Königsklingen (Joe Abercrombie)


Heyne (September 2008)
944 Seiten, EUR 15,00
ISBN-10: 978-3-453-53252-6

Genre: Fantasy


Klappentext

Für Logen, den Barbarenkrieger, sind die Zeiten siegreicher Schlachten vorbei – und dennoch steht ihm der größte Kampf seines Lebens bevor ... Zu viele Herren und zu wenig Zeit haben den zynischen Inquisitor Glokta in ganz andere Schwierigkeiten gebracht – unversehens steht er im Zentrum eines tödlichen Geheimnisses ... Als die Schatten des Bösen auf das Land fallen, hat der Erste der Magier wie immer einen Plan zur Rettung der Welt – doch dieses Mal geht er ein schreckliches Risiko ein …


Inhalt

Noch einmal muss der Barbarenkrieger Logan in die Schlacht ziehen: Es gilt, das Reich vor den hereinbrechenden Schatten des Bösen zu retten. Über alle Vernunft hinweg schließt er sich den Nordmännern an und legt einen Hinterhalt, denn die Truppen der Union zählen auf Logans Unterstützung.

Währenddessen liegt der König auf dem Sterbebett, und seine möglichen Nachfolger buhlen sich schon um die Krone. Hauptmann Jezal dan Luthar kehrt von seiner Mission ans Ende der Welt zurück und hofft nun auf Trost bei seiner Geliebten. Stattdessen wird ihm seine wahren Herkunft offenbart; er muss sich einer neuen Aufgabe stellen. Doch niemand ahnt, dass die heraufziehende Gefahr bereits über dem Thron und damit dem Herzen des Reiches schwebt: Im Süden rückt das gewaltige Heer der Gurkhisen näher und näher.

Der zynische Großinquisitor Glokta hat inzwischen ein ganz anderes Problem: Er hat an zu vielen Fronten gekämpft und weiß nun nicht mehr, wem er noch trauen kann. Durch seine Geheimniskrämerei hat er sich und andere in eine bedrohliche Situation gebracht. Mit List und Täuschung versucht Glokta sich aus der Affäre zu ziehen. Auch der erste der Magi wappnet sich – doch diesmal geht er ein Risiko mit unvorstellbaren Folgen ein: Er muss eines der ungeschriebenen Gesetze der Magi brechen. Bald schon werden die Gefährten Seite an Seite um das Bestehen ihrer Welt kämpfen – und um ihr Leben ...


Rezension

"So packend realistisch, zynisch und bissig im positiven Sinn, wie es dem Genre schon lange gefehlt hat." – So sagt man und Literatopia stimmt zu. Mit „Königsklingen“ hat Joe Abercrombie nun den Abschluss seiner First-Law-Trilogie vorgelegt und damit bewiesen, wie aufregend realistisch, sarkastisch und abenteuerlich Fantasy noch sein kann. Und das abseits von bekannten Klischees, denn meint man, eines gefunden zu haben, wird dieser Eindruck in Windeseile wieder zerstreut.
- Ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Leser, das der Autor zu genießen scheint.

Zeit seines Lebens träumt man von Rache. (Paul Gauguin)

Mit diesen Zeilen beginnt der dritte Band um Logan, Jezal und Glokta. Ein Leitsatz, der sich rückblickend betrachtet durch jeden Bereich des Romans zieht, denn der Wunsch nach Rache und Vergeltung brodelt überall. Entweder voller Wut und Leidenschaft wie bei Ferro, die endlich eine Gelegenheit wittert, die Gurkhisen zerschlagen zu können, oder auch kalt züngelnd im Abgrund einer Nordmann-Seele. Beinahe jeder Charakter hat seine unbeglichenen Rechnungen und muss mit der Zeit einsehen, wie wenig es bringt, sie begleichen zu wollen. – Eine Moral, die jedoch in keiner Weise einem erhobenen Zeigefinger gleichkommen will. Im Gegenteil, Joe Abercrombie gefällt sich darin, seine Charaktere immer wieder an die Grenzen jedes Anstandes (und darüber hinaus) zu treiben. Er verspottet moralische Grundsätze, zieht die kleinen Glücksmomente des Lebens in den Schmutz und zeigt dabei, wie menschlich und unvollkommen seine Protagonisten sind. Gerade das macht diese Bücher wirklich lesenswert, kombiniert mit der witzigen schonungslosen Art des Autors, der einfach kein Blatt vor den Mund nehmen will.

Sprachlich bietet Joe Abercrombie entgegen dem Inhalt keine großen Besonderheiten. Sein Stil ist einfach und allem voran geradlinig. Rasch blättert man von Seite zu Seite, muss jedoch immer wieder ein Quäntchen Geduld aufbringen, um sich zwischen den Kapiteln zurechtzufinden. Eine Tatsache, die sich durch die hohe Anzahl der Protagonisten und Nebendarsteller erklären lässt, auf die man als Leser bereit sein muss, einzugehen. Stichwort: Perspektivenwechsel!

Als (Eventuell-)Kritikpunkt bleibt der Vorhang, der über Joe Abercrombies große Bühne fällt. Entgegen den Hoffnungen auf ein furioses Ende, die sich im Verlauf der Handlung schüren, wagt der Autor den Schritt, dem Leser nochmals vor Augen zu führen, dass man im Leben einfach nicht das bekommt, was man will. Mehr noch, dass das Leben einfach Leben ist, in dem es kein wirkliches Ende gibt. Keine vollmundende Befriedigung, keinen wahrhaften Triumph. – Ein desillusioniertes "Ausklingen", das manche Leser enttäuschen könnte, jedoch stimmig zum Buch passt.


Fazit

Die First-Law-Trilogie ist ein Meisterwerk mit interessanten Ecken und Kanten. Joe Abercrombie, von dem man hoffentlich noch viel wird hören dürfen, besticht durch eine sarkastisch wirkende Zügellosigkeit, die ihren eigenen Charme besitzt. Wer sich etwas abseits goldener Helden wiederzufinden wünscht, ist hier richtig und bekommt ein ironisches Augenzwinkern in Richtung gängiger Fantasy-Klischees inklusive.


Pro und Kontra

+ unverwechselbarer Sarkasmus
+ gelungener Abschluss
+ sehr gut ausgearbeitete und glaubwürdige Charaktere
+ ein sich vom Einheitsbrei abhebendes Werk

o diplomatisch orientiert
o leicht zu lesender Stil
o anspruchsloses Ende

Wertung

Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5


Interview mit Joe Abercrombie

Rezension "Kriegsklingen" (Band 1)

Rezension "Feuerklingen" (Band 2)

Rezension zu "Königsschwur" (Band 1)

Rezension zu "Königsjäger" (Band 2)

Rezension zu "Königskrone" (Band 3)

Neuerscheinung im November: "Racheklingen"