Die Stadtwölfin (Sylvie Wolff)

wolff s-die stadtwlfin

CreateSpace (Amazon), 1. Auflage August 2012
Taschenbuch, 230 Seiten
€ 8,99 [D]
ISBN: 978-1478191155


Genre: Urban Fantasy


Klappentext

Das bin ich nicht!“ – Eva, die unscheinbare BWL-Studentin, kann nicht glauben, was sie im Spiegel sieht: Seit einem harmlosen Flirt in der Bonner Altstadt hat ihr Leben ein haariges Eigenleben begonnen. Mit der aufregenden Figur, den langen Beinen und den ungewohnt scharfen Sinnen könnte sie ja leben, aber wieso hat sie auf einmal Heißhunger auf das WG-Meerschweinchen? Und wie soll sie alles dem charmanten Tierarzt Thorsten erklären, der längst ein Auge auf sie geworfen hat?

Doch auch die internationale Werwolf-Gemeinde reagiert verstört auf den ungeplanten Neuzugang ...

Eine Werwolf-Komödie, die den Mythos vom „Bösen Wolf“ gehörig auf den Kopf stellt.


Über die Autorin

Sylvie Wolff, Jahrgang 1959, lebte lange in Bonn, bevor sie mit ihrer Familie ins ländliche Baden-Württemberg zog. Dort schreibt sie Romane über Wölfe, Hunde und Menschen – und über Wesen, die diese Grenzen überschreiten.


Rezension

Werwölfe agieren in Film und Buch zumeist allein, gebissen unter mehr oder minder tragischen Umständen hadern sie mit den langsam einsetzenden Veränderungen, bis sie sich am Vollmond in eine unkontrollierte Bestie verwandeln, die sich auf die unschuldigen Nachbarn stürzt. In Meyers Twilight erhielten die Werwölfe vor einiger Zeit ein freundlicheres, sehr erdverbundenes und durchaus soziales Gesicht als Beschützer der Menschen. Sylvie Wolff geht noch einen Schritt weiter.

Das Buch beginnt jedoch nicht direkt mit der Geschichte, sondern mit einem recht merkwürdig erscheinenden Ansatz, nämlich einem autobiographischen. So wird die Autorin in der U-Bahn von einer älteren Dame angesprochen und erhält das ungewöhnliche Angebot, eine Geschichte zu schreiben, die „ihr gesamtes Weltbild ins Wanken bringen könnte.“ (Seite 2.) Kurz darauf findet sich besagte Autorin in einem luxuriösen Penthaus wieder und bekommt die Geschichte der Stadtwölfin erzählt.

In der Nacht vor einer wichtigen Firmen-Präsentation trifft die junge BWL-Studentin Eva, zurzeit im Praktikum bei Köln-Consult angestellt, auf den interessanten Remek. Am nächsten Morgen entdeckt Eva einen Knutschfleck und das Meerschweinchen ihrer Mitbewohnerin reagiert ungewöhnlich panisch auf ihre Anwesenheit. Von nun an geht es Schlag auf Schlag, innerhalb weniger Tage wird aus der unscheinbaren Eva, eine attraktive Frau, die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich zu ungewöhnlicher Stärke findet. Mit rat und Tat beiseite bei all diesen Veränderungen steht Eva Leila, die stellvertretende Chefin der internationalen Werwolf-Gemeinde. Dennoch geht so einiges schief, und bald muss sich Eva nicht nur mit ihrem neuen Dasein, sondern auch mit einer neuen Liebe und internationalen Verwicklungen der Werwölfe auseinandersetzen, denn ihre Erschaffung war gegen jede Regeln, und Remek ist nicht wer er zu sein scheint.

Aus der wechselnden Sicht von Eva und Leila erlebt der Leser Evas Veränderung und die Verwicklungen der sehr modernen und aufgeschlossenen Werwölfe. Dies geschieht in kurzen lockeren teils humorvollen Kapiteln, die neben interessanten Einblicken in die Gesellschaft der Wölfe allerdings so manche Unstimmigkeit aufzeigen, beziehungsweise den Glauben der Leser an einigen Stellen bemüht.

So mag für den ein oder anderen Evas Wandel zum Wolf und ihre schnelle Akzeptanz dessen ungewöhnlich anmuten. Auch ist es merkwürdig, dass die unwissende Eva die fremde Leila, die sowohl deutlich älter ist als auch beruflich weit über ihr steht, so schnell in ihr Leben einbezieht und ihre Probleme mit ihr bespricht. Ganz zu schweigen davon, dass Evas Umwelt die Veränderung ihres Aussehens und das Essen rohen Fleisches nahezu kommentarlos hinnimmt und auch Evas offensichtliche übermenschliche Stärke kein Misstrauen erregt. Ein großer Bruch in der inneren Logik des Buches wird deutlich, wenn keiner der Wölfe um Eva herum, obwohl mit wölfischen Sinnen ausgestattet und mit Evas Verwandler durchaus bekannt, Remeks wahre Identität entlarvt. Usw.

Diese Unstimmigkeiten ziehen sich in das Charakterdesign des Buches fort. Evas Mitbewohnerin, zum Beispiel, überfürsorglich bemutternd und aufdringlich, verliert in Laufe des Buches nahezu jegliches Interesse an Eva. Eva selbst erscheint mitunter nicht nur tollpatschig, sondern regelrecht dumm, wenn sie entgegen jeglicher Warnungen und besseren Wissens ihre Kraft in einem öffentlichen Fitnesszentrum demonstriert oder eine der anderen Werwölfinnen mit Fragen löchert. Zu diesem Eindruck tragen auch die zum Teil sehr umgangssprachlich gehaltenen Gedanken Evas bei.

(...) und bringt es dann sofort auf den Tisch.
Ach so – na, nun war ich schlauer. (Zitat S. 77)

Obwohl stilistisch flüssig geschrieben, bleibt mancher Leser wohl auch an den Namen der Werwölfe hängen, denn hier kommen ausschließlich mehr oder weniger eindeutige Bezüge zu Wölfen vor, was etwas künstlich strapaziert wirkt. Am Ende greift die Autorin noch einmal ihre Einleitung auf und legt alles als eine wahre Geschichte aus, dazu gedacht, den Leser auf Werwölfe in der Umgebung aufmerksam zu machen und die vielleicht vorhandenen Ängste abzubauen.


Fazit

Sylvie Wolffs Debut bietet eine unterhaltsame Geschichte, die insbesondere in der Idee eines modernen Werwolfs ihren Reiz hat. Die Autorin ist durchaus talentiert, leider stören Fehler sowie inhaltliche Lücken und Brüche – hier macht sich das fehlende Lektorat eines Eigendrucks bemerkbar – den Lesefluss von Die Stadtwölfin.


Pro & Contra

+ ungewöhnliche Idee
+ lockerer unterhaltsamer Stil
 
o autobiographischer Rahmen
o Running Gag der Wolfs-Namensgebung
 
- erhöhte Anzahl von Fehlern
- Unstimmigkeiten und Schwächen in Handlung, Charakterentwicklung und allgemeiner Handlung

Wertung: alt

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5