Intrusion (Will Elliott)

elliott w-intrusion

Piper Verlag, 1. Auflage, Januar 2012
Taschenbuch, 304 Seiten,
aus dem australischen Englisch von Birgit Reß-Rohusch
(D) 12,99 | € (A) 13,40
ISBN: 978-3-492-26848-6

Genre: Fantasy


Klappentext

Der Thriller für alle Fans des Kino Blockbusters »Inception«
Aden erwacht unbekleidet in einem fremden Haus. Er erinnert sich nicht, wie er hierhergekommen ist, er weiß nur, dass er sich das Leben nehmen wollte. Doch dieses Haus ist ein Ort wie kein anderer – es ist die Welt Nightfall, die von bizarren Gestalten bevölkert ist und in der die Realität keine Bedeutung mehr hat. Ist dies die Wirklichkeit oder eine künstlich erschaffene Welt? Und wie oft muss er sterben, um aus diesem Albtraum zu erwachen?


Der Autor

Will Elliott war eigentlich nur ein 27-jähriger Australier, der sich zum Ziel gesetzt hatte, einmal einen Roman zu veröffentlichen. Ohne viel Hoffnung sandte er sein Manuskript für den ABC Fiction Award ein, einen der wichtigsten australischen Literaturpreise. Sein Debüt »Hölle« gewann den mit 10 000 Dollar dotierten Preis, wurde für den International Horror Guild Award nominiert und in fünf Sprachen übersetzt. Mit »Intrusion« legt er seinen neuen dunklen Thriller vor. Will Elliott lebt heute als freier Schriftsteller in Brisbane.


Rezension

Das neueste Werk von Bestseller-Autor Will Elliott mag Vieles sein, aber es ist weder ein Thriller noch enthält es Parallelen zu dem Kino-Film ‚Inception‘, sieht man von der Tatsache ab, dass der Protagonist Aden Keenan sich in einem Traum sieht und Träume in Nightfall eine gewisse Rolle besitzen. Intrusion ist vielmehr ein düsterer Genre-Mix mit gut erkennbaren Bezügen zu Lewis Carrolls Alice im Wunderland und Endes Unendliche Geschichte.

Denn Aden findet sich nach seinem Selbstmord(-versuch) in einer Welt voller skurriler Gestalten wieder. Von der Badewanne, in der er nackt und ohne Gedächtnis aus einem Gemälde erwacht, irrt er im Anschluss ziellos durch die düstere Fantasywelt Nightfalls, die nicht nur durch eine Vorrückende Mauer der Vernichtung, sondern auch durch innere Kräfte bedroht wird.

In der Manier einer bizarr dunklen und auch recht blutigen Wunderland-Hommage entführt Elliott seinen Protagonisten in eine andere aberwitzige Welt. Alice jedoch hatte ein Ziel und eine Vergangenheit, wirkte als verlorenes Kind sogar sympathisch. Der gedächtnislose Aden hingegen bleibt auch nach 304 Seiten blass und wenig ansprechend. Über 2/3 des Buches bewegt er sich nahezu teilnahmslos durch die Handlung, führt undurchsichtige bis unsinnige Dialoge, verfällt schließlich für kurze Zeit dem Wahnsinn, nur um am Ende plötzlich eine Entschlossenheit an den Tag zu legen, die man ihm nur schwerlich abzukaufen vermag. Vor allem vor dem Hintergrund der anderen Charaktere wirkt Aden so entsetzlich unscheinbar und bisweilen langweilig.

Machen die ungewöhnlichen Charaktere und wirren Dialoge am Anfang noch Spaß, zum Beispiel wenn sich die Soldaten einer Armee auf Befehl ihres Seargents versuchen, gegenseitig niederzustrecken, oder der Ratgeber des Herzogs mit einer Schlange über Recht und Unrecht (s)eines Mordes diskutiert. So verlieren sie in der Vielzahl schnell ihren Reiz, was zum Teil der Sinnlosigkeit der meisten Dialoge geschuldet ist. Irgendwann möchte man die Dialoge nur noch überblättern. Ebenso ergeht es einem mit den Figuren. Diese weisen zwar eine erstaunliche Vielfalt interessanter Aspekte auf - da ist zum Beispiel Muse, die dem, was sie malt, Leben einhauchen kann, oder Charm, die unter der ihr verliehenen Aura leidet, weil diese zwar Männer bezirzt, ihr aber jede Frau zur Feindin macht. Hier scheint Elliotts Brillanz durch. Nachdem Aden allerdings eine ganze Schar dieser eigenartigen Wesen getroffen und unzählige Dialoge geführt oder belauscht hat, ohne dabei merklich voranzukommen, werden die Charaktere schnell ermüdend. Zudem sind einige der Figuren und ihre Handlungsstränge nicht wirklich relevant für die Geschichte und somit nur überflüssiger Ballast.

So ziellos wie Aden scheint auch Elliott gewesen zu sein, denn auch nach 200 Seiten vermisst man als Leser noch immer den roten Faden. Wenig durchdacht und teils unlogisch wirkt Adens Reise. Vermischt mit den bizarren Charakteren mag in Anbetracht des eigentlichen Hintergrundes der Geschichte vielleicht Sinn ergeben, trübt aber den Lesespaß ungemein. Ebenso schade: das Ende ist bereits recht früh absehbar und es finden sich des Öfteren sinnlosen Sätze bzw. Satzfragmente, bei denen nicht deutlich wird, ob sie der Übersetzung geschuldet sind oder auf Elliott, der ansonsten sehr flüssig und stilsicher auftritt, zurückgehen.


Fazit

Die Grundidee hinter Intrusion bietet Potenzial für ein sehr spannendes Buch, und auch Will Elliott beweist, dass er das Handwerkszeug hat, faszinierende Charaktere in ansehnlichem Stil durch die Geschichte zu führen. Mit zunehmender Seitenzahl gewinnt man allerdings das Gefühl, Elliott hätte selbst nicht gewusst, wohin ihn sein 'Alice im Wunderland'/ 'die unendliche Geschichte'-Crossover führt. So mischt er die unterschiedlichsten Charaktere und Genre zu einem Roman, der in seiner Gesamtheit schwer einem Leser ans Herz zu legen ist.


Pro und Contra

+ Idee
+ Covergestalten

o Vielzahl wirrer Charaktere und Dialoge wird anstrengend

- fehlender roter Faden
- Ende absehbar

Wertung: alt

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5