Verlag Knaur, September 2011
Originaltitel: One scream away
Klappbroschur, 464 Seiten, € 14,99
ISBN: 978-3426652152
Genre: Thriller
Klappentext
Chevy Bankes ist Sammler. Er sammelt Frauenschreie, um die Stimmen in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Jedes Mal, wenn der Psychopath den letzten Schrei seiner Opfer auf Tonband aufgenommen hat, ruft er die attraktive Beth an, der er ewige Rache geschworen hat. Wird FBI-Agent Sheridan die junge Frau vor dem Wahnsinnigen beschützen können?
Die Zeit ist knapp, der Killer so nah …
Die Autorin
Kate Brady ist Chorleiterin und Dozentin für Musik. Für ihren Debütroman "Puppengrab" wurde sie mit dem begehrten RITA-Award ausgezeichnet. "Mädchen Nr. 6" ist ihr zweiter Roman bei Knaur. Sie lebt mit ihrer Familie in Atlanta.
Rezension
Man nehme: eine wunderhübsche, alleinerziehende, ach so leidgeprüfte Heldin, auf deren Schultern das Gewicht eines schweren Verbrechens liegt. Dazu ein FBI Agent, den ein familiärer Schicksalsschlag zu ausufernden Alkoholexzessen treibt, bei denen auch durchaus einige Frauen daran teilnehmen, ohne bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Als Sahnehäubchen gibt es dann noch einen durchgeknallten Killer, der die Stimme in seinem Kopf nur durch die lauten, verzweifelten Todesschreie seiner weiblichen Opfer zu übertönen vermag. Diese Mischung ergibt einen leidlich spannenden, aber ziemlich blutigen Thriller, der absolut nichts für schwache Nerven ist.
Beth Denison wird von Chevy Banks verfolgt, er findet sie immer, egal, wo sie auch hinzieht. Als Sachverständige für antiquarische Puppen arbeitet sie zuhause, Puppen werden ihr zur Begutachtung geschickt. Momentan beschäftigt sie sich mit der Sammlung kostbarer Puppen einer alten Frau, die sie nach und nach verkaufen möchte. Gleichzeitig werden Frauen ermordet, und mit ihren Handys erfolgt immer ein Anruf an Beth. Auch die Puppen spielen dabei eine große Rolle, und auch Abby, Beth’s Tochter ist involviert. Zum vermeintlichen Schutz ihrer Tochter verschweigt Beth so einiges, was sie nicht gerade sympathisch erscheinen lässt, denn es ist schleierhaft, warum solche Frauen immer meinen, nur sie alleine könnten alles in die Hand nehmen und die einzigen richtigen Entscheidungen treffen. Außerdem heult sie ständig, schreit rum und gerät zu oft in Panik, was sie zu unüberlegten Handlungen treibt. Ihr zur Seite steht dann recht schnell Neil Sheridan, der sich ihrer Anziehungskraft nicht entziehen kann, die ihn auch auf wundersame Weise unverzüglich von seinem Alkoholkonsum und seinen Depressionen heilt. Lange rätselt man um das Motiv des Mörders, der eine grausame Spur hinterlässt, wobei er kaltblütig seine Ziele verfolgt. Diese Kaltblütigkeit setzt dem Leser auch schnell zu, diese Gewissenlosigkeit ist schwer zu verdauen. Andererseits übt das auch einen unwiderstehlichen Reiz aus, dem sich bestimmt auch ein paar männliche Leser nicht entziehen können. Trotzdem schleichen sich die Protagonisten nicht in die Herzen, obwohl sich eine Liebesgeschichte anbahnt, ist Beth’s Verhalten einfach zu egoistisch und zu überheblich. Ihre Tochter benimmt sich auch nicht wie ein kleines Mädchen, hier sollte die Autorin schleunigst noch einmal Nachhilfe nehmen, um kindgerechtes Verhalten überzeugend zu schildern.
Obwohl der Täter früh bekannt ist, vermag das Buch noch zu fesseln. Seine Beweggründe liegen im Dunkeln, genauso wie die Verbindung zwischen ihm und Beth. Auch Neil hat seine Geheimnisse in der Vergangenheit, und so gibt es eine Menge zu entdecken. Bei der Schilderung der Morde nimmt sich die Autorin sehr zurück, sie sind zwar grausam, durch die fehlende Schilderung nimmt man sie aber nicht so wirklich wahr. Der Fokus liegt eindeutig auf zwei Beziehungen, die zu Chevy und Beth und die beginnende Liebesgeschichte zwischen Beth und Neil. Die Motive des Täters sorgen allerdings für genügend Spannung, sie sind abartig genug und bergen eine Menge Brisanz. Das Zusammenfügen der einzelnen Puzzleteile erfolgt geschickt, nie wird zuviel auf einmal verraten.
Fazit
Zwar ist die Protagonistin nicht sonderlich sympathisch, aber Kate Brady hat mit Puppengrab ein recht spannendes Werk geschaffen. Verwirrende Gedankengänge eines skrupellosen, gefühlslosen Mörders sorgen für Spannung und Rätselraten, denn das Motiv ist wirklich nicht so leicht zu erkennen.
Pro und Contra
+ spannend
+ abartige Motive
+ interessanter Plot
- unsympathische Hauptpersonen
- Handlungen der Protagonistin nicht immer logisch
- zu schnelle Veränderung von Neil
Wertung
Charaktere 3,5/5
Handlung 3.5/5
Lesespaß 3,5/5
Preis/Leistung 3,5/5