Zwölf Wasser – zu den Anfängen (E.L. Greiff)

Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (August 2012)
Klappbrochur: 608 Seiten,  € 16,90
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3423249140

Genre: Fantasy


 Klappentext

Wasserstände sinken, Quellen versiegen. Noch ist die Bedrohung des Kontinents kaum spürbar, die Völker leben in Frieden. Aber die dunklen Vorzeichen einer Katastrophe, weit grausamer als eine weltweite Dürre, häufen sich. Denn die Quellen spenden mehr als nur Wasser ...
Die Undae, eine Gemeinschaft von Frauen, die dem Wasser verbunden sind und darin lesen können, brechen ihr jahrhundertslanges Schweigen und warnen die Menschen. Drei von ihnen machen sich auf den langen Weg zu den zwölf Quellen mit dem Ziel, die Katastrophe vom Kontinent abzuwenden. Sie gehen nicht allein. Ein Schwertkämpfer, der sich gegen seine Bestimmung wehrt, ein junger Hirte auf der Suche nach Rache und sein Falke begleiten sie. Aber wie soll man eine ganze Welt retten, wenn es unmöglich scheint, sich selbst zu retten?


Rezension
 
Auf dem ganzen Kontinent drohen die zwölf besonderen Quellen zu versiegen, sollte das geschehen, verlässt mit ihnen auch die Menschlichkeit die Welt.
Die Undae, weise Frauen, die das Wasser beherrschen und die Erinnerungen aller Völker des Kontinents bewahren, sehen diese Entwicklung voraus. Drei von ihnen machen sich deshalb auf die Reise, um das Unheil abzuwenden. Begleitet werden sie dabei unter anderem von einem Schwertkämpfer mit Gewissenskonflikten und einem Hirten auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, zwei Menschen, die beide schon mit ihren eigenen Problemen kaum zurecht kommen. Ob gerade sie dazu geeignet sind, die Welt vor der drohenden Katastrophe zu retten?

High Fantasy mit ökologischem Touch, und eine Reise, bei der zu nicht unerheblichen Teilen der Weg das Ziel zu sein scheint, das Romandebüt von E.L. Greiff bringt frischen Wind ins Genre der High Fantasy, indem modernere Ideen mit Althergebrachtem verknüpft werden. Diese Mischung liest sich gut gelungen, sie wird spannend, schlüssig und ohne kitschige Elemente präsentiert. 
Auch der bildhafte Schreibstil vermag zu überzeugen, er vermittelt Stimmungen, in die man eintauchen, und Beschreibungen, in denen man sich verlieren kann. Leser, die gerne phantastische Welten entdecken und sich von deren Wundern überraschen und erstaunen lassen, werden sich in diesem Roman wohlfühlen; der Einfluss von J.R.R. Tolkien macht sich wieder einmal unmissverständlich bemerkbar, was an sich nichts Schlechtes ist.
Trotzdem ist dieser Stil nicht jedermanns Sache, denn der Autor verfügt über einen ausgeprägten Hang zum Ab- und Ausschweifen, den er in vollen Zügen auslebt. Er verliert sich des öfteren in seitenlangen Berichten über Mythen und Geschichten aus der Welt, die mit der aktuellen Handlung nicht immer und unmittelbar zu tun haben müssen.
Wer eine solchen Erzählweise mag, wird begeistert sein, wer nicht, wird das Buch sehr schnell gelangweilt zur Seite legen.
Aus diesem Grund ist ‚Zwölf Wasser’ auch keine Lektüre für ‚mal eben schnell zwischendurch’, es erfordert Zeit und Muße und verlangt von seinem Leser, dass er sich auf die Geschichte einlässt.
Es ist auch nicht immer ganz einfach, sich mit den ganzen Personen, Schauplätzen und sonstigen Bezeichnungen zurechtzufinden, eine wirkliche Hilfe bietet da das Glossar am Ende das Buches, genauso wie die schön gezeichnete Weltkarte, die dem Leser ebenfalls gute Dienste leistet.

Nicht ganz so gut gelungen erscheinen die Protagonisten, die in der Hauptsache mit sich selbst beschäftigt sind. Jeder laboriert an seinem eigenen inneren Zwiespalt, seinen Ängsten, Sorgen und den Dämonen in seinem Unterbewusstsein, es besteht kein harmonisches Gleichgewicht zwischen innerer Problematik und äußeren Aufgaben, und das Zwischenmenschliche bleibt zu sehr auf der Strecke. Die beiden Hauptfiguren werden zwar ausführlich gezeichnet, handeln aber sehr passiv, zeigen wenig Emotionen und bleiben dadurch zu flach. Auch gleichen sie sich in ihrem Wesen zu sehr, und ein Mitfiebern mit ihrem Schicksal, oder auch nur die Entscheidung, ob man die beiden nun sympathisch findet oder nicht, wird dem Leser unnötig schwer gemacht.
An einigen Stellen sind Handlungen oder Reaktionen der Charaktere nicht ganz schlüssig nachvollziehbar, auch werden manchmal die Schwierigkeiten etwas zu glatt gelöst.
Von der Handlung her passiert eher wenig, und das Wenige erscheint oftmals sehr gestreckt, so als ob der Autor mit seinen Ideen etwas hätte haushalten müssen. Gelegentliche  Actionszenen sind kurz, und klassische Spannungselemente finden sich auch nur wenige. Dafür verzichtet die Story auf die gängigen Stereotypen wie den bösen  Oberschurken, den tapferen Überhelden, den witzigen Zwerg oder den bogenschießenden Elben. Es geht stattdessen viel um Mystik und auch ein wenig um Magie, die Welt steckt voller Geheimnisse, die man als Leser in sehr gemächlichem Tempo ergründet. Man darf gespannt sein, welche Richtung die Geschichte in den Folgebänden nehmen wird.
‚Zwölf Wasser’ ist das Romandebüt von E.L. Greiff, einem Autor, der sonst Essays und Reiseberichte verfasst; beides ist seinem Stil deutlich anzumerken. Teil 2 der Trilogie wird 2013 und Teil 3 für 2014 erwartet


Fazit

‚Zwölf Wasser – Zu den Anfängen’ von E.L. Greiff fügt dem weiten Gebiet der High Fantasy eine frische Facette hinzu, die vom Anspruch her klar über dem Durchschnitt liegt. Wer diese Art der sprach- und bildgewaltigen, weitschweifigen Ausdrucksweise mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.


Pro & Kontra

+ frische Ideen ohne Kitsch
+ ansprechender Schreibstil
+ stimmungsvolle Beschreibungen
+ wenig Stereotypen
+ sehr schöne Aufmachung

o über weite Stellen sehr ausschweifend
o manchmal ein wenig schwergängig
o als Trilogie konzipiert

- handlungsmäßig passiert eher wenig
- dafür ist es zu geschichtslastig
- nicht spannend im gängigen Sinn
- Protagonisten sind sich zu ähnlich und zu flach
- zu viele innere Zwiespalte bei den Hauptpersonen
- Handlungen der Figuren gelegentlich schwierig nachvollziehbar

Wertung:

Handlung 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5