James Bond - Leben und sterben lassen (Ian Fleming)

Verlag: Cross Cult; (September 2012)
Taschenbuch; 330 Seiten; 12,80€
ISBN-13: 978-3864250729

Genre: Thriller/ James Bond


Klappentext

Die klassischen JAMES BOND 007 - Romane von Ian Fleming – erstmals in ungekürzter und originalgetreuer Übersetzung.

JAMES BOND 007

Die wunderschöne, hellseherisch begabte Solitaire ist die Gefangene (und Handlangerin) von Mr. Big – Meister der Angst, Verbrechenskünstler und Voodoobaron des Todes. James Bond hat keine Zeit für solchen Aberglauben – er weiß, dass Mr Big außerdem ein hochrangiger feindlicher Agent und eine echte Bedrohung ist. Mehr als das; Nachdem er ihn durch die Jazzkneipen von Harlem, die Everglades und schließlich bis in die Karibik verfolgen konnte, wird 007 klar, dass es sich bei Mr Big um einen der gefährlichsten Männer handelt, denen er jemals begegnet ist. Und niemand, nicht einmal die rätselhafte Solitaire, kann sich sicher sein, wie ihr Wettkampf ausgehen wird …


Rezension

Ein Jahr nach seinem ersten Einsatz schickte Ian Fleming seinen Geheimagenten James Bond auf eine neue Mission. Dieses Mal geht es gegen Mr Big, der Harlem und einen Großteil der schwarzen Bevölkerung unter seine Kontrolle gebracht hat und alte Goldmünzen in die USA schmuggelt und so sein Imperium mitfinanziert. Mr Big soll zur Strecke gebracht werden und M will 007 dafür. Aber der ist zunächst nicht interessiert. Aber als er erfährt, dass Mr Big nicht nur ein Verbrecherkönig, sondern auch Agent von SMERSH ist, wird er hellhörig und ist mehr als bereit, den Auftrag zu übernehmen. Eine offene Rechnung zwischen Bond und der Organisation steht noch aus und Mr Big soll die erste Rate werden, koste es Bond was es wolle.

