Frostzauber - Magische Liebesgeschichten (Hrsg. Tanja Heitmann)

rororo rotfuchs (Dezember 2012)
Taschenbuch, 192 Seiten, 8,99 EUR
ISBN: 978-3499216640

Genre: Romantic Fantasy Anthologie


Klappentext

Tanja Heitmann, Antonia Michaelis, Gesa Schwartz und andere Autorinnen verzaubern und verführen mit magischen Liebesgeschichten! Eine Nymphe, die in einem zugefrorenen Fluss auf den Liebsten wartet, der sie befreit; ein junger Mann ohne Gestern und Morgen, der nur durch die Tränen einer Liebenden in der Silvesternacht von seinem tragischen Schicksal erlöst werden kann; eine Elfe, zart und zerbrechlich, die die Kraft der Ewigkeit in sich trägt – diese und viele weitere Geschichten laden ein zu einer spannenden Reise voll großer Gefühle!


Rezension

Bereits 2011 versammelte Tanja Heitmann namhafte Autorinnen in „Stille Nacht“, um der Leserschaft die kalten Winterabende zu versüßen. Mit „Frostzauber“ erschien kurz vor Weihnachten eine zweite Anthologie, die romantische Phantastik in winterlichem Setting inszeniert und unter der Eisdecke warme Gefühle bereithält:

Auch dieses Mal eröffnet Herausgeberin Tanja Heitmann die Anthologie. „Unter dem Frosthauch“ handelt von der urtümlichen Schönheit des Winters im Spreewald, von sorbischen Legenden und einem jungen Mann ohne Heimat. Mato erliegt dem Zauber des Spreewalds und eines geheimnisvollen Frostmädchens, vor dem seine Großeltern ihn warnen. Denn Kälte und Wärme gehen nicht zusammen. Mato will dennoch die Grenze des Frosthauchs durchbrechen. Anfangs verliert sich Tanja Heitmann etwas in Nebensächlichkeiten, lässt den Leser dann aber tief in die geheimnisvolle Welt aus Eis und in das Herz ihres Protagonisten eintauchen.

Cirque Indigo“ von Lilach Mer ist das Juwel dieser Anthologie: Marja flüchtet vor ihrer bitteren Vergangenheit im Krieg nach Paris, eine Stadt voller Wunder, die ihr jedoch den Schmerz nicht nehmen kann. Ziellos irrt sie am Silvesterabend durch die Gassen, überwältigt von traurigen Erinnerungen. Die Kälte des Flusses erscheint zu verlockend, als der blaue Schimmer eines magischen Zirkus sie umhüllt. Ein junger Mann lädt sie ihn, die Vorstellung zu besuchen und zeigt sich kurz darauf selbst in der Manege. Wundervoll inszeniert und herrlich atmosphärisch – „Cirque Indigo“ berührt und verzaubert.

Mechthild Gläser erzählt in „Die gefrorene Zeit“ die Geschichte eines ungleichen Paares: Hannah kennt Tom seit ihrer Kindheit, er war ihr heimlicher Spielkamerad und hat sie mit seiner Liebe zur Natur geprägt. Doch während Hannah erwachsen geworden ist, war Tom damals schon ein junger Mann und hat sich nicht verändert. Für ihn gibt es weder Vergangenheit, noch Zukunft. Doch als Hannah eine junge Frau geworden ist, gibt es Liebe zwischen ihnen, die unmöglich scheint. Eine schöne Geschichte, die nur langsam in Fahrt kommt, doch mit viel Wärme im eisigen Winter überzeugt.

In „Jenseits des Lichts“ erzählt Gesa Schwartz von Schatten und ihren Geheimnissen, die die Menschen nicht einmal erahnen. Thordis wird von ihrem warmen Heim erdrückt und flüchtet in die Kühle des winterlichen Waldes, wo sie dem finsteren Vidar begegnet. Bereits in „Stille Nacht“ überzeugte Gesa Schwartz mit einem düsteren Märchen – „Jenseits des Lichts“ ist ebenso düster, doch weniger greifbar. Wunderschöne Beschreibungen und eine dichte Atmosphäre machen diese Geschichte zu einem besonderen Lesegenuss, doch man muss auch aufpassen, dass einem im Glanz der Schatten nichts entgeht.

Preußischblau“ von Antonia Michaelis handelt von der Einsamkeit eines jungen Mannes, der sich ins Nichts zurückgezogen hat, um seine selbst erdachten Spiele zu basteln. Er kann davon leben, recht gut sogar, doch er vermisst die Liebe. Eine Frau, die seine Leidenschaft teilt. Als er mitten im Winter eine Sternschnuppe sieht, wagt er es und wünscht sich, geliebt zu werden. „Preußischblau“ ist eine tragische Liebesgeschichte mit Interpretationsspielraum und viel Liebe fürs Detail. Antonia Michaelis vermittelt die Emotionen so spürbar, dass der Hals ganz eng und das Herz schwer wird.

Jennifer Benkau entführt den Leser in „Das Lied des Eiswolfs“ ins Tal der Eiswirker. Lesla ist die einzige von ihnen, die das Eis nicht wirken kann, weder Waffen noch fliegende Schmetterlinge aus kristallener Kälte wollen ihr gelingen. Dabei gelten ihre Geschwister als die talentiertesten Eiswirker. Während die Weiber im Dorf über das abnormale Mädchen tuscheln, sieht sich Lesla einem riesigen Eiswolf gegenüber. Die Geschichte ist in groben Zügen vorhersehbar, doch stimmungsvoll geschrieben. Von den Eiswirkern hätte man jedenfalls gerne mehr gelesen.

Im Vergleich zur Vorgängeranthologie ist das Niveau der Geschichten in „Frostzauber“ höher und kaum Schwankungen unterlegen. Alle Geschichten überzeugen auf ihre Weise, doch „Cirque Indigo“ und „Preußischblau“ stechen als funkelnde Eisjuwelen heraus. Die Gestaltung fällt wieder schlicht aus, neben den Geschichten gibt es im Anhang lediglich Informationen zu den Autorinnen. „Frostzauber“ ist als Taschenbuch erschienen und dadurch deutlich günstiger – und so ist diese Anthologie bedenkenlos allen romantisch veranlagten Phantastikfans wärmstens zu empfehlen. Auch wer von den Autorinnen noch nichts gelesen hat, wird seine Freude an den Geschichten haben – und sicherlich Lust, auch den ein oder anderen Roman anzuschaffen.


Fazit

„Frostzauber“ macht seinem Namen alle Ehre – eiskristallene Schönheit, berührende Schicksale und magische Momente machen diese Anthologie zu einem wunderbar romantischen Lesegenuss für kalte Winterabende.


Pro & Contra

+ hohes Niveau der Geschichten
+ frostig schön und herrlich romantisch
+ „Cirque Indigo“ und „Preußischblau“
+ voll magischer Momente
+ winterliches Setting
+ wunderschönes Cover

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Kurzgeschichten