Genre: Historik
Klappentext
Ein düsteres Lied, stärker als Krieg, Tod und Verrat. Im Spätsommer 955
tobt eine Schlacht, die die Zukunft des Abendlandes verändern wird:
König Otto siegt über die Magyaren, und zieht sich damit den Neid seiner
Gegner zu. Thankmar von der Mersburg ist einer von ihnen: besessen
davon, seinem Onkel den Thron zu entreißen. Mit seinen Anhängern, den
"Blutmänteln", zieht er durch die Länder des Nordens. Er brennt Städte
nieder, raubt, plündert und foltert, spinnt Intrigen an den
Herrscherhöfen. Nur eine stellt sich ihm in den Weg - die mächtige
Seherin Velva. Als auch sie sterben soll, verflucht sie Thankmar mit dem
"Lied des Todes".
Ihr Sohn Aki schwört Rache. Und nicht nur er, sondern auch der
geheimnisvolle Normannenkrieger Hakon versucht, das Unheil abzuwenden,
das das Reich bedroht …
Rezension
Mit "Das Lied des Todes" legt Axel S. Meyer seinen zweiten historischen
Roman vor - und schon der Klappentext verheißt ähnlich spannende
Elemente wie in "Buch der Sünden". In der gleichen faszinierenden Welt -
diesmal allerdings gut 100 Jahre später - verflechtet er einmal mehr
auf gekonnte Weise historische Fakten mit spannender Fiktion - eine
Gratwanderung, wie wir im Interview erfahren haben - eine Gratwanderung,
die dank ausgewogenem Verhältnis aber gelingt.
So steigt Meyer gleich zu Beginn des Buches mit der Schlacht zwischen
König Otto und den Magyaren ein - einem wichtigen historischen
Großereignis, auf das er nun seine Geschichte aufbaut. Und auch, wenn
ein längerer fiktiver Teil folgt, so baut Meyer doch immer wieder
historische Fakten ein - dafür wählt er eine Mischung aus Charakteren,
die auf realen historischen Personen basieren, und rein fikitven - wobei
er bei ersteren nach eigenem Bekunden ein besonderes Augenmerk auf
Plausibilität legt. Hieraus entspinnt sich eine Geschichte, die in bester Historik-Manier zu
unterhalten weiß: Machtgierige Adelige treten vom Leben gebeutelten,
einfachen Leuten gegenüber, die sich nur durch List und Aufgewecktheit
in der harten Welt des 10. Jahrhunderts behaupten können. Hierbei setzt Meyer auf eine ausgewogene Mischung aus interessanten -
wenn auch teilweise etwas stereotypen - Charakteren: Die Seherin Velva,
die mit ihren Kindern Aki und Asny in den Wäldern ein entbehrungsreiches
Leben führen muss, weil sie verstoßen wurde. Der Adlige Thankmar, der
glaubt, einen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron zu haben und dem jedes
Mittel recht ist, um diesen durchzusetzen. Und schließlich Hakon, der
mysteriöse Krieger, aus dem man erst im Laufe der Geschichte schlau
wird. All diese Charaktere haben interessante Hintergründe und
Handlungsstränge, die - mal mehr und mal weniger geschickt - zu einer
einheitlichen Gesamthandlung verwoben werden. Immer wieder kreuzen sich
die Wege der verschiedenen Charaktere, sodass aus mehreren Puzzleteilen
schließlich ein stimmiges Gesamtbild entsteht, das zu unterhalten weiß. Dabei bekommt man das typische Spektrum historischer Romane geboten -
Intrigen, Ränke, Unterdrückung, Grausamkeiten. Dennoch schafft Meyer es,
seinen Roman eigenständig wirken zu lassen, was an der spannenden
Geschichte als solcher liegt. Und natürlich an seinem "Markenzeichen" -
der Prise "Mystery", mit dem er seine Handlung zu würzen pflegt. Auch
wenn diese im aktuellen Roman etwas schwächer ausfällt als im Vorgänger,
so bildet dieses Geheimnisvolle doch ein wichtiges Element, das immer
wieder die Handlung unterstützt, dabei aber glücklicherweise nicht zum
Selbstzweck entartet; "Das Lied des Todes" ist und bleibt ein
historischer Roman.
Und als dieser bietet er eine spannende Handlung, die sich flüssig liest
- seien es die Machenschaften des durchtriebenen Thankmars, sei es die
Odyssee der Geschwister Aki und Asny oder Hakons Erlebnisse. Um dies zu
gewährleisten, muss Meyer der Handlung hin und wieder auf die Sprünge
helfen – denn natürlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich die
Charaktere immer wieder über den Weg laufen; dass sich ihr Schicksal
derart eng verknüpft. Hier bildet "Das Lied des Todes" keine Ausnahme unter den historischen
Romanen, sondern zeigt vielmehr ein weit verbreitetes Problem des
Genres: Die Handlung wirkt teilweise konstruiert, was natürlich Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit hat. Besonders einige
Unstimmigkeiten - wie zum Beispiel Akis phänomenale und leider zugleich
vollkommen unglaubwürdige Fähigkeit, neue Sprachen zu erlernen – sind
ärgerlich, weil sie leicht zu umschiffen gewesen wären. Zugunsten des
flüssigen Handlungsgefüges, dass Meyer sich hiermit jedoch erkauft, kann
man darüber noch einmal hinwegsehen.
Fazit
Ein schöner und stimmiger historsischer Roman, der zu unterhalten weiß –
getrübt wird dieser Eindruck nur durch ein paar kleinere
Unstimmigkeiten wie eine konstruiert wirkende Handlung und stereotype
Charaktere, die aber nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.
Pro & Kontra
+ spannend und unterhaltsam
+ historische Hintergründe und Persönlichkeiten …
o … die natürlich in den fiktiven Rahmen eingepasst werden
- teilweise unrealistische und konstruiert wirkende Handlung
- stereotype Charaktere, die ihren Zweck jedoch erfüllen
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5