Der elfte Versipuls: ein Gassenhauer

Liebe LeserInnen,

pünktlich zum Beginn des elften Versipulses in unserem Forum hat Judith einen Blick zurück auf die Geschichte unseres Lyrikimpulses geworfen: Der Versipuls: Damals und heute. Die Idee ist kurz gesagt: Wir geben einige Zeilen vor, die wir in Büchern, Gedichten, Kurzgeschichten oder Liedern gefunden haben, und jeder, der sich dazu inspiriert fühlt, schreibt ein Gedicht dazu. Nach zwei bis drei Monaten lösen wir dann auf, in welchem Zusammenhang die Zeilen ursprünglich standen. Meistens sind sie in ihren neuen Gewändern kaum wiederzuerkennen ...

„Damals“, im September, wurden gerade die ersten Gedichte eingestellt, erste Versuche, den Zeilen neue Formen zu geben. „Heute“ ist der Impuls abgelaufen und ich habe die Zeilen aufgelöst. Was dabei herausgekommen ist, hat mich sehr gewundert – und gefreut. Denn 17 Gedichte wurden noch nie zu einem Versipuls geschrieben. Wie immer – aber bei diesem Mal ganz besonders, da so viele Gedichte eingestellt wurden – fasziniert mich, wie unterschiedlich die Gedichte die Zeilen aufgreifen. So tränkt Adsartha in unter der oberfläche / ringen nach luft ein Verlustgefühl in Melancholie und Mondlicht, PhoebeFibi malt Herbstbilder und Nachtmahr wagt einige Schritte in die Lyrik und schreibt philosophisch Träume / Vom Scheitern.

Bemerkenswert ist vor allem unser User Porter, der gleich sechs (!) Gedichte zu den Zeilen geschrieben hat. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir Du gabst mir keine Hand, in dem er alle fünf Zeilen unterbringt – ohne dass man es auf den ersten Blick merkt.

Zum Abschluss hier die Zeilen, die Gassenhauer unter den Versipulsen, die Luxuskarossen zwischen den Tretrollern. Nun, also: die Zeilen. Und vielleicht bleibt irgendwo ein weiteres Gedicht zurück.

und der Augenblick gerann zu Kristall
(aus "Das eiserne Haus" von John Hart)

Aus einem Wasserhahn fließen flüssige Planeten
(aus "Die Mechanik des Herzens" von Mathias Malzieu)

Der Horizont bleibt für uns uferlos
(aus "Horizont" von In Strict Confidence)

Ich rahm' mein Bild manchmal, bevor ich's male.
(aus „Schöne Wahrheit“ von Curse)

Man lebt hier selten des Nachts
(aus „Reglose Jagd“ von Nora Bossong)

Viele Grüße aus Köln,

Sabine / Libertine