Der geheimnisvolle Garten (Annette Dutton)

Verlag Knaur, August 2012
Taschenbuch, 560 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3426511428

Genre: Belletristik


Klappentext

Eine Liebe, die nicht sein darf. Ein Kind, das seiner Mutter entrissen wird. Eine Frau, die ihre Wurzeln entdecken muss … Nach dem Tod ihrer Mutter stößt Natascha in deren Nachlass auf ein verwirrendes Dokument. Ihre Familie soll Aborigine Vorfahren haben? Neugierig geworden, macht sie sich in Australien auf die Suche nach ihren Wurzeln. Sie ahnt noch nichts von jenem dunklen Geheimnis, das dem Leben der deutschen Auswanderin Helene Junker zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Stempel aufdrückte – und das auch Nataschas Leben eine entscheidende Wende geben wird. Quelle: Knaur


Die Autorin

Annette Dutton, 1965 in Deutschland geboren, studierte Geisteswissenschaften in Mainz. Seither arbeitet sie als Fernsehproducerin und Autorin, zuletzt für ein Australien-Special der Wissenschaftsserie „Galileo“ sowie die zweiteilige Australien-Reportage „Der Zug der Träume“. Mittlerweile lebt Annette Dutton seit elf Jahren in Australien, zusammen mit ihrem Mann John und Sohn Oscar.


Rezension

Das Buch ist wunderschön geschrieben, die Autorin hat ein Talent, die Stimmung des jeweiligen Ortes detaillgetreu einzufangen. Man schwitzt und bangt mit den Charakteren, die Schmetterlingsbäume konnte man sich bildlich vorstellen, wie sie im Sonnenlicht strahlen und von Schmetterlingen umschwärmt werden. Zeitsprünge geben der Geschichte immer wieder eine neue Wendung, man musste allerdings schon genau auf die Überschriften eines neuen Kapitels achten, damit man das Geschehen richtig einordnen kann. Familiengeheimnisse sind immer für Überraschungen gut, Australien dazu ein geheimnisvoller Kontinent - eigentlich die perfekten Voraussetzungen.

Natascha findet im Haus ihrer Mutter ein paar verkokelte, alte Briefe, die noch von ihrer Großmutter stammen. In ihnen wird deutlich, dass ihre Großmutter einst adoptiert wurde, ihre Abstammung nicht ganz reinrassig ist, sondern Aborigineblut durch ihre Adern strömt. Angesehen hat man ihr nie etwas, geredet hat darüber auch keiner. Natascha findet eine Adresse, schon regt sich ihr Journalistengen und sie macht sich auf in Richtung Australien, die Spuren ihre Großmutter suchend. Dort trifft sie mehrere interessante Personen, die ihr bei der Suche behilflich sind. Allen voran Mitch, dessen Vorfahren nicht nur Aborigine waren und Alan, ihr Tauchlehrer, mit dem sie nach tief versunkenen Schätzen taucht, die nicht nur in ihre Vergangenheit führen. Die Briefe wurden von Helen Tanner geschrieben, die schon fast verzweifelt versucht, den Kontakt zu Maria aufrecht zu erhalten. In Rückblicken erfahren wir dann Näheres über Helen und vor allem den Grund, warum sie so an Maria interessiert ist. Denn Helen lebte einst auf Rosehill und in der Missionarsstation, in der Maria adoptiert wurde. Sie selbst hatte eine Tochter mit Namen Nellie.

Ein Australienroman mit einem Plot, den es schon vielmals gegeben hat. Die Probleme der Aborigines mit den neuen Siedlern sind hinlänglich bekannt, vor allem, dass ihnen einfach die Kinder mit der Begründung der Vernachlässigung entführt wurden. Die Rückblicke in der Mitte des Buches bringen die Geschichte nicht wirklich voran, es dauert endlos, bis bekannt wird, wer denn nun Nellies Vater ist. Dafür bekommen wir aber Helenes und Nataschas Gedanken immer wieder vorgekaut – was bei so manchen Gedanken nur Kopfschütteln auslöst. Beide wirken oft zickig, naiv und schnell eingeschnappt, sie konnten hervorragend ihrem Gegenüber das Wort regelrecht im Munde verdrehen. Dazu fehlte grade bei Natascha der wahre Forschergeist, immerhin ist sie Journalistin, richtige Schlüsse gelangen ihr aber selten. Die terrierhafte Verbissenheit, die so manchen Journalisten sehr eigen ist, vermisst man bei ihr komplett. Außerdem benimmt sie sich wie ein pubertierender Teenager, der gerade seine erste Liebe erlebt, unverständlich warum und dann zieht sie noch ständig ihre eigenen falschen Schlüsse, ohne ihrem Partner eine Chance zu geben.

Auch Helene handelt in vielen Sachen unklug, so intelligent sie auch sein mag, gesellschaftlich ist sie nicht in der Lage, sich richtig zu verhalten und Vorsorge zu treffen. Immerhin gab es damals strenge Regeln, gerade für die Frauen. Ihre kindlichen Trotzanfälle, das Unglück der Yongola betreffend, waren schlichtweg unpassend, es wurde auch nicht klar, wovon sie danach ihren Lebensunterhalt bestritt. Verletzte Eitelkeit bei Männern kann man als Frau nicht nachvollziehen, man sollte sie aber so gut kennen, um immer mit dem Schlimmsten zu rechnen. Männer sehen sich oft als Herrscher über allem, wehe, wenn ihnen eine Frau in die Quere kommt. Immerhin schafft es Helene dann aber doch, ihr Leben zu meistern und beweist ihre Qualitäten und den nötigen Realismus, mit der vertrackten Situation umzugehen.


Fazit

Neulinge, die es lesend nach Australien verschlägt, werden mit der Spurensuche und dem Zusammensetzen der Puzzlestücke ein interessantes Buch vorfinden, wenn man halt über ein paar erzählerische Längen hinwegsieht. Annette Dutton schafft es aber auf jeden Fall, in Der geheimnisvolle Garten ein Australienfeeling zu schaffen, indem sich die exotische Welt fast bildlich aufbaut. Die Charaktere sind ihr leidlich gelungen, so manche Verhaltensweisen sind nicht ganz schlüssig.


Pro und Contra

+ brisantes und authentisches Thema
+ realistische Charaktere
+ wechselnde Erzählperspektiven
+ tropische Atmosphäre
+ stimmungsvolles Cover
+ spannende Spurensuche

- im Mittelteil doch arg langatmig
- die Rückblenden fallen zu ausführlich aus
- manches bleibt ungeklärt
- die Gewichtung stimmt nicht ganz, was zum einen zu ausführlich dargestellt wird, ist bei anderen Sachen zu kurz

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5