Magie (Trudi Canavan)

Penhaligon Verlag (Mai 2009)
gebunden, mit Schutzumschlag, Leseband und zwei Karten
734 Seiten, EUR 19,95
ISBN: 978-3764530372

Genre: Fantasy


Klappentext

Trudi Canavan kehrt dorthin zurück, wo ihr Aufsehen erregender Erfolg begann - nach Kyralia und zur Gilde der Schwarzen Magier.

Tessia wächst als die Tochter eines Dorfheilers in Kyralia auf, und nichts wünscht sie sich sehnlicher, als selbst Heilerin zu werden. Doch eines Tages wird offenbar, dass Tessia über die seltene Gabe der Magie verfügt, und ohne diese Ehre jemals erwartet zu haben, findet sich die junge Frau plötzlich als Novizin des zauberkundigen Lord Dakon wieder.

Bei aller Begeisterung und allem Stolz über ihre unerwartete Bestimmung erkennt Tessia jedoch schon bald, dass mit ihren magischen Kräften auch große Gefahren einhergehen. Denn Kyralia steht kurz vor einem Krieg mit dem Nachbarreich Sachaka - und Tessia muss schneller lernen, ihre Magie zu beherrschen, als jemals eine Novizin vor ihr...


Rezension

Mit ihrem Prequel zu "Gilde der Schwarzen Magier" wirft Canavan ihre Fans nicht gerade ins kalte Wasser: "Mädchen aus einfachen Verhältnissen entdeckt durch Zufall magische Begabung" - dem Einen oder Anderen dürfte das mittlerweile bekannt vorkommen. Doch bewährt sich dieses Mittel ein weiteres Mal - der Einstieg in den Roman ist angenehm. Schnell taucht man in die Welt von Tessia ein und fiebert mit, wie sich ihr Leben komplett ändert.
Unterstützt wird dies durch Canavans Schreibstil, der die Geschichte mit den nötigen Bildern füllt und den Leser direkt in die schön beschriebene Welt eintauchen lässt. Ein wenig verhagelt wird dies jedoch durch etliche ärgerliche grammatikalische sowie Rechtschreibfehler, die in der vorliegenden - zweiten - Auflage wirklich unnötig sind.

Der Schwung, mit dem der erste Teil geschrieben ist, verraucht allerdings gerade dann, als es eigentlich richtig zur Sache geht; beim Angriff der feindlichen "Sachakaner", einem starken Volk im Norden Kyralias, das sich durch Sklavenhaltung und Unterdrückung der Frauen auszeichnet. Bei diesem Angriff verliert Tessia ihr Zuhause und ihre Eltern. Diese Gratwanderung, auf die sich ein Autor jedes Mal begibt, wenn ein Protagonist wichtige Menschen verliert, gelingt Canavan noch ziemlich gut. Sie findet einen Mittelweg aus glaubwürdiger Trauer, bei der der Charakter trotzdem nicht in für den Leser nervtötende Aktionslosigkeit und Lethargie abgleitet.
Trotzdem kann der Mittelteil nicht recht überzeugen. Die Streitmacht Kyralias, mit der Tessia zwangsläufig reist, da ihr Lehrmeister Dakon sich ihr angeschlossen hat, wirkt antriebslos, Canavan liefert belangloses taktisches Gefasel durchsetzt einerseits mit Episoden, die die Handlung nicht vorantreiben, und andererseits Kampfszenen, die auch nicht ihre Stärke sind.

Glücklicherweise etabliert Canavan gerade zur rechten Zeit einen neuen Charakter mit komplett von der Haupthandlung separiertem Handlungsstrang, zu dem sie immer wieder springt. Hierbei handelt es sich um Stara, eine junge Frau, die sich einen Traum erfüllt, indem sie nach Sachaka zieht, nur um dort festzustellen, dass das Land keinesfalls traumhaft ist. Staras Geschichte einer Frau in einer von Männern dominierten Welt ist überzeugend geschrieben und generell lesenswert, allerdings nur bis zu dem Moment, wenn dem Leser aufgeht, dass sich ihre Geschichte mit der Haupthandlung allenfalls tangential berührt.

Generell wirkt die ganze Geschichte teilweise sehr unzusammenhängend, Canavan erzählt bald hiervon, bald davon, was dem Roman einen recht oberflächlichen Gesamteindruck verleiht. So gesehen ist der Umfang von "Magie" denkbar ungünstig - hätte Canavan sich aufs Wesentliche beschränkt, wäre der Roman erheblich kürzer geworden, hätte sie auf der anderen Seite alles ordentlich erzählt, was sie offenbar erzählen wollte, hätte sie wohl zwei Bücher schreiben müssen.

Und das wäre ihr vermutlich nicht mal schwer gefallen, bei den vielen interessanten Ideen, die sie entwickelt. Denn "Magie" lebt von diesen Ideen und von gut ausgearbeiteten, durchdachten Details, die über die eine oder andere Länge hinwegtrösten können. Nur ein Beispiel hierfür ist Tessias durch Magie unterstützte Heilkunst, die sie im Laufe des Buches entwickelt.
Derartige Kreativität hätte auch den Charakteren gut getan, denn die "Guten" sind eindeutig zu weichgespült, ihre unerträgliche Güte hätte jedem Vorweihnachtsgeschichtencharakter zur Ehre gereicht. Und auch die "Bösen" gewinnen keinen Preis für Tiefgründigkeit.


Fazit

Das Buch hält zwar, was draufsteht - denn die Magie wird ausführlich behandelt -, empfiehlt sich aber trotzdem nur für jene, die nach "Kyralia" zurückkehren möchten und über Schwächen wie Zusammenhanglosigkeit sowie einige Längen hinwegsehen können. Belohnt werden sie dafür mit durchdachten Details und einem angenehmen Schreibstil.


Pro & Kontra

+ leichter, schneller Einstieg
+ guter Schreibstil
+ interessante Details und Ideen

- einige Längen
- zusammenhanglose Handlungsstränge
- schwarz-weiß-Zeichnung der Charaktere

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Die Saga von sonea - Die Hüterin"