Firelight: Flammende Träne (Sophie Jordan)

Loewe, 1. Auflage November 2012
Originaltitel: Vanish
Aus dem Amerikanischen von Viktoria Fuchs
HC mit SU und LB, 336 Seiten
17,95 € (D) | 18,50 € (A)
ISBN 978-3-7855-7046-3
Leseprobe

Genre: Jugend-Fantasy


Klappentext:

Um das Leben des Jungen zu retten, den sie über alles liebt, hat Jacinda das Unvorstellbare getan: Sie hat sich vor den Augen von Menschen in einen Draki verwandelt. Nun wird sie in die nebelverhüllte Siedlung in den Bergen zurückgebracht, wo sie nicht nur lernen muss, sich den Gesetzen des Rudels unterzuordnen, sondern auch Will zu vergessen.
Während die Tage vergehen, fühlt sie sich widerwillig zu Cassian hingezogen, dem Drakiprinzen, der schon immer in sie verliebt war. Und doch klammert sie sich an die Hoffnung, dass sie eines Tages wieder mit Will zusammen sein wird.
Als dieser Wunsch zum Greifen nah erscheint, muss Jacinda sich entscheiden: Wird sie alles aufs Spiel setzen, um ihrer großen Liebe zu folgen?


Rezension:

Für Jacinda bricht alles zusammen: Das Rudel hat sie, ihre Schwester und ihre Mutter aufgespürt, nun ist sie gezwungen, in den schützenden neben zurückzukehren, ohne Chance zur nochmaligen Flucht. Ihre große Liebe Will wurde beim Kampf mit Cassian schwer verletzt und ist bewusstlos, als sie ihn widerstrebend verlassen muss. Doch der gröbste Fehler wurde von ihr selbst begangen, denn sie hat sich in Anwesenheit von Jägern in ihrer Draki-Gestalt gezeigt, um Will zu retten – ein Vergehen, für das sie sich vor dem Rudel verantworten und mit der schlimmsten Strafe rechnen muss. Da sie für das Rudel allerdings unheimlich wichtig ist, droht ihr nicht die Verbannung, sondern „nur“ das Stutzen ihrer Flügel.
Zu ihrer Überraschung wird sie jedoch verschont, unter der Voraussetzung, sich von jetzt an still zu ver- und an die Regeln zu halten, die während ihrer Abwesenheit jedoch extrem verschärft wurden. Jacinda stimmt zu und versucht ihr Bestes, sich anzupassen und vor allem Will zu vergessen. Dass Cassian nicht müde wird, ihr zu zeigen, was er für sie empfindet, macht ihr vor allem Letzteres etwas leichter. Trotzdem schleicht der menschliche Junge, dem gestohlenes Draki-Blut durch die Adern fließt, sich immer wieder in ihre Gedanken. Als sich schließlich ein Wanderer viel zu sehr in der Nähe des nebelverhangenen Verstecks des Rudels verläuft, überschlagen sich schließlich die Ereignisse – die jedoch nicht nur Jacinda, sondern auch ihre Schwester stark betreffen.

Mit Firelight: Flammende Träne erscheint endlich die sehnsüchtig erwartete Fortsetzung des Trilogieauftaktes, mit dem Sophie Jordan über ein Jahr zuvor den Jugend-Fantasy-Bereich mächtig in Brand gesetzt hat – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wohin man sah, konnte Brennender Kuss fast ausschließlich positive Kritiken ernten, und dementsprechend hoch waren wohl auch die Erwartungen der Leser an den zweiten Band, der sich zumindest optisch wunderbar in die Erfolgsgeschichte einzureihen vermag. Leider schafft der Inhalt des Nachfolgers es nicht, sich dieser Tatsache anzuschließen, obwohl die Autorin sich augenscheinlich auch mit dem zweiten Teil der Geschichte viel Mühe gegeben hat. Vielleicht liegt es an der langen Wartezeit zwischen beiden Büchern, doch der Einstieg in Flammende Träne erscheint eher träge und vor allem langatmig – über mehrere Kapitel hinweg drehen sich Jacindas Gedanken immer wieder um die gleichen Dinge, ohne dass Sophie Jordan dabei mit den sprachlichen Formulierungen spielt. Nur das Wissen, dass sie es besser kann, und die Hoffnung auf einen „flammenden“ Wendepunkt lässt den Leser weiterblättern. Und der kommt tatsächlich, genauer gesagt gibt es sogar mehrere Momente, an denen die Geschichte richtig Fahrt aufnehmen kann. Doch keine schafft es, an die Intensität und das Fesselvermögen des ersten Bandes heranzureichen. Das liegt vor allem daran, dass eine der wichtigsten Änderungen für die Storyline bereits in den ersten Kapiteln passiert, aber nicht wirklich zur Wirkung kommt. Gleiches gilt leider auch für alle anderen Augenblicke, in denen sich der Leser geradezu im Buch festkrallen möchte und die weitere Geschichte inhaliert. Die unangenehm regelmäßige Enttäuschung folgt jedoch jedes Mal direkt auf dem Fuß, sodass das Lesevergnügen eigentlich ein ständiges Auf und Ab ist, was besonders schade ist, weil man aus dem Trilogie-Auftakt so viel mehr mitgenommen hat.

Trotzdem weiß auch Flammende Träne auf seine ganz eigene Weise zu unterhalten. Man lernt die Charaktere besser kennen und bekommt vor allem auf Cassian eine ganz neue Sicht, die so manchen Leser überraschen wird. Auch Nebencharaktere aus dem ersten Band erhalten hier ihre Chance zur Entfaltung, was eine willkommene Abwechslung ist, nachdem sich Brennender Kuss überwiegend mit Jacinda und Will beschäftigt hat. Interessante Wesenszüge an einzelnen Protagonisten, diskussionsauslösende Entscheidungen verschiedener Art und die für das Genre und die Zielgruppe angemessene Sprache machen daher auch dieses Buch, trotz einiger Schwächen und Negativpunkte, zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Leseabenteuer, an dessen Ende (für die Rezensentin) gefühlt ein Kapitel zu spät „abgebrochen“, der Leser aber trotz allem mit einem gemeinen Cliffhanger zurückgelassen wird. In der Hoffnung, nicht wieder mehr als ein Jahr auf die Fortsetzung warten zu müssen, aber auch mit etwas zurückhaltender Erwartung heißt es nun also wieder geduldig sein und sich die Wartezeit mit zahlreichen anderen Büchern vertreiben.


Fazit:

Trotz einiger Überraschungen kann der zweite Band der Firelight-Reihe leider nur bedingt zu seinen Vorgänger aufschließen. Flammende Träne startet sehr langatmig, obwohl schon in den ersten Kapitel wichtige Änderungen passieren, und bleibt bis auf wenige Ausnahmeszenen auch entsprechend zurückhaltend. Wichtiges findet insgesamt nur wenig ausreichenden Spielraum. Die durch die Wartezeit angestaute Erwartung wird daher kaum befriedigt, sodass nun alles vom Trilogie-Abschluss abhängt – der gemäß Cliffhanger eine ganze Menge bieten kann.


Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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