Purpurmond (Heike Eva Schmidt)

Droemer Knaur (März 2012)
gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten: 352, 14,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-426-28366-0

Genre: Fantasy/Historik


Klappentext

Als Cat einen alten Halsreif findet, legt sie ihn sich neugierig um. Dumm nur, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt ist und sie geradewegs in die Vergangenheit befördert. Zu allem Überfluss lässt sich der Kupferreif auch nicht mehr von ihrem Hals entfernen. Wären da nicht die kräuter¬kundige Dorothea und deren Bruder Jakob, der Cats Herz schneller schlagen lässt, würde sie wohl verzweifeln, vor allem, da der Halsreif sich immer enger zusammenzieht …


Rezension

Cat ist mit Ihren Eltern neu nach Bamberg in das Haus ihrer Großmutter gezogen. Dieser Umzug allein geht ihr schon ziemlich gegen den Strich, aber nun muss sie sich auch noch mit der Oberzicke der Schule, Sina, herumschlagen, die scheinbar nichts anderes zu tun hat, als ihr das Leben schwer zu machen. Als diese sie zu einer Party im Drudenhaus einlädt, sagt Cat zu, in der Hoffnung die Fehde zu beenden. Doch Sina hat andere Pläne. Sie will der Neuen einen Schrecken einjagen und sperrt diese ein. Auf der Suche nach einem Ausweg stößt Cat auf einen Halsreif und legt diesen prompt an. Nur Sekunden später findet sie sich im Bamberg zu Zeiten der Hexenverfolgung wieder und muss feststellen, dass sich der Reif nicht mehr abnehmen lässt. Zu allem Überfluss zieht er sich von Tag zu Tag enger um ihren Hals und Cats einzige Chance zu überleben, besteht darin, die Hexe zu finden, die diesen Fluch ausgesprochen hat. Eine Zeitreise auf Leben und Tod beginnt ...

Heike Eva Schmidt hält sich in Purpurmond nicht mit in die Länge ziehendem Vorgeplänkel auf, sondern steigt relativ rasant in die Geschichte ein. So findet sich der Leser nach nur wenigen Seiten gemeinsam mit Cat im mittelalterlichen Bamberg wieder und wird gleich mit einer öffentlichen Hexenverbrennung konfrontiert. Generell fällt die gute Recherchearbeit der Autorin auf. Authentisch und realistisch beschreibt sie die damaligen Verhältnisse, beginnend beim schrecklichen Gestank in den Gassen, der Rolle der Frauen bis hin zum Grauen, welches diejenigen erleiden mussten, die als Hexe bezichtigt wurden. Unweigerlich stellt man selbst Vergleiche mit der Gegenwart an und ist das ein oder andere Mal froh, in der heutigen Zeit zu leben. Besonders auffällig wird das bei der direkten Gegenüberstellung der Protagonisten. Die Autorin wechselt die Perspektiven und so begleitet der Leser Cat, die ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her wechselt und sichtlich Probleme bei der Umstellung ihres Verhaltens im Mittelalter hat. Hier bekommt sie Hilfe von Dorothea, aus deren Sicht ebenfalls erzählt wird. Sie ist eine junge, allein lebende Frau, die ihre wahre Liebe, Daniel, gefunden hat. Diese scheint aber mit Unglück behaftet, denn der Vater ihres Liebsten, der oberste Richter Bambergs und zugleich Hexenverfolger Nummer 1, hat ebenfalls ein Auge auf Dorothea geworfen und möchte sie zur Frau haben. Wer sich ihm widersetzt, findet sich schnell im Kerker wieder.

Grundsätzlich hat Heike Eva Schmidt die Charaktere sehr gut gewählt. Man wird schnell warm mit ihnen und entwickelt für jeden einzelnen Sympathie. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und spiegeln gut die verschiedenen Verhaltensweisen der Zeitalter wieder. Aber genau hier liegt auch das Problem. Cat wirkt überzeichnet und ihre besonders jugendliche Aussprache, lässt einen das ein oder andere Mal den Kopf schütteln, wenn man wieder über einen Ausdruck alla „die blöde Bitch“ stolpert. Die Autorin hat sich hier selbst ein Bein gestellt. Ihre Art des Schreibens aus Dorotheas Sicht ist wirklich sehr schön gelungen ist, doch wenn Cat wieder im Vordergrund steht, würde man gerne etwas schneller lesen. Dies ändert sich aber Gott sei Dank im Laufe der Geschichte etwas und die zu Beginn so nervig Pubertierende passt ihr Verhalten und ihre Ausdrucksweise immer mehr an. Wenn dieses Manko nicht wäre, könnte man den Schreibstil der Autorin als wirklich gelungen deklarieren. Die Charaktere bleiben nicht blass, die Welt ist detailreich beschrieben und die Autorin versteht es wirklich in Purpurmond einen sehr guten Spannungsbogen aufzubauen, der den Leser von Seite zu Seite mehr mitfiebern lässt.


Fazit

Purpurmond von Heike Eva Schmidt verbindet Historisches und Zeitreisen gekonnt mit Spannung und Liebesgeschichten. Der lockere Schreibstil bietet viel Lesevergnügen, allerdings ist die zu jugendliche Sprache der Protagonistin gewöhnungsbedürftig bis ärgerlich. Wer sich daran aber nicht stört hat mit diesem Roman sicherlich einen netten Zeitvertreib.


Pro und Kontra

+ 17. Jahrhundert und Hexenverbrennung gut beschrieben
+ Charaktere mit nötiger Tiefe
+ spannend bis zum Schluss
+ gute Grundidee

- jugendliche Sprache der Protagonistin

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5