Als zweiter Roman geschrieben, wurde Leben und Sterben lassen, erst relativ spät verfilmt. Er war der Auftakt mit Roger Moore in der Agentenrolle und wie schon bei Casino Royale wurde das Grundgerüst übernommen, aber relativ viel verändert. Allem voran die Verlegung des Handlungsortes von Harlem nach New Orleans und der Austausch der, von Mr. Big geschmuggelten, Ware. Im Buch Goldmünzen eines Piratenschatzes, sind es im Film Drogen, mit denen Mr Big die USA überschwemmen will. Doch das blieb nicht die einzige Änderung und so bekommt der Leser einen vollkommen neuen Blick auf die Geschichte rund um Schmuggel, Mord, Spionage und Voodoo.
Wie bei Casino Royale ist die Geschichte relativ geradlinig und doch verwickelt angelegt. Geradlinig dadurch, dass Bond ganz klar seinem Weg folgt, große Intrigen spinnt er nicht. Auch fliegt er wieder sehr schnell auf, aber das ist der Leser auch schon aus den Filmen gewohnt, so dass es nicht stört. Komplex, da Mr Big ein richtiges Netzwerk aus Spionen unter der schwarzen Bevölkerung aufgebaut hat, welches ihm Informationen beschafft und Aufträge für ihn erledigt. Auch sein Pläne und sein Vorgehen sind als gerissen und ausgeklügelt zu bezeichnen. Sei es wie er die Goldmünzen ins Land schmuggelt oder wie er sein Netzwerk unter Kontrolle hält. Mr Big ist in jeder Hinsicht ein äußerst gefährlicher und gleichermaßen intelligenter Gegner für Bond und meist einen Schritt voraus.
Und auch wenn er selten in Erscheinung tritt, bestimmt Mr Big den Verlauf und die bedrohliche Atmosphäre des Romans. Dies hängt mit seinem größten Trick und seiner Art und Weise zusammen, die schwarze Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Mr Big benutzt den Voodooglauben zu seinem Vorteil. Dadurch, dass er sich als Baron Samedis Zombie, den Gott des Todes, inszeniert, schürt er enorm große Ängste unter seinen Anhängern, so dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, einen seiner Wünsche nicht zu erfüllen.
Immer wieder wird deutlich, welch großen Einfluss er hat, wenn Bond sich mit Zeugen oder Helfern unterhalten will und jeder aus Angst vor der Rache des Mannes verstummt, der alles kontrolliert. So ist es auch leicht nachzuvollziehen, wieso Bond mehr als nur ein bisschen darauf bedacht ist, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen und frühzeitig Maßnahmen für seine und Solitaires Sicherheit ergreift, die im Normalfall so nicht nötig sind. Und trotzdem scheint ihm der Gangsterboss und Spion immer einen Schritt voraus. Auch wenn Bond am Ende durchaus ebensolche Weitsicht beweist. Mr Big ist ihm ein geistig ebenbürtiger Gegner, der ihn fordert, und der nicht viel Präsenz auf den Buchseiten braucht, um dies unter Beweis zu stellen. James Bond sieht sich mehr als einmal gezwungen einen Menschen zu töten. Anders als noch in Casino Royale, in dem er diesbezüglich sehr zurückhaltend war, zieht er eine Blutspur hinter sich her.
Zu Bonds Helfern gesellt sich hier wider Felix Leiter, auf den Bond schon in Casino Royale getroffen ist und mit dem er sich bestens versteht. Beide sind sich auf gewisse in ihrem Einzelgängertum ähnlich und beide halten sich nicht immer an Vorschriften. Aber sie sind dennoch zwei Seiten der selben Medaille. Bond ist hart, zynisch und trägt seine Gefühle nicht offen zur Schau. Leiter hingegen ist durchaus auch mal fröhlich und redet gerne und zeigt somit eine Seite, die Bond eher unterdrückt. Allerdings gewährt Ian Fleming ein ums andere Mal auch tiefere Einblicke in Bonds Seelenleben, treibt ihn Extremsituationen in denen auch er Angst empfindet. Bemerkenswert dürfte die Anzeichen von Flugangst bei Bond sein, mit denen man so mit Sicherheit nicht gerechnet hat.
Solitaire hingegen ist das typische Bondgirl, viel trägt sie zur Geschichte nicht bei, außer, dass sie von Mr Big entführt wird und somit für Bond die Sache persönlicher wird.

Eine Anmerkung muss aber zur Übersetzung gemacht werden. Es kann eigentlich nur lobend erwähnt werden, dass der Verlag und die Übersetzer darauf verzichten den Roman mit aller Gewalt an den modernen Zeitgeist anzupassen, sondern ihm in Sinne der 50er Jahre, seiner Entstehungszeit, so belassen haben, wie er war. Und das schließt das Wort „Neger“ eben mit ein, welches hier unter keinen Umständen als rassistisch anzusehen ist, sondern ganz einfach der Zeit geschuldet ist, in der der Roman entstanden ist. Erzwungene politische Korrektheit ist hier überflüssig, zumal Worte auch nur dann rassistisch sein können, wenn sie so gebraucht werden, und das ist hier nicht der Fall. Hier wird ein normaler, alltäglicher Begriff der Zeit benutzt. Es ist gut, dass das erkannt und nicht mit aller Gewalt angepasst wurde.

Eine kleine Kuriosität für den deutschen Leser am Rande. Ian Fleming betont dauernd, wie überlegen, die englische Küche, der der Amerikaner oder der europäischen ist. Mit dem Gedanken an Porridge und ähnliche „Spezialitäten“, wie dem schottischen Haggis, doch eher befremdlich.


Fazit

Bonds zweiter Auftritt ist komplexer und hat einen bei weitem charismatischeren und cleveren Gegner zu bieten als noch Casino Royale. Die Geschichte ist gut durchdacht und spannend geschrieben, wenn man sich darauf einlässt. Fans der Bond-Filme sollte auf jeden Fall zu greifen, sie werden einen neuen Bond kennenlernen, der ebenso gut ist, wenn nicht sogar besser.


Pro & Contra

+ Mr Big ist ein würdiger Gegner für James Bond, der ihn fordert
+ clevere Ideen
+ Felix Leiter ist wieder dabei
+ Bond entwickelt sich

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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