Null-Null-Siebzig Agent an Bord (Marlies Ferber)

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dtv Verlag, 1. Auflage 2013,
Taschenbuch, 350 Seiten
9,95 € (D) | 10,30 € (A)
ISBN: 978-3-423-21418-6

Genre: Kriminalroman


Klappentext

»Darf ich vorstellen: James Gerald, Agent des Secret Intelligence Service im Ruhestand. «

Mittelmeerkreuzfahrten sind nicht jedermanns Sache. Das denkt sich auch James Gerald, der sich mit seinen 70 Jahren unter all den » Grauköpfen« an Bord noch jung fühlt. Doch Langeweile kommt gar nicht erst auf, denn plötzlich ist ein Passagier spurlos verschwunden. Und James hat einen kniffligen Fall zu lösen ...


Die Autorin

Marlies Ferber, Jahrgang 1966, studierte Sinologie, arbeitete als Buchredakteurin und ist bekennender Englandfan. Die Autorin und Übersetzerin lebt mit ihrer Familie im Ruhrgebiet.


Rezension

Mit Agent an Bord schickt Marlies Ferber den 70-jährigen Ex-MI6-Agenten James Gerald zum zweiten Mal in ein kriminalistisches Abenteuer der Extraklasse. Suchte er im ersten Teil noch in der Altersresidenz Eaglehurst den Mörder seines besten Freundes, so hat es ihn nun auf die Victory, ein Vergnügungsschiff mit 600 Passagieren, verschlagen. Anlass ist der 90. Geburtstag von Sheilas Mutter, die neben ihrer Tochter und James noch eine illustre Schar an Gästen auf die einwöchige Mittelmeer-Rundreise eingeladen hat. Aber bereits am zweiten Tag verschwindet Eden, der frischgebackenen Ehemann des Geburtstagskindes spurlos. Am Anfang gehen James und Sheila noch von Heiratsschwindel aus. Als dann mit Miss Kappler ein weiterer Gast der Geburtstagsgesellschaft verschwindet und in Italien eine Leiche angespült wird, muss das erprobte Duo von einem Serienmörder ausgehen. Leider bietet das Kreuzfahrtschiff genügend dunkle Ecken und mit 300 Angestellten aus aller Welt sowie 600 Passagieren unüberschaubar viele Täter.

Wie bereits im ersten Teil der Serie schafft es Ferber James Gerald und den Leser, der ihm gespannt über die Schulter guckt, gekonnt an der Nase herumzuführen. In Operation Eaglehurst lag dies an einer Vielzahl an Verdächtigen, auf der Victory hingegen scheint nichts schlüssig auf eine Person hinzuweisen. Oder geht es gar um das Erbe von Phyllis Barnes? Aber damit wäre Sheila, als ihre Tochter, die mögliche Täterin. Oder das nächste Opfer? Selten war James Gerald so ratlos, was zum Teil aber auch daran liegen könnte, dass seine Gefühle für Sheila in romantische Gefilde wandern. So findet sich neben der Kreuzfahrt und der Täterfindung noch genügend Zeit, für heftige Diskussionen mit ebendieser. Denn die Dame versteht gerne etwas falsch und steht in ihrer Sturheit James nicht nach, und so sieht man sich als Leser teilweise mit einem 08/15- Beziehungsgezicke konfrontiert, das an schlechte Romantik/Comedy-Filme erinnert.

Abgesehen von diesen Ausbrüchen gestaltet sich Agent an Bord allerdings äußerst flüssig und amüsant. Agent Gerald hat zwar seinen Rollator zu Hause gelassen, dem britischen Humor und seinen scharfen Geist sowie das ein oder andere Agentenspielzeug jedoch nicht vergessen. In gewohnter Manier spürt er den anderen Gästen der Geburtstagsgesellschaft nach, die ebenso detailliert gestaltet sind, wie im Vorgänger. Dieses Mal ist James auch nicht das einzige Alphatier, denn Jeremy, Phyllis Ex-Mann und Reeder der Victory, lässt sich nur ungern das Heft aus der Hand nehmen. Auch die alte Dame ist geistig noch auf voller Höhe und hält die Gesellschaft aus ihrem Rollstuhl heraus auf Trab. Zudem hat sie jeden über James frühere Tätigkeit informiert, was diesem das unschuldige Ausfragen der Mitreisenden nicht leichter macht.

Die Größe der Gesellschaft und James Fixierung auf Sheila hindern die illustre Schar an Charakteren leider daran, ihre Vielfalt zu entfalten. Dabei böte das Schiff mit seiner begrenzten Fläche den idealen Hintergrund für eine ausgereifte Profilanalyse der Geburtstagsgäste