Heat Rises - Kaltgestellt (Richard Castle)

Verlag: Cross Cult; (Oktober 2012)
Taschenbuch: 396 Seiten; 12,80 €
ISBN-13: 978-3864250095

Genre: Krimi


Klappentext

Richard Castle ist der Autor diverser Bestseller, darunter die viel gepriesene Derrick-Storm-Serie. Sein erster Roman „Im Kugelhagel“, der bereits veröffentlicht wurde, während Castle noch auf dem College war, wurde mit dem angesehenen Tom-Straw- Preis für Kriminalliteratur der Nom-DePlume-Gesellschaft ausgezeichnet. Castle lebt zurzeit zusammen mit seiner Tochter und seiner Mutter, die ihm ein steter Quell der Freude und Inspiration sind, in Manhattan.

Heat Rises Mit dem bizarren Mord an einem Gemeindepfarrer in einem New Yorker Bondage-Club beginnt Nikki Heats bislang aufregendster und gefährlichster Fall. Sie bekommt es mit New Yorks bösartigstem Drogenbaron, einem arroganten CIA-Mitarbeiter sowie einer geheimnisvollen Todesschwadron, die sie erledigen will, zu tun. Und das ist nur die Spitze eines Eisbergs, der zu einer dunklen Verschwörung führt, die bis in die höchsten Ebenen des NYPD reicht. Als sie der Wahrheit zu nahe kommt, fällt Nikki plötzlich in Ungnade, verliert ihre Marke und muss sich allein den Mördern stellen, die es auf sie abgesehen haben. Sie kann niemandem mehr vertrauen. Außer vielleicht dem einzigen Mann in ihrem Leben, der kein Polizist ist: der Reporter Jameson Rook. Mitten in New Yorks kältesten Winter seit hundert Jahren ist Nikki fest entschlossen zu beweisen, dass man sie nicht so leicht erledigen kann.


Rezension

Nikki Heat wird zu einem Tatort gerufen. Ungewöhnlich sind dabei Opfer und Tatumstände. Ein Priester der in einem Sado-Maso-Bordell an ein Andreas-Kreuz gefesselt vorgefunden wird. Anbetracht der Tatsache, dass die katholische Kirche in den letzten Jahren in ausreichend Skandalen verwickelt war, liegt der Verdacht natürlich nahe, dass während einer SM-Sitzung etwas schiefgelaufen ist. Schnell legt Nikki Heat diesen Gedanken aber zur Seite. Der Priester war zwar ein Trinker, aber diese sexuelle Orientierung passte einfach charakterlich nicht zu dem alten Mann, wie Nikki Heat bald herausfindet. Es scheint also etwas anderes dahinter zu stecken.
Allerdings ist der Fall nicht das Einzige, das Nikki Heat in zunehmendem Maße beschäftigt. Zu Beginn muss sie sich mit ihrer Beziehung zu Jameson Rook auseinandersetzen. Dieser war für Recherchen vier Wochen unterwegs, in denen er absolute Funkstille gehalten hat und ausgerechnet aus der Klatschpresse muss sie von seiner Rückkehr erfahren und dazu ist er noch auf einem Foto mit einer attraktiven Frau zu sehen. Und wäre das nicht genug, verhält sich Captain Montrose in letzter Zeit äußerst seltsam. Als er sich dann auch noch aktiv in ihre Ermittlungen einmischt und ihr befiehlt in die völlig falsche Richtung zu ermitteln, kommen Nikki Heat zum ersten Mal Zweifel an ihrem Mentor. Plötzlich sieht sich gegen ihren alten Freund ermitteln, denn Montrose hatte Kontakt zum Mordopfer. All dies führt Nikki Heat auf einen Weg, der sie immer weiter in einem Wespennest herumstochern lässt.

Der Klappentext des neuesten Nikki Heat Romans klingt reißerisch, als ob Nikki Heat gegen die ganze Welt antreten müsste, dabei ist dies keineswegs der Fall. Vor allem hätte Richard Castles neuester Roman dies auch gar nicht nötig. Denn dafür ist Heat Rises einfach zu komplex, spannend und clever konstruiert. Ständig setzt Castle den Leser immer wieder auf neue falsche Fährten. Baut Verdächtige auf, nur um sie im nächsten Moment als unschuldig zu entlarven. Der Leser wird genau wie Nikki Heat gefordert, bekommt die Informationen, die sie hat, kann also selbst Schlüsse ziehen und dreht  sich genau wie Detective Heat im Kreise. Ständig herrscht das Gefühl, das Offensichtliche nicht zu sehen. Die Lösung scheint in Reichweite zu liegen und ist doch so fern. Die einzelnen Puzzlestücke wollen in letzter Konsequenz nie richtig zusammenpassen und so ist es schon ein kleiner Knalleffekt, wenn der Täter am Ende des Buches enthüllt wird. Richard Castle erweist sich allein von der Geschichte her, schon als sehr guter Autor.
Aber eine gute Geschichte macht noch keinen guten Roman aus. Dazu gehören auch noch gute Charaktere, Atmosphäre und Stil. Aber auch da gibt es nichts zu meckern.
Die Figuren entwickeln sich alle weiter. Nikki Heat muss sich entscheiden, wie die Beziehung zu Jameson Rook wirklich aussehen soll und der Leser erhält Einblick in ihr Seelenleben, unter anderem über ihre Motivation zur Polizei zu gehen.
Und Jameson Rook erhält mehr Profil. Er ist nicht mehr nur der stets gutgelaunte Playboy. Er zeigt eine verletzliche Seite, die ihm ganz gut steht. Sehr leicht ist in ihm Richard Castle und in Nikki Heat Kate Beckett zu erkennen. Genau wie ihre Vorbilder liefern sich Heat und Rook verbale Schlagabtäusche und ebenso ist Rook, wie Castle, für horrende Theorien zuständig, während Nikki Heat geerdeter ist.  Ebenso tauchen wieder Roach und andere bekannte Nebenfiguren auf, die ihren Ursprung, wie der Autor selbst auch, in der Fernsehserie Castle haben. So manches kann ein Fan der Serie Castle, in Heat Rises wiederfinden. Allerdings noch stärker als schon in den Vorgängern, in neuen Kontext gesetzt und eigenständig. Castle ist die Inspirationsquelle für den Autor, aber er kopiert die Serie nicht.
Zusätzlicher Reiz kommt dieses Mal in den Roman, da die Anspielungen noch doppelbödiger sind, als sie es ohnehin schon waren. Bisher bezogen sie sich rein auf die Fernsehserie Castle in der Nathan Fillion den Erfolgsautor Richard Castle darstellt. Jetzt aber wird auch auf die Vergangenheit der Hauptdarsteller der Serie Bezug genommen, was so manchem Leser ein zusätzliches Vergnügen beim Erkennen dieser verschafft. Unter anderem kommt Nathan Fillions Rolle in Firefly zur Sprache und Nikki Heat, wird mit einem Bondgirl verglichen. Die Darstellerin der Kate Beckett, Stana Katic, war tatsächlich in Ein Quantum Trost zu sehen.

Es passt also wieder Mal alles zusammen. Eine rasante und spannende Geschichte, die ständig Haken schlägt und den Leser trotzdem alle Informationen zum Mitraten gibt, gut ausgearbeitete Charaktere und immer eine Prise Humor, die zusätzliche Würze verleiht. Richard Castle ist ein Autor, der es versteht, alle Elemente in Balance zu halten. Spätestens jetzt sollten auch Nichtfans der Serie Castle zugreifen.

Die Danksagung am Ende des Romans ist im Übrigen ebenso, wie der Roman, gespickt mit Anspielungen und die Widmung am Anfang des Buches ist eine ganz besondere, für Castle-Fans.


Fazit

Heat Rises ist der bisher beste Roman der Reihe. Spannend, einfallsreich, mit vielen falschen Spuren versehen und komplex. So hat ein guter Krimi auszusehen. Castle macht hier alles richtig und vergisst an den passenden Stellen nicht den Humor.


Pro & Contra

+ die Auflösung des Falles kann erschlossen werden, ist aber nicht offensichtlich
+ Anspielungen auf die Serie Castle und ihre Schauspieler
+ der Abschied von einer der Hauptfiguren trifft den Leser und ist perfekt inszeniert

Bewertung:


Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Richard Castle:

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