Driver For The Dead (John Heffernan, Leonardo Manco)

Verlag: Splitter (August 2012)
Hardcover mit Schutzumschlag, 168 Seiten
ISBN: 978-3-86869-506-9
Preis: 22,80 Euro

Genre: Horror, Fantasy


Klappentext

Alabaster Graves ist Fahrer – er ist Fahrer für die Toten. Während seiner beruflichen Laufbahn im Süden der USA hat er Hunderte von Leichen zu ihren letzten Ruhestätten chauffiert, wobei manche dieser Fahrten selbst alles andere als „ruhig“ verliefen. Graves ist nämlich kein normaler Leichenwagenfahrer; er ist Spezialist für die etwas „ungewöhnlicheren Aufträge“. „Ungewöhnliche“ heißt oft auch „gefährlich“, und das bedeutet mehr Geld. Darunter fällt zum Beispiel der Transport der sterblichen Überreste des Heilers Moses Freeman. Mit Freemans temperamentvoller Enkeltochter als Beifahrerin muss Alabaster zunächst die Strecke von Shreveport nach New Orleans zurücklegen, um den Leichnam abzuholen. Doch Alabaster weiß nicht, dass er von einem Leichenräuber mit Namen Fallow verfolgt wird; ein Nekromant, der seine Kräfte aus den Körpern Verstorbener generiert…Für Fallow wäre die Leiche von Moses Freeman der ultimative Fang.


Rezension

Man nehme zwei Löffel Ghost Rider, einen Schuss Constantine, ein wenig Jonah Hex, dazu eine Prise Transporter und schon hat man Driver For The Dead. Zwischen Alabaster Graves und dem Tod stehen lediglich ein paar Waffen und seine ihm immer treue „Black Betty“, ein schwarzer, aufgemotzter Pontiac GTO. Leichenwagenfahrer scheint eher kein außergewöhnlicher Beruf mehr zu sein, was aber Alabaster von anderen in diesem Metier unterscheidet sind die Leichen. Von Totenbeschwörern, Voodoo-Priestern über Werwölfen bis hin zu Vampiren, transportiert Graves alles, was in die Kategorie „Übernatürliches“ gehört. Unter diesen Umständen verlief seine bisherige Karriere ziemlich normal, bis zu dem Tag, als er den Auftrag erhält die Leiche von Moses Freeman, in Begleitung dessen Enkelin, zu befördern. Der tote Freeman erregt besonders Interesse bei dem Nekromanten Uriah Fallow, der die Seelen von Menschen mit besonderen Fähigkeiten braucht, um Überleben zu können. Ein rasantes Wechselspiel zwischen zwei Welten beginnt, wobei es dem Leser letztendlich überlassen bleibt, auf welcher der Beiden er sich selbst wiederfindet.

John Heffernan und Leonardo Manco haben zusammen ein Werk erschaffen, welches sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch zu überzeugen weiß. Mancos Zeichnungen transportieren eine dunkle, fast schon diabolische Atmosphäre, die der Geschichte des Comics die richtigen Akzente setzt. Durch realistische Darstellungen, fast schon einem Film gleich, wird dem Leser die Chance gegeben den Verlauf aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Einige Rückblenden aus der Vergangenheit Alabasters und Fallows bieten weitere, interessante Nebenhandlungen, die durch eine nahezu perfekte Panelaufteilung verdeutlicht werden. Die Panels sind beabsichtigt modern, weniger klassisch gehalten, um die Quintessenz von Driver For The Dead in möglichst vielschichtigen, dynamischen Facetten zu erzählen. Die sonstige Gestaltung des Comics steht den anderen Details in Nichts nach. Schwarze Seiten und ein dynamisches Titelbild runden diese Gesamtausgabe als ein Ganzes ab. So perfekt alles auf den ersten Blick zu sein scheint, gibt es auch bei Driver For The Dead ein paar Dinge, die weiter hätten ausdifferenziert werden sollen. Allem voran die Geschichten der Akteure.

Es gibt zahlreiche Einschübe, die die Vergangenheit der handelnden Personen darstellen, aber Vieles bleibt dennoch unbeleuchtet. Unklar bleibt beispielsweise warum Fallow, bevor er zum Nekromanten wurde, die Person ist, die er ist. Alabaster Graves erscheint als Person teilweise zu stereotypisch, da seine Vergangenheit klassischerweise durch den Tod seiner Eltern und einer schwierigen Kindheit geprägt wurde. Seine Bedeutung in der Geschichte kommt die des Charons gleich, dem Fährmann aus der griechischen Mythologie, der die Seelen in einem Boot auf den Flüssen der Unterwelt transportiert, denn genau das ist Graves. Problematisch hierbei ist die Art, wie diese Sichtweise auf seine Stellung herübergebracht wird. Hin und wieder macht es den Eindruck, als hätten die Autoren auf genau diesen Punkt abgezielt, um möglichst wenig Spielraum für andere Interpretationsmöglichkeiten frei zu geben. Der Comic liest sich sehr flüssig und man kann den roten Faden praktisch durchweg sehen. Die Geschichte, die von Anfang bis Mitte sehr sorgfältig und behutsam aufgebaut wird, verliert zu guter Letzt ein wenig an Qualität, da prompt alles sehr schnell voran geht und beendet wird. Dadurch erlebt der Leser einen kleinen Bruch sowohl in der stimmungsvoll, düsteren Atmosphäre als auch im Inhalt. Die plötzliche Rasanz gen Ende dient vornehmlich dem Ansteigen der Spannungskurve, doch ist dies in dem Falle doch eher reine Geschmackssache.

Als kleinen Bonus finden sich ein Interview mit Heffernan und Manco, sowie ein exklusiver Vorschlag für einen möglichen Soundtrack zum Comic und die Titelbilder der jeweiligen Einzelbände


Fazit

Driver For The Dead ist ein Meisterwerk par excellence, welches an einigen Stellen zwar zu oberflächlich bleibt, aber dennoch durch die grundlegende Geschichte, flüssige Erzählstruktur und atemberaubende Zeichnungen zu überzeugen weiß. Dieser Comic richtet sich besonders an diejenigen, die partout keinen Gefallen an glitzernden Vampiren finden, sondern eher an düsteren und diabolischen Untoten, Werwölfen und Totenbeschwörern. Der Preis von 22,80 Euro geht in Anbetracht der Gestaltung der Gesamtausgabe als Ganzes in Ordnung und ist eine Investition wert. Dieser Comic darf in keiner guten Sammlung fehlen.


Pro/Contra

+ spektakuläre Zeichnungen
+ verschiedene Blickwinkel
+ richtige Vampire, Werwölfe und andere Nicht-Lebende
+ „Soundtrack“ im Anhang

- Charaktere ausbaufähig
- Geschwindigkeitswechsel zu abrupt

Bewertung:


Handlung: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5

 


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Leonardo Manco

Rezension zu Verblendung Bd.1 (Comic, amerikanisch)