Die Chronik der Unsterblichen - Am Abgrund II (Thomas von Kummant/ Benjamin von Eckartsberg)

am abgrund 2

Ehapa Comic Collection (Juni 2011)
Hardcover, 88 Seiten
ISBN: 978-3770428816
€ 14,95 [D]

Genre: Fantasy


Klappentext

„Wovor hast du Angst? Gevatter Tod kennt uns nicht. Schon vergessen?“

Die lang erwartete Fortsetzung des preisgekrönten Comic-Adaption des Bestsellers von Deutschlands erfolgreichstem Autor fantastischer Literatur: Wolfgang Hohlbein.


Rezension

Andrej Delany und Frederic haben endlich die Stadt Constanta in Rumänien erreicht. Dort sollen sie sich mit Krusha treffen, der ihnen bereits zuvor eine Hilfe gewesen war. Ohne ihn wären sie vermutlich bereits tot und sonst kenne sie niemanden, so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ein weiteres Mal auf ihn zu vertrauen – auch wenn er ein Fremder ist. Den vereinbarten Gasthof zu finden, gestaltet sich jedoch schwerer als erwartet. Denn die Stadt ist riesig, erschlägt einen mit Menschenmassen, Gerüchen und Eindrücken. Während sich Andrej mit Möglichkeiten, ihre Ziele zu erreichen, beschäftigen muss, braucht er erschwerend ein wachendes Auge auf Frederic. Sein Schützling, dessen er sich angenommen hat, nachdem sein Dorf in Schutt und Asche gelegt wurde, ist eine tickende Zeitbombe. Seine Wut ist unberechenbar und sein Schädel dicker als Fels, was ihn taub für Andrejs Belehrungen macht. Als noch eine Schönheit aus dem Nichts auftaucht und sein Herz und Verlangen anregt, gerät Andrejs Welt ins Wanken.

7 ganze Jahre sind vergangen, seit der erste Teil der Comicadaption von Wolfgang Hohlbeins Romanreihe „Die Chronik der Unsterblichen - Am Abgrund I“ erschienen ist. Comicfans und Kritiker in vielen Ländern waren gleichermaßen überrascht und begeistert. Doch dann wurde es leider erst einmal totenstill. Außer einem „Making of“, das 2 Jahre später erschienen ist, musste man sich mächtig in Geduld üben, aber schließlich ist „Am Abgrund II“ da. Und das Warten hat sich mehr als gelohnt. Die Geschichte setzt unmittelbar an den ersten Band an, als wäre kein Tag dazwischen vergangen. Aber die Einsamkeit der zwei Reisenden durch Wälder und wilde Landschaften wurde ersetzt durch die klaustrophobische Atmosphäre einer Großstadt. Andrej und Frederic kommen in Constanta an, die einen vor Hektik und Enge förmlich erschlägt. Beide werden gesucht als Hexer, Brandstifter und Mörder, was jeden Stadtbewohner automatisch zu einer potentiellen Gefahr macht. Es gilt, sich zu verstecken und unsichtbar zu machen, Frederics Verhalten macht das aber beinahe unmöglich. Der Junge kocht vor Wut und seine Unsterblichkeit macht ihn unvorsichtig und übermütig. Es dauert also nicht lange, bis sich die Ereignisse überschlagen. Die Story bietet alles, was man von solchen Geschichten kennt und erwartet. Es bleibt immer spannend, man weiß nie, was als nächstes passiert und über allem schwebt die Frage über Andrejs Herkunft und seine Unsterblichkeit. Die Romanvorlage wurde also - mit einigen Änderungen - gekonnt umgesetzt.

Am beeindruckendsten – neben der Tatsache, wahrhaftig den zweiten Band in den Händen zu halten - ist aber der Quantensprung im Zeichenstil. Man glaubt kaum, dass beides Mal dieselben Künstler am Werk waren. Der erste Teil ist wirklich schön anzusehen. Die Hintergründe sind fantastisch gestaltet und auch die Figuren gut gelungen. Die Kampfeinlagen wirken ungemein lebendig und mit Blut wird alles andere als gespart. So genial die Zeichnungen sind, eine gewisse Ähnlichkeit mit Disney-Figuren lässt sich nicht leugnen und sie sind durch die schwarzen Konturlinien vom Hintergrund abgesetzt. Eigentlich gibt es da nichts auszusetzen, im direkten Vergleich zu dem neuen Stil jedoch sieht das ganz anders aus. Es gibt keine schwarz nachgezogenen Konturen mehr, stattdessen wird grandios mit Licht und Schatten gearbeitet. Mit einem Mal sind die Personen mit der Stadt verschmolzen, sie bilden eine Einheit und das Resultat ist einfach nur beeindruckend. Ein Bild ist packender als das andere. Die „Kameraeinstellungen“ sind gewagter, komplexer und einfach nur perfekt umgesetzt (bestes Beispiel: Panel 3 auf Seite 15) Trotz all der Veränderungen, ist es Kummant und Eckartsberg gelungen, die Figuren fast eins zu eins zu übernehmen. Man muss sich also nicht auf neue Gesichter einstellen. Lediglich Frederic hat sich leicht verändert, allerdings ist das in seinem Fall eine Perfektionierung. Er sieht nicht mehr so androgyn aus wie zuvor. Ein weiteres Making of über den zweiten Band wäre wünschenswert, denn wie es zu solch einem Wandel kam, sollte schriftlich festgehalten werden.

Der zweite Band schließt den ersten gleichnamigen Roman Hohlbeins ab. Das Ende ist frei von Cliffhangern, auch wenn es natürlich noch einige Fragen zu klären und Erzählstränge zu schließen gibt; viele, wenn man bedenkt, dass dieses Jahr der 14. Roman der Chronik erscheint. Weiteren Comics steht zumindest in Bezug der Handlung also nichts im Wege. Es bleibt lediglich zu hoffen, dass die Zeitspannen zwischen weiteren potentiellen Bänden kürzer werden.


Fazit

Wolfgang Hohlbein, kann sich geehrt fühlen. Aus seinem ersten Roman wurde eine perfekte Umsetzung in zwei Bänden. „Am Abgrund II“ ist in allen Belangen sogar noch besser als der erste. Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg liefern Comickunst in Perfektion.


Pro und Kontra

+ der neue Zeichenstil ist schlichtweg genial
+ spannend
+ kreative „Kameraeinstellungen“
+ Andrejs Zerrissenheit
+ schön eingeflochtene Romanze

Beurteilung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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