Die Chronik der Unsterblichen - Das Making Of (Thomas von Kummant/ Benjamin von Eckartsberg)

das making of

Ehapa Comic Collection (Juni 2006)
Hardcover, 160 Seiten
ISBN: 978-3770428892
€ 35 [D]

Genre: Fantasy


Klappentext

Mein Name ist Andrej Delany
und ich lebe unter einem schlechten Stern ...


Rezension

Wie enorm der Aufwand ist, einen Comic von der ersten Skizze bis zum letzten Pinselstrich zu Ende zu bringen, bleibt in erster Linie der Fantasie des Comiclesers überlassen. Für erfolgreiche Filme wie „Der Herr der Ringe“ oder „Star Wars“ sind Making Ofs in Buchform gängig, für Comics – besonders im deutschen Raum – hingegen weniger. Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg, die begnadeten Künstler hinter der Comicadaption „Die Chronik der Unsterblichen“, basierend auf Wolfgang Hohlbeins gleichnamiger Romanreihe, gehören zu den Ersten, denen es vergönnt war, so ein Making of zu veröffentlichen. Auf 160 vollgepackten Seiten bekommt man einen interessanten Einblick in die Schaffensphasen zum ersten Teil „Am Abgrund I“.

Auf den ersten Seiten kann sich Eckartsberg von der Seele reden, wie wichtig es ist, ein Szenario zu schreiben. Ähnlich wie bei einer Romanverfilmung müssen die zahlreichen Seiten gestrafft und einige Abstriche gemacht werden. Es ist nicht möglich, alles zu übernehmen, was der Autor auf Papier gebracht hat, ohne den Leser mit unendlich vielen Bildern, in denen nichts passiert, zu langweilen. Ganze Monologe und Hintergrundinformationen, müssen auf den Punkt gebracht werden. Figuren werden gestrichen oder ersetzt, wenn sie für den weiteren Verlauf nicht wichtig sind, und auch Erzählstränge fallen dem Rotstift zum Opfer. Anhand eines Ausschnitts aus dem Buch wird verdeutlicht, wie so etwas vonstatten geht. Ebenso interessant ist der Abschnitt „Visuelle Entwicklung“. Von Bild zu Bild darf man die Evolution Andrej Delanys von der ersten Darstellungen bis zur letztlich verwendeten Version verfolgen. In Fußnoten wird erklärt, warum man das ein oder andere verworfen hat, warum Andrej Tattoos bekommen hat, die im Buch nicht erwähnt werden, und welchen Einfluss Wolfgang Hohlbein bei dessen Entwicklung hatte. Von Frederic, der offenbar eine besondere Herausforderung war, über Malthus, dem Bösewicht, bis hin zum Pferd wird alles thematisiert; Landschaften, Kostüme, Architektur, nichts wurde dem Zufall überlassen. Basierend auf der Vorarbeit wird im Kapitel „Der schwierige Anfang“ der holprige Einstieg beschrieben. Auf zahlreichen Layout- und Previewseiten, die letztlich aber teils verworfenen wurden, bekommt man einen Eindruck der riesigen Vorarbeit, die fürs Voranbringen nötig war, nur um dann am Ende in der Schublade zu landen.

Für alle, die sich besonders für die zeichnerischen Aspekte interessieren, wird es erst richtig lesenswert. Die zweite Hälfte des Making Ofs bietet seitenweise Zeichenmaterial: Skizzen, Bleistiftzeichnungen, Seitenlayouts und Kolorierungen. Zwar wird nicht direkt auf das präsentierte Material eingegangen, aber erst hier bekommt man wirklich eine Gefühl für die Berge von Papier, die sich an ihrem Arbeitsplatz „Die Artillerie“ in München haben stapeln müssen. Abschließend wird in „Anatomie eines Panels“ ein Blick auf den Vorgang gewährt, wie so ein Panel entsteht. Oder entstanden ist, denn im zweiten Band „Die Chronik der Unsterblichen – Am Abgrund II“ hat sich der Zeichenstil so stark verändert, das vermutlich eine andere Technik Verwendung gefunden hat. Wenn man man sich auf die letzten Seiten „Fortsetzung folgt“ stützen darf, wird es hierzu tatsächlich und hoffentlich ein weiteres Making Of geben und diese Frage beantwortet.

Neben dem faszinierenden Inhalt, kann sich auch die Aufmachung sehen lassen. Das Cover ist schön gewählt – ein Coverentwurf für den eigentlichen Comic – und das Hardcover ist sehr stabil. Der Preis ist recht hoch aber man erhält dafür einen überaus interessanten Einblick in die Entstehungsgeschichte eines sehr schönen Comics.


Fazit

Das Making Of – Die Chronik der Unsterblichen“ erlaubt einen seltenen Blick hinter die Kulissen eines Comics. Wer sich schon immer gefragt hat, wie aufwendig die Arbeit ist, welche Techniken verwendet werden und welche sonstigen Hürden zu bewältigen sind, hat hier endlich die perfekte Gelegenheit.


Pro und Kontra

+ sehr schöne und hochwertige Aufmachung
+ alles wird offen gelegt
+ nette Anekdoten
+ jedes einzelne Bild erzählt eine Geschichte

Beurteilung:

Inhalt: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant:

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