Verflucht seist du (Inge Löhnig)

Verlag List, Dezember 2012
Taschenbuch, 430 Seiten, € 9,99
5. Band mit Kommissar Dühnfort
ISBN 978-3548611235

Genre: Krimi


Klappentext

Sie war ihre beste Freundin gewesen. Und nun war sie tot, verrottet ihr Körper tief in der Erde, fraßen Würmer sich an all dem satt, was Isa zu viel gewesen war.

Hochsommer in München. Eine lähmende Hitze liegt über der Stadt. Kommissar Konstantin Dühnfort muss den Mord an einem jungen Mann aufklären. Kurz zuvor hat sich ein Mädchen aus dessen Clique umgebracht. Gibt es einen Zusammenhang? Und wer ist dieser ominöse Sascha, der Isa in den Selbstmord trieb? Keiner der Jugendlichen redet, und Dühnfort befürchtet, dass sich hinter diesem Schweigen mehr verbirgt, als nur das übliche Misstrauen gegenüber Erwachsenen… Quelle: List


Die Autorin

Inge Löhnig hat an der renommierten Münchner Akademie U5 Grafikdesign studiert. Nach einer Karriere als Art-Directorin in verschiedenen Werbeagenturen hat sie sich mit einem Designstudio selbstständig gemacht. Inge Löhnig wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von München.


Rezension

Isa hat sich verliebt. Über Facebook hat sie ihren Traumtyp gefunden – und er mag auch noch stabile Frauen. Ihr Glück ist vollkommen, als sie zu einem Treffen mit Sascha aufbricht. Allerdings kommt sie völlig demoralisiert zurück und bringt sich umgehend um. Die Scham, in Facebook bloßgestellt zu werden, war zu groß. Ihre Freunde, allen voran ihre beste Freundin Mika, sind geschockt. So peinlich und entwürdigend ihre Scham auch ist, ist es tatsächlich ein Leben wert? Im Nachhinein natürlich nicht mehr zu ändern, und Mika trauert. Auch, als ein weiteres Leben ihrer Clique ausgelöscht wird. Erschossen, auf einer Baustelle. Aber warum nur? Drogen? Oder hielt sich die hartnäckige Überzeugung, Daniel wäre Sascha gewesen? Kommissar Tino Dühnfort und sein Team ermitteln, allerdings verlaufen alle Ansätze schnell im Sande und sie treten auf der Stelle. Da bringt sie nur so mancher Alleingang von Alois oder Kirsten, der Neuen im Team, wirklich voran.

In Dühnforts Team hat sich einiges getan. Gina hat eine neue Stelle angenommen, sie bearbeitet jetzt alte, ungelöste Fälle, bei denen fortschrittliche Techniken möglicherweise neue Anhaltspunkte ergeben. Alois hat einen fünfjährigen Sohn, Simon, von einer flüchtigen Bekannten, der plötzlich schwer erkrankt und dessen Leben auf einmal am seidenen Faden hängt. Kirsten ist die Neue im Team, deren Mann, auch ein Polizist, vor ihren Augen Selbstmord beging. Sie wirkt kühl und unnahbar, dadurch bringt sie Dühnfort mehr als einmal auf die Palme. Abends kann er sich dann bei Gina erholen, die beiden sind endlich zusammengezogen. Wieder einmal sind es die Charaktere, die sich so wunderbar in den Fall einfügen, mit ihren privaten Problemen. Denn oft ist es gerade das Private, wo man neue Ermittlungsansätze entdeckt, oder grade der Grund ist, warum so vehement auf der Stelle tritt.

Der Fall ist etwas lahm, es dauert ewig, bis die Ermittler mal in Tritt kommen. Obwohl ihr Privatleben dazu gehört und auch genauso spannend ist, nimmt es diesmal viel Raum ein. Besonders Alois beansprucht viel Zeit mit seinen Sorgen um seinen Sohn, er selbst ist wahrscheinlich am meisten erstaunt über seine Änderung zum treusorgenden Vater. Diese Erkenntnis stellt sein bisheriges Leben auf den Kopf, so wie bisher kann es nicht weitergehen. Gina hat diesmal lediglich Statistenauftritte und Kirsten, die Neue, bleibt erst einmal ein Rätsel und unnahbar. Dafür birgt der Fall aber viel Brisanz, er zeigt wieder einmal, wie sehr sich gerade die Jugend von Facebook beeinflussen lässt. Voreilige Entscheidungen finden allerdings in allen Altersklassen statt, manchmal lösen sie sogar ganze Kettenreaktionen aus. Leider bleibt Ginas Fall im Hintergrund, gerade so alte Fälle, die noch einmal mit neuesten Ermittlungsmöglichkeiten aufgerollt werden, bergen eine eigene Brisanz. Hier hätte man gerne noch mehr erfahren, Ginas Statements waren einfach zu kurz. Abgesehen davon war es einfach wieder schön, nach Hause zu kommen und sympathische Personen ein Stück ihres Lebens zu begleiten. Und insgeheim hoffen, dass Inge Löhnig noch lange nicht fertig ist, uns am Leben ihrer Ermittler teilhaben zu lassen und viele weitere brisante Fälle.


Fazit

Verflucht seist du, wie oft wünscht man dies jemanden, wenn man sich nicht weiter zu helfen weiß. Jemand, der Schuld auf sich geladen hat, aber ungeschoren davon kommt. Inge Löhnig reist wieder einmal mit uns in die perfiden Niederungen der menschlichen Psyche, wobei sie das Privatleben ihrer Ermittler niemals außen vor lässt.


Pro und Contra

+ spannend
+ brisantes und authentisches Thema
+ bekannte Charaktere
+ gelungenes Nebeneinander von Ermittlung und Privatleben
+ Fall nicht überzogen, sondern schlüssig
+ wechselnde Erzählperspektiven

o Alois diesmal im Fokus

- Ginas Fall zu sehr im Hintergrund
- anfangs kommen die Ermittlungen überhaupt nicht voran

Wertung

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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