Der Hobbit (J.R.R. Tolkien, David Wenzel, Charles Dixon, Sean Deming)

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Verlag: Carlsen Verlag GmbH; (Juli 2012)
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten; 24,90 €
ISBN-13: 978-3551761033

Genre: Fantasy/ Kinderbuch


Klappentext

„Der Hobbit“ ist die Geschichte von Bilbo Beutlin, einem zufriedenen Hobbit, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird, als er mit dem Zauberer Gandalf und dreizehn Zwergen aufbricht, um den gestohlenen Zwergenschatz zu suchen. So beginnt eine abenteuerliche Reise, auf der Bilbo einene der gefährlichsten Gegenstände von Mittelerde findet...

J.R.R. Tolkien hat mit seinen Büchern „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ zwei der bedeutendsten Werke der Fantasy-Literatur geschaffen. David Wenzel hat den „Hobbit“ in wunderbare Bildwelten umgesetzt und so auch den Comic zu einem Klassiker gemacht.

Für diese Neuausgabe wurden mehr als 30 Seiten vom Zeichner überarbeitet und verbessert. Alle Originalvorlagen wurden neu gescannt, um diese Ausgabe so farbenprächtig und authentisch wie möglich zu gestalten. Ein Genuss für alle alten und neuen Fans des „Hobbit“.


Rezension

Peter Jacksons Verfilmung des Hobbit ist in den Kinos angekommen und entführt uns mal wieder nach Mittelerde. Damit zusammenhängend scheint geradezu eine wahre Flut von Veröffentlichung zu J.R.R. Tolkiens fantastischem Kinderbuch die Regale der Buchhändler zu überschwemmen und den Leser und Käufer zu überfordern. Wer kennt schon als unbedarfter Leser den Unterschied zwischen Der Hobbit und Der kleine Hobbit? (Der Hobbit hat die bessere und rundere Übersetzung von Klett Cotta spendiert bekommen) Mitten in dieser Schwemme verbirgt sich aber noch eine weitere Veröffentlichung, die nicht nur eine hauptsächliche Cover- oder Buchbindungsvariante und der zu wünschen ist, dass sie nicht übersehen wird. David Wenzels, Charles Dixons und Sean Demings Comicumsetzung des Kinderbuchklassikers.

Anfang der 90er Jahre erschien ihre Umsetzung der Abenteuer Bilbo Beutlins zum ersten Mal. Damals noch in drei einzelnen Bänden, in sinnvollen Abschnitten gegliedert, die die Geschichte nicht allzu sehr auseinanderreißen. Einzig die Beschränkung auf 140 Seiten dürfte für die Autoren schwieriger zu lösen gewesen sein, denn Der Hobbit ist trotz seiner im Vergleich zum Herr der Ringe geringen Seitenzahl fast genauso ereignisreich. Vom Start weg, stürzen Bilbo und seine Gefährten von einem Abenteuer ins nächste. Alles beginnt für den Hobbit an einem schönen Morgen, an dem Gandalf ihn besucht und schon bald muss er dreizehn Zwerge bewirten, die ihn für einen Meisterdieb halten und denen er helfen soll, den Schatz ihrer Ahnen von Smaug, dem furchtbaren Drachen, zurückzuklauen. Ein mehr als gefährliches Unterfangen. Und wäre das nicht schlimm genug warten auf den Weg zum Berg Erebor Bilbo und die Zwerge unzählige Gefahren. Angefangen bei Trollen, über Steinriesen und Orks bis hin zu Riesenspinnen und andere seltsame Begegnungen. Für Spannung ist also mehr als gesorgt und mit der Zeit wächst Bilbo Beutlin an seinen Aufgaben, bis er schließlich entscheidend eingreift und Gandalfs Erwartungen an ihn bei weitem übertrifft.

Charles Dixon löst das Problem eine so reichhaltige Vorlage zusammenzufassen und nichts Wichtiges auszulassen wirklich sehr gut, auch wenn gegen Ende sich die Beschränkung der Seitenzahl deutlich bemerkbar macht. Die Textpassagen nehmen immer mehr zu, ersticken die Zeichnungen aber glücklicherweise nicht. Dennoch gibt es sehr viel zu lesen, so dass kleinere Hobbitfreunde mehr Zeit als gewohnt mit einem Comic verbringen dürften, andererseits eignet sich diese Adaption dadurch auch ideal zum Vorlesen. Denn während sich die Kleineren mit den Bildern beschäftigen, können die Textpassagen in Ruhe vorgelesen werden und schaffen ein wunderbares Leseerlebnis.
Einen nicht unerheblichen Anteil daran, haben David Wenzels Zeichnungen. Seine aquarellierten Tuschezeichnungen sind zwar kindlich, aber nicht kindisch und bilden für Groß und Klein ein tolles Seherlebnis. Seine Bilder sind detailreich, farbenfroh und einfach passend zu den jeweiligen Ereignissen. Vor allem Smaug gehört hervorgehoben, der hier ein wirklich furchteinflößender Drache ist und die nötige Präsenz verströmt. Kein Wunder, dass die Zwerge von einst ihm nicht viel entgegenzusetzen hatten. David Wenzel hält sich zum Glück nicht an die übliche Panelaufteilung, sondern zieht alle Register seiner Kunst, was bedeutet, dass er immer wieder großformatige Bilder durch kleinere sinnvoll unterbricht. Der Comic bekommt seine ganz eigene Dynamik und fesselt den Leser an sich. Zeichnerisch einfach perfekt.

Für die Neuausgabe wurde ein großer Aufwand betrieben. Die Vorlagen wurden neu eingescannt und ganze Seiten neugezeichnet, um den Hobbit in der bestmöglichen Form präsentieren zu können, was eindeutig gelungen ist. Die Farben sind leuchtend und kräftig und helfen Spannung und Atmosphäre aufzubauen. Die neuen Zeichnungen sind eindeutig eine Verbesserung gegenüber der alten Auflage. Wer sich die Mühe macht, ein bisschen im Internet zu recherchieren, wird diesen Umstand recht schnell feststellen. Ebenso wurde das Lettering verbessert und wirkt jetzt deutlich edler. Hartmut Klotzbücher hat mit diesem Handlettering eine mehr als sehr gute Arbeit abgeliefert. Obendrauf gibt es noch ein neues Coverbild, welches äußerst stimmungsvoll die Ankunft Gandalfs bei Bilbo Beutlin wiedergibt.

Zusätzlich zu dem großen Aufwand, den diese Ausgabe so gelungen erscheinen lässt, hat Carlsen Der Hobbit ein Hardcover spendiert. Das Buch wirkt dadurch äußerst hochwertig, nicht zuletzt auch, weil die Innengestaltung auf die Geschichte abgestimmt wurde. Am Anfang und Ende befinden sich zwei Einzelbilder, die so nicht im Comic sind und die Geschichte wundervoll einrahmen. Direkt dahinter bzw. davor befinden sich zwei der umlaufenden, ursprünglichen Cover der dreiteiligen Ausgabe. Auch diese, wie der ganze Comic, einfach zeitlos und wunderbar. Einziges Manko ist das Fehlen des Covers des dritten Teils, auf dem sich ein beeindruckender Smaug befindet. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und wertet diese Ausgabe in keinster Weise ab.


Fazit

Ein nahezu perfekte Umsetzung des Hobbit als Comic. David Wenzels Zeichnungen sind zeitlos und entführen den Leser in ein Reich der Phantasie. Diese Ausgabe hat sich ihren Platz im Buchregal neben Tolkiens Roman mehr als nur verdient. Ein Pflichtkauf.


Pro & Contra

+ wunderbare, zeitlose Zeichnungen
+ eignet sich auch zum Vorlesen
+ Vorlagen neu eingescannt und überarbeitet, plus neuen Zeichnungen

0 teilweise sehr viel Text

Bewertung:


Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln zu Der Hobbit:

Rezension zu Das große Hobbit Buch mit Anmerkungen von Douglas A. Anderson
Rezension zu Der Hobbit mit Illustrationen von Alan Lee