnis.


Pro & Contra

+ Noburo, der der Inbegriff der Kaltschnäuzigkeit zu sein scheint
+ Nuuk
+ Mönche von Karasu
+ Zusammenspiel der verschiedenen Genres gelingt eindrucksvoll

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Hub:

Rezension zu Okko Bd.1 – Das Buch des Wassers
Rezension zu Okko Bd.3 – Das Buch der Luft
Rezension zu Okko Bd.4 – Das Buch des Feuers
Rezension zu Okko Bd.5 – Das Buch der Leere

Rezension zu Schlange und Speer Bd.1 – Schatten-Berg
Rezension zu Schlange und Speer Bd.2 – Leeres-Haus

Tags: Samuraigeschichten