Rezensionen im Januar (2013)

Liebe LeserInnen,

der erste Monat des neuen Jahres ist rum und das Redaktions-Team hat einen richtig guten Start hingelegt: Im Januar konnten wir euch ganze 47 Rezensionen bieten – da haben sich die Feiertage also richtig gelohnt, was Lese- und Schreibzeit betrifft. Und auch im Jahr 2013 wollen wir an unserer liebgewonnenen Tradiotion festhalten und euch jeweils zum Monatsbeginn eine kleine Auswahl der im Vormonat besprochenen Titel präsentieren. Viel Spaß beim Lesen!



Belletristik

Obwohl der Name “Mängelexemplar“ ausgezeichnet gewählt ist, wird das Wort dem Inhalt alle andere als gerecht. Humorvoll und einfühlsam, spritzig und mit so manchem lockeren Spruch auf den Lippen zeichnet Sarah Kuttner auf unterhaltsame, zugleich aber auch nachdenkliche Weise das Bild einer jungen Frau, die sich in der modernen Welt an eine Depression zu verlieren droht. So müssen Romandebuts aussehen!

“Der Gefangene des Himmels“ von Carlos Ruiz Zafón lässt den Leser mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits bekommt man eine unterhaltsame Geschichte mit guten Charakteren vor gewohnt traumhaftem Setting - andererseits scheint die Handlung sonderbar “ziellos“, ohne in den rechten Kontext der Tetralogie passen zu wollen - jedenfalls zu einem gewissen Grad. Neueinsteiger sollten definitiv mit Der Schatten des Windes beginnen.

Historik

“Die Brückenbauer“ liefert Jan Guillou das überzeugend authentische Porträt einer Epoche ab, die immer wieder aufs Neue fasziniert.

“Der Geist des Fortschritts“ ist leider ein schwacher Teil dieser großartigen Kurzgeschichtenreihe. Das Thema hätte man auf viele Arten ausschöpfen und neu verknüpfen können, was hier leider nur dürftig geschehen ist. Die Autoren konnten leider nicht überzeugen. Alleine Schneller von Ruth Kronberger ist ein Lichtblick dieses Bands.

Dark Fantasy

Kresely Cole liefert mit “Flammen der Begierde“ eine Glanzleistung ab. Nahezu perfekt weiß sie ihre Geschichte auszuschmücken und aus vielfacht bekannten Szenarien etwas ganz Besonders zu machen. Ein unterhaltsamer Stil, witzige Dialoge, knisternde Romantik und ein prickelndes Abenteuer runden den achten Roman ihrer Reihe wunderbar ab!

“Das mechanische Herz – Der Flug des Nachtfalters“ ist ein Debüt, das nicht klar einem Genre zugeordnet werden kann und gerade mit dieser Mischung für jeden Leser etwas zu bieten hat. Franka Lyra Stolz verbindet einen historischen Hintergrund mit phantastischen Elementen und schafft durch kleine Nebensächlichkeiten nicht nur literarische Atmosphäre, sondern erzeugt an den richtigen Stellen auch Spannung. Ein gelungener, wenn auch teilweise vielleicht etwas schwieriger Auftakt und lesenswert für alle, die was Neues ausprobieren möchten!

Fantasy

“Un lon dun“ ist ein Festschmaus für alle, die Skurriles lieben, sich immer wieder gerne Überraschen lassen und Sprachwitz schätzen, wobei dieser natürlich insbesondere im englischen Original seinen vollen Zauber entfalten kann. China Miéville brennt ein wahres Feuerwerk an Ideen ab, ohne dabei den Faden oder die Echtheit seiner Welt aus den Augen zu verlieren. Absolute Leseempfehlung!

“Seelenflüstern“ ist ein gelungenes Jugendbuch von Mary Lindsey, welches sich nicht jedem üblichen Klischee bedient, aber auf das ein oder andere zurückgreift. Die Idee wirkt ausgereift und vor allem die Organisation “RF“, die hinter allem steht, sorgt für Spannung. Ebenso die Aufklärung über Lilians und Aldens Vergangenheit und Gefahren, die diese mit in die Gegenwart gebracht hat.

Horror / Mystery

Der zweite Band der “Chronik des Cthulhu-Mythos“ wartet mit den beeindruckendsten Kurzromanen und Novellen zu H. P. Lovecrafts unvorstellbarem Mythos auf. Seine unerschütterliche Liebe zum Detail erfordert manches Mal Geduld, doch diese wird mit phantastischen und grauenvollen Bildern belohnt. Marco Frenschkowski gelingt es dabei auch dieses Mal, den Leser stimmungsvoll auf die Geschichten vorzubereiten und mit spannenden Informationen zu unterhalten.

Sabine Städing belebt in “Anna und die flüsternden Stimmen“ ein Stück Geschichte auf schaurige Art und beweist mit Anna und die flüsternden Stimmen, dass sich selbst ein eigentlich unaufregender Familienurlaub in einem kleinen Küstenkaff zu einem wahrhaften Abenteuer wandeln kann, wenn man nur die richtigen Leute kennenlernt. Wahre Perlen findet man halt überall, selbst in Qual an der Ostsee.

Science Fiction

“Cocoon“ von Gennifer Albin ist eine lichtfarbene Dystopie, die mit originellen Ideen und einer starken Protagonistin überrascht. Adelice überzeugt mit viel Herz und derbem Humor, während die allgegenwärtige Bedrohung reichlich Spannung garantiert. Ein wahrer Pageturner, kreativ und hochatmosphärisch!

Krimi

“Tödlicher Staub“ bleibt sehr nahe an der Realität, erzählt seine Geschichte lakonisch, bisweilen zynisch, auf das Wesentliche reduziert, steuert verschachtelt und gut nachvollziehbar auf das Ende zu. Regeln sind nur für die da, die sich daran halten. Ein lesenswerter politischer Noir-Thriller von Massimo Carlotto und Mama Sabot.

“Heat Rises“ ist der bisher beste Roman der Reihe. Spannend, einfallsreich, mit vielen falschen Spuren versehen und komplex. So hat ein guter Krimi auszusehen. Richard Castle macht hier alles richtig und vergisst an den passenden Stellen nicht den Humor.

Thriller

Eine Mischung aus der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier und der Film-Reihe Zurück in die Zukunft hat Alexandra Pilz versucht, zu einer neuen Geschichte zusammenzusetzen. Leider leiht sie sich vieles aus diesen bereits bekannten Produktionen, so dass man meint, Grundsätzliches schon zu kennen. Versäumt wird im großen Stile, dem Leser neue Impulse zu geben und ihm Einblicke in die Materie zu gewähren. Obwohl “Zurück nach Hollyhill“ ein absolut interessantes Setting, einen spannenden Plot und sympathische Charaktere enthält, vermag es doch insgesamt nicht zu fesseln und hinterlässt bis zum Schluss ein großes Fragezeichen im Gesicht des Lesers.

Und wieder liefert Karen Rose einen Ladythriller, wie er im Buche steht! Nicht umsonst gilt sie inzwischen als Koryphäe in diesem Genre, denn ihre Bücher haben einfach alles, was das Leserherz begehrt: Attraktive und sympathische Charaktere, einen spannenden und vertrackten Fall, prickelnde Szenen und natürlich auch Momente fürs Herz – solche, die es aussetzen lassen, und solche, die es erwärmen. Auch wenn es nichts wirklich Neues ist, ist “Todeskleid“ wieder ein Lesemuss für Fans, das auf baldigen Nachfolger hoffen lässt.

Manga / Comic

“Auf der Suche nach Peter Pan“ von Cosey ist ein philosophischer, melancholischer Comic, der mit einfachen, aber perfekten Zeichnungen in einer preislich angemessenen Gesamtausgabe in jedes Bücherregal gehört.

Frank Le Galls “Theodor Pussel“ ist großes Abenteuer, welches von der Sehnsucht nach fernen exotischen Orten spricht. Immer eine Spur melancholisch und mit feinsinnigen Humor versehen, sollte jeder Anhänger von ungewöhnlichen Erzählungen unbedingt zu greifen. Ein wirklich Perle im Bereich der Abenteuercomics.



Wie ihr seht, war auch im Januar wieder für jeden Leser-Geschmack etwas Passendes dabei, und auch im Februar halten wir zahlreiche fundierte Buchbesprechungen für euch bereit. Wer nicht bis zum nächsten Rückblick warten möchte oder sich für ältere Rezensionen interessiert, ist jederzeit herzlich zum Stöbern in unserer Rezensions-Übersicht eingeladen.

Wir wünschen euch einen lesereichen Februar,
euer Literatopia-Team