Die Königin der Unsterblichen (Maria Dahvana Headley)

headley m.d-die knigin der unsterblichen

Droemer Knaur-Verlag, 1. Auflage Juni 2011
Taschenbuch, 528 Seiten
Aus dem Amerikanischen von Sonja Rebernik
ISBN: 978-3-426-50893-0
€ 14,99 [D]

Gelesen im englischen Original

Genre: Fantasy


Klappentext

Kleopatra, Königin von Ägypten, ist verzweifelt: Octavian, der Heerführer Roms, steht mit seinen Truppen vor den Toren Alexandrias und droht die Stadt zu vernichten. Als dann auch noch Kleopatras große Liebe, ihr Ehemann Markus Antonius, Selbstmord begeht, ist die Königin wild entschlossen, weder ihre Liebe noch ihr Land aufzugeben. In einem uralten Ritual beschwört sie Sachmet, die altägyptische Göttin des Krieges, herauf. Mit ihrer Hilfe will sie Octavian besiegen und Markus Antonius vom Tod zurückholen. Doch die Anrufung Sachmets bringt keine Rettung, sondern verwandelt Kleopatra gegen ihren Willen in eine Kreatur der Dunkelheit. Daraufhin ist Kleopatra entschlossener denn je, Rache zu nehmen – an Octavian und an der Göttin.


Über die Autorin

Maria Dahvana Headley veröffentlichte bereits mehrere Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. Sie lebt mit ihrem Ehemann, dem Dramatiker Robert Schenkkan, in Seattle. "Die Königin der Unsterblichen" ist ihr erster Roman.


Rezension

Phantastische Bauten, schillernde Persönlichkeiten und ein Hauch von Mystik – noch immer fasziniert das alte Ägypten Millionen von Menschen. Maria Dahvana Headley widmet sich in ihrem Debut der wohl bekanntesten Ägypterin, Kleopatra, und verbindet deren Schicksal mit moderner Fantasy.

Es ist 30 v. Christus, Alexandria brennt und durch die Straßen rennt ein Junge, ein falscher Bote, der Markus Antonius die Nachricht von Kleopatras Tod überbringen soll. Halb wahnsinnig vor Schmerz und dem Gefühl, von seiner Liebe verraten worden zu sein, rammt sich der ehemalige Herrscher Roms sein Schwert in die Brust. Derweil wartet Kleopatra in einer Kammer, sie glaubt nach wie vor an den Sieg ihrer Truppen. Ihr letzter Ausweg ist ein geheimes Ritual, das von ihren Gelehrten zum großen Teil rekonstruiert werden konnte und die Göttin Sachmet zu beschwören vermag. Als Markus‘ Truppen ihren tödlich verletzten Mann bringen und dieser in ihren Armen stirbt, ruft sie verzweifelt die Göttin herbei, um ihren Mann und ihr Reich vor den Truppen Oktavians zu retten. Sachmet jedoch, die verstoßene Tochter Ras, Herrscherin über Tod und Krankheit, hat andere Pläne. Zu lange lebt sie bereits in Verbannung, ungesehen von ihrem Vater, der in ihren Augen die Menschen über ihr Wohl stellte. Nun endlich ist ihre Rache gekommen, und Kleopatra soll ihr Werkzeug sein. Als wandelnde Tote ist es ihr Schicksal auf Erden zu wandeln, um mit Blut den ewigen Hunger Sachmets zu stillen.

Vampire und Historik, das wird heutzutage gerne vermischt, so jagte 2012 sogar Abraham Lincoln Vampire. Die Königin der Unsterblichen (im Original Queen of Kings) weiß den Mythos Vampir aber durch feine dem Hintergrund angepasste Details aufzuwerten. Statt Fledermaus oder Wolf vermag Kleopatra sich in eine Schlange oder einen Löwen, Sachmets Verkörperung, zu verwandeln; sie ist in der Lage, die Tiere der Nacht zu ihren Diensten zu manipulieren und dann gibt es da noch ihre äußerst menschliche Seele, die sich nach dem verstorbenen Gemahl und den entführten Kindern verzehrt. Kleopatra kämpft nicht nur gegen Oktavian und Rom, sondern vor allem gegen die dunkle Saat, die die Göttin Sachmet in ihren Körper gepflanzt hat.

Die ersten Hälfte des Buches widmet sich daher nahezu ausschließlich Kleopatras Wandlung, ihr Leid nach Markus Antonius' Tod und ihrer Gefangensetzung, der Angst, die sie um ihre Kinder hat, und ihre wachsende Verwirrung über das Ritual und die Veränderungen, die damit einhergehen. Obwohl sie nach und nach ihre Fähigkeiten entdeckt und wächst, muss sie hilflos mitansehen wie Oktavian ihren Sohn Caesarion hinrichten lässt, nur um dann ihre anderen Kinder nach Rom abtransportiert zu wissen. Sie ist zerissen, denn auf der einen Seite gelüstet es sie nach Oktavians Kopf, auf der anderen Seite will sie Sachmet, die immer stärker wird und schließlich sogar eines ihrer Kinder, die Pest, auf die Menschen niederfahren lässt, nicht unterstützen. Schwankend zwischen der Liebe einer Frau und Mutter und der Verantwortung, zwischen einer rachsüchtigen Gottheit und der Menschheit zu stehen, kann der Leser geradezu fühlen, wie Kleopatra zerbricht.

Interessant sind aber auch die anderen Charaktere, die Headley als Perspektivträger erwählt hat und dei im Laufe der Geschichte immer mehr an Wichtigkeit gewinnen. Neben Kleopatra wird die Geschichte dabei hautsächlich von drei Figuren vorangetrieben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von einem verängstigten Oktavian angeheuert, Kleopatras Unleben ein Ende zu setzen, stehen der dunklen Königin ein afrikanischer Schlangenkrieger, der über den Wind gebieten kann, eine griechische Priesterin mit mysteriösen Motiven sowie eine Schicksalsweberin aus dem hohen Norden entgegen. Jeder Charakter ist einzigartig und gibt durch seinen eigenen kulturellen Hintergrund dem Buch eine spezielle Würze.Im späteren Verlauf ist die Handlung irgendwann so dicht, dass kaum noch zum durchatmen kommt, und am Ende wird die Geschichte mit einem Finale gekrönt, dass man fast schon epischen Ausmaßes bezeichnen könnte und Lust auf mehr macht.


 

Fazit

Mit Die Königin der Unsterblichen liefert Maria Dahvana Headley eine düsterspannende Geschichte, die dem Vampir einen faszinierenden ägyptischen Anstrich verleiht, mit vielfältigen Charakteren aufwarten kann und trotz Übersinnlichkeit die historischen Eckdaten nicht aus den Augen verliert. Kleopatra trifft Fantasy – ein Lesegenuss nicht nur für Fans.


 

Pro und Contra

+ Kleopatras Entwicklung
+ multikultureller Hintergrund der Figuren
+ düster und realistisch
+ historisches Grundgerüst stimmt

o mehrere Perspektivträger

Wertung: alt

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5