Der Vergessene Mond – Zeit des Erwachens I (Bernd Tannenbaum)

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tredition Verlag, 2012
Taschenbuch, 300 Seiten
Preis: 16,50 Euro [D]
ISBN: 978-3-8472-8558-8

Genre: Fantasy


Klappentext

Die Geschichte des jungen Herm Pendrak, der auszog, um ein Magier zu werden. Abgelehnt von den drei Türmen der Magie, verzweifelt und ziellos, trifft er auf die tapfere Kira und wird mit ihr in eine Welt voller Intrigen und Geheimbünde gezogen.

Gejagt von dunklen Mächten folgen sie dem Weg ihres Schicksals, während die Welt um sie herum dabei ist, einen alten Schleier des Vergessens abzuwerfen. Es ist der Anbruch der Zeit des Erwachsens.


Rezension

tredition ist ein Online-Verlag, der nach eigener Aussage dafür sorgt, dass für jedes Buch eine Leserschaft erreicht wird. Über ein Netzwerk aus Autoren, Lektoren und Illustratoren u.a. kann so jeder günstig sein Werk auf den Markt bringen. Leider bestimmt ein Autor selbst, welche Partner er sich für seinen Roman sucht, so dass ein Lektorat optional wird.

Von der ersten Seite wirkt Der Vergessene Mond – Zeit des Erwachens wie ein Rohentwurf. So steht bereits unter der Auflistung der Bände zur Serie unter Band 1 fälschlicherweise Zeit des Vergessens statt Erwachens, Schriftwahl und insbesondere die Karte lassen an Raffinesse missen und der Aufbau des Textes ist von unschönen Leerzeilen unterbrochen, wo eigentlich Absätze stehen müssten. Unkorrigierte Tippfehler, Mängel in der Zeichensetzung sowie eine gewöhnungsbedürftige Grammatik strapazieren den Leser überdies.

All diese Mängel könnte eine durchdachte gut ausgestaltete Geschichte sicherlich ausbügeln, aber auch hier fehlt es dem Erstautoren an fachkundigem Rat.


» „Die Wunde“ schoss es ihr durch den Kopf. Ein schneller Blick zu ihrer Schulter verriet ihr, dass sie weiter Blut verloren hatte, sie musste unbedingt die Blutung stoppen. Schnell zog sie ihr Nachtgewand aus und riss es in Streifen, um einen Verband zu schaffen. Doch dann verharrte sie einen Moment, ihren eigenen Körper betrachtend. „Bin ich schön?“ « (Seite 22)


Alles beginnt mit Kira. Die junge Kampfmönchin erwacht mitten in der Nacht, als ihr Kloster von vermummten Gestalten angegriffen wird. In unübersichtlichen teilweise unlogischen bis geradezu komikhaften Kampfszenen gelingt es Kira, inzwischen nackt, obwohl ihr Zimmer und somit neue Kleidung nur wenige Schritte entfernt liegt, und ihren Gefährten den Angriff abzuwehren. Ihr Meister jedoch ist tödlich verletzt und schickt Kira mit einer Botschaft in eine der 8 Städte auf der Karte, um dort den Waffenmeister Borresch zu informieren und sich danach auf die Suche nach dem Auserwählten zu begeben, welchen sie an einem Chamäleon und einem schwarzen Blitz erkennen wird.

Gleichzeitig erhält Herm Pendrak, Sohn eines Ritters, Waffenexperte und zugleich auch fantastischer Koch, die letzte Absage der Magier. Da seine Familie größtenteils tot und seine Heimat zerstört ist, begibt er sich auf dem Weg in die gleiche Stadt wie Kira, um ebenden gleichen Waffenmeister aufzusuchen. Glücklicherweise trifft er unterwegs auf ein Chamäleon, so dass Kira, falls der schwarze Blitz, den Herm als Wappen trägt, übersehen sollte, weiß, woran sie ist. Kaum zusammen müssen die beiden ein weiteres Mal fliehen, während ein dunkler Magier seine Ränke zur Eroberung der Welt schmiedet.

Die flache Geschichte bleibt über große Strecken des Buches vorhersehbar, und auch die zahlreichen Kämpfe bieten aufgrund einer immer gleichen erschöpfenden Wortwahl sowie bereits erwähnten unlogischen bis geradezu komikhaften Kampfszenen und seltsamer Gedankenabschweifungen kaum Lesespaß. Herm und Kira scheinen während ihrer Reise über jedes Monster zu stolpern, das sich in den Ländern von Der Vergessene Mond – Zeit des Erwachens herumtreibt, und als wäre das schon nicht verwunderlich genug, so meistern Herm und auch sein Bruder, obwohl sie nie Unterricht in Magie hatten, ihre Kräfte innerhalb weniger Wochen und bezwingen neben gewaltigen Bären und Tigern Drachen und Riesenspinnen.

Zwischen den Kämpfen entfaltet sich eine platte Liebesgeschichte zwischen Kira und Herm und man erhält Einblick in die Gedanken der beiden Protagonisten, welche sich größtenteils um den anderen drehen, oder man leistet Kira und Herm bei ihren Trainingseinheiten Gesellschaft. Ab und an erhält der Leser auch Einblick in den Bund der Wächter, der hilflos nach und nach ausgelöscht wird oder erfährt mehr über den Mann hinter den Vorgängen.

Spannung und Lesespaß finden sich, wenn überhaupt, erst gegen Ende des Buches, sei es, weil man sich an die Fehler und die ungewöhnliche Formatierung gewöhnt hat, oder weil der Autor von seinem geradlinigen Weg abgewichen ist, um Herm und Kira in einen Krieg der Eisbarbaren zu verwickeln.


Fazit

Der Vergessene Mond – Zeit des Erwachens zeigt anschaulich, wie aus einer guten Idee mangelns Zeit und Beschäftigung mit dem Handwerk eine Geschichte voller Mängel erwächst. Es ist fast schon traurig wie Tannenbaum das Potenzial verschenkt, obwohl doch die Geschichte und auch die Charaktere einiges zu bieten haben. Dies und ein fehlendes Lektorat lassen das Buch vor dem Mittelmaß scheitern.


Pro & Kontra

+ gute Grundidee

- gewöhnungsbedürftige Formatierung
- unzählige Zeichensetzungs-, Tipp und Grammatikfehler
- viele Wortwiederholungen
- platte, in großten Teilen vorhersehbare Geschichte
- Kämpfe wirken teilweise wie aus einem schlechten KungFu-Film
- Herm lernt Fähigkeiten unrealistisch schnell
- Magier sind insgesamt zu stark

Wertung: alt

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 1/5