Die Wormworld Saga - Die Reise beginnt (Daniel Lieske)

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Verlag: Tokyopop; (Oktober 2012)
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3842005280

Genre: Fantasy


Klappentext

Bist du bereit für eine andere Welt?

Jonas ist ein Träumer. Als er die Sommerferien bei seiner Großmutter auf dem Land verbringt, entdeckt er auf dem Dachboden ein eigenartiges Bild, das sich als das Tor zu der geheimnisvollen Wurmwelt erweist. Jonas tritt durch das Bild in die fremde Welt und verliert im gleichen Moment die Verbindung zu seinem Zuhause. Ganz auf sich allein gestellt, muss er sich dem größten Abenteuer seines noch jungen Lebens stellen …


Rezension

Sehr lange fristete der deutsche Comic ein Nischendasein. Von wenigen sehr erfolgreichen Comiczeichnern, wie Brösel, Ralf König und Walter Moers abgesehen, passierte nicht viel. Doch in den letzten Jahren gingen größere Verlage wie Splitter und Cross Cult, vermehrt das Risiko ein, Comics aus heimischer Produktion zu veröffentlichen und wurden dafür belohnt. Und auch Tokyopop schließt sich nun mit Die Wormworld Saga dieser Entwicklung an, die hoffentlich kein Ende findet, beschert sie doch Comicfans kreativen und hochwertigen Lesestoff. Daniel Lieskes Wormworld Saga ist dabei ein weiteres Puzzlestück, um Comics in Deutschland fest zu etablieren. Begonnen hat seine Erfolgsgeschichte im Internet. Dort fand die Erstveröffentlichung von der Wormworld Saga statt und schnell waren viele Fans aus den verschiedensten Ländern begeistert. Mittlerweile kann Daniel Lieskes Comic dank ihrer Hilfe auf unterschiedlichen Sprachen gelesen werden, da sie die Übersetzung für z.B. Japanisch oder Koreanisch erstellten.

Die Wormworld Saga erzählt von Jonas, einem zehnjährigen Jungen, der nach den Sommerferien eine neue Schule besuchen wird. Welche ist ihm noch nicht klar, da sein Vater ein großes Geheimnis daraus macht. Die Freude über die Sommerferien drängt aber die Ungewissheit in den Hintergrund. Wie jedes Jahr fährt er mit seinem Vater die sechs freien Wochen zu seiner Oma, die auf einem Bauernhof fern der Stadt und deren Trubel lebt. Und da es das Jahr 1977 ist, gibt es weder Handys noch Internet, mit denen Jonas Zeit verbringen könnte. Er ist allein auf sich und seine Phantasie angewiesen, wenn die Sommerferien einzigartig werden sollen. Phantasie hat er viel und so kämpft er mit seinem Holzschwert, gegen Kobolde, Trolle und Drachen immer mit seinem Hund Lotti an seiner Seite. Nachmittags, wenn er für die Schule lernen soll, verbringt er seine Zeit in seinem geheimen Versteck auf dem Dachboden und zeichnet und spielt, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht. Als sein Vater dahinter kommt, dass er gar nicht lernt, kommt es zum Streit und Jonas erhält Hausarrest für den Rest der Ferien. Eine Katastrophe. Doch Jonas weiß einen Weg trotzdem das Haus zu verlassen. Er hat ein merkwürdiges Bild auf dem Speicher entdeckt, eins durch das er eine andere Welt sehen kann. Er packt seine Sachen und wagt es sie zu betreten und stößt damit das Tor in sein größtes Abenteuer auf.

Ein bisschen hat die Wormworld Saga etwas von der Unendlichen Geschichte oder Die Chroniken von Narnia. Mit Sicherheit kein Zufall, sondern eher eine Verbeugung vor diesen großartigen Romanen, schließlich geht Jonas zu Beginn des Comics auf die Michael Ende Grundschule. Bis auf den klassischen Anfang haben die Geschichten ansonsten bisher inhaltlich nicht sonderlich viel miteinander zu tun. Jonas ist nicht wie Bastian ein Bücherwurm und er wird auch nicht von anderen Kindern geärgert, er ist ein fantasievoller Junge, der sich zur Not auch stundenlang alleine mit sich beschäftigen kann und jeden Tag neue aufregende Abenteuer erlebt, die vor seinem geistigen Auge ablaufen und in die er seine Umgebung einbindet. Lotti und Wiggins sind bei seinen Abenteuern seine ständigen Begleiter. Er hat etwas, was heutige Kinder oftmals vermissen lassen, einen unbändigen Hunger auf Abenteuer, selbst heute würde er vermutlich nicht vor PC und Handy hocken, sondern draußen sein und die Welt erkunden, die ihn umgibt. Dass er dabei auch mal in Schwierigkeiten kommt, ist normal und kein Beinbruch. Bis zu dem Tag, als er die geheimnisvolle Wormworld betritt. Hier sind die Gefahren nicht aus seiner Vorstellungskraft entstanden und lassen sich nicht einfach mit dem Ruf nach dem Abendessen beseitigen. Und so muss er lernen, alleine zurecht zu kommen. Zumindest kurzzeitig, denn schnell findet er Gefährten, die ihm helfen.
Die Wormworld Saga ist im Prinzip für alle, die selbst in den 80ern und 90ern groß geworden sind und einen nostalgischen Blick zurückwerfen möchten und gleichzeitig auch für alle, die gerne eine fantasiereiche Geschichte lesen und ist dabei ein Plädoyer für die Fantasie und Vorstellungskraft. Kinder die diesen Comic lesen, könnten den Wunsch verspüren, wieder mehr draußen zu spielen und weniger Zeit mit Fernsehen und Internet zu verbringen, was nicht unbedingt das Schlechteste ist. Und so schließt sich auch der Kreis zu Michael Ende, dessen Unendliche Geschichte ein ebensolches Plädoyer war.

Die Zeichnungen von Daniel Lieske entführen den Leser von der ersten Seite in seine Welt, auch wenn Jonas erst im dritten Kapitel die Wurmwelt betritt, strahlen die Bilder etwas fantastisches aus. Das mag an den Kräftigen Farben liegen, aber auch an der mittlerweile fremd wirkenden Umgebung der 70er Jahre. Man mag es sich kaum vorstellen, aber die Autos waren damals noch eckig und Handys, Flachbildschirme und Internet Zukunftsmusik. Dazu kommt, dass er seine Figuren so gestaltet, dass man sie sofort ins Herz schließen muss. Keine wirkt bisher als reines Monster oder von Grund auf böse. Insgesamt wird die positive Seite eines Abenteuers atmosphärisch transportiert. Ungewohnt mag noch sein, dass die Bilder mit Hilfe von Photoshop erstellt wurden und so die klassischen Sehgewohnheiten von Zeichnungen etwas vermissen lassen, was aber durch die fantasiereiche Darstellung, die prächtigen Farben und den sehr guten Umgang mit Licht, Schatten und Perspektive mehr als ausgeglichen wird.

Zusätzlich zum Comic befindet sich noch ein Sketchbook, eine Fanart-Galerie und eine Einführung in die Wormworld Saga von Daniel Lieske in dem schicken Hardcover. Zudem liegt der Erstauflage noch eine Illustration bei, die Daniel Lieske für einen Wettbewerb geschaffen hat und die der Ursprung seiner Erzählung war.

Übrigens: Wer nicht solange auf den nächsten Band warten will, kann im Internet schon Kapitel 4 lesen.


Fazit

Die Wormworld Saga ist ein wunderbarer Comic für Groß und Klein, der in eine andere Welt entführt und träumen lässt. Ein spannender Auftakt, der Viel für die kommenden Bände verspricht.


Pro & Contra

+ fantasievoll
+ ein bisschen nostalgisch
+ tolle Zeichnungen
+ Verbeugung vor Michael Ende

0 gerade als es richtig beginnt, bricht der Comic ab

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5