Carlsen (Oktober 2012)
ca. 120 Seiten, 12,00 EUR
ISBN: 978-3-551-72324-6
Genre: Graphic Novel
Klappentext
Keime Recherche, kein Zeitplan, keine Verabredungen – das sind die besten Voraussetzungen für großstädtische Entdeckungstouren. Vom Einkaufszentrum Nakano Broadway aus führen die Schritte des Protagonisten durch enge Gassen mit Traditionsgeschäften und in das kleinste Curry-Restaurant Japans. Auf dem Weg durch einen verwunschenen Park landet er auf einem Hippiefestival und stößt in einem Buchantiquariat auf fast vergessene Bücher aus Kindheitstagen.
Ein konkretes Ziel der Reise gibt es nicht, ganz klassisch ist der Weg das Ziel und noch mehr: die Reise zu sich selbst.
Masayuki Kusumi ist ein genauer Beobachter. Ausgehend von dem Gerücht, dass alte Damen mitten in Tokyo ihre Hunde auf dem Dach eines riesigen Einkaufszentrum Gassi führen, macht sich der Autor auf die Suche nach dem Kleinen im großen Ganzen. Jiro Taniguchi illustriert die Episoden einfühlsam und lebendig. Zusätzlich erhält der neugierige Betrachter Einblick in den Japanischen Alltag durch einen kommentierten Fotoanhang.
Rezension
Nachdem Uenohara das Fahrrad geklaut wurde, muss er den Bus nehmen. Da dieser nicht immer dann da ist, wenn man ihn gerade braucht, beginnt Uenohara einen Spaziergang nach Hause. Dabei fällt ihm auf, was ihm auf dem Fahrrad immer entgangen ist. Wie sich die Gegend in den letzten Jahren verändert hat. Dort war mal ein Tiergeschäft, das Restaurant ist neu und da hinten hatte er als Kind immer gespielt. Es gibt viel zu entdecken und er findet Gefallen daran. Immer öfter läuft er, selbst weite Strecken. Dabei geht er nur selten den direkten Weg, viel schöner findet er es, sich treiben zu lassen und Neues zu entdecken.
Der Manga ist sehr ruhig, so wie auch die Story. Es geht einfach nur darum, Neues zu entdecken. Dabei regt „Der geheime Garten vom Nakano Broadway“ zum Nachdenken an. Wie oft hetzen wir an Dingen vorbei, ohne sie uns näher anzusehen? Manchmal sollte man stehen bleiben und alles auf sich wirken lassen. Wer nimmt sich heute noch die Zeit, einfach drauf los zu laufen, ohne eine bestimmte Route? Dabei könnte man so viel entdecken, wie Uenohara. Der Hauptcharakter wird immer mutiger und nimmt immer weitere Strecken in Angriff, sein Fahrrad vergisst er sehr schnell. Andere Charaktere bekommen kurze Auftritte, aber sie sind eher dazu da, den Protagonisten auf neue Wege zu bringen. Selbst seine Frau spielt fast nur eine unscheinbare Nebenrolle.
Die ruhige Stimmung wurde gut in Bilder umgesetzt. Wer in der gezeichneten Umgebung wohnt, kann diese sogar wieder erkennen. Masayuki Kusumi ist zur Recherche selbst einfach gelaufen. Er hat es wie sein Protagonist gehalten und hat die Ereignisse für seine Geschichte auf sich zukommen lassen. Bei seinen unzähligen Spaziergängen hat er nicht immer Stoff für seine Geschichte gefunden, aber er hat Gefallen daran gefunden und nicht aufgegeben. Mit der Zeit hatte er genug Stoff für seinen Einzelband gesammelt. Kleinigkeiten, die tagtäglich um einen herum passieren, die einem aber einfach nicht auffallen, werden in diesem Manga zu einer ganzen Geschichte.
Die typischen Zeichnungen von Jiro Taniguchi passen auch bei “Der geheime Garten vom Nakano Broadway“ perfekt dazu. Die ruhigen, sauberen und detaillierten Zeichnungen ergänzen sich hervorragend mit den Texten von Masayuki Kusumi.
Fazit
Nach dem Lesen von “Der geheime Garten vom Nakano Broadway“ lehnt man sich erst einmal zurück und kommt ins Grübeln. Wann ist man das letzte Mal einfach drauf los gelaufen und hat die Welt und ihre ganz eigenen Abenteuer auf sich zukommen lassen?
Pro & Contra
+ sanfte Story
+ regt zum Nachdenken an
+ passende Zeichnungen
Bewertung
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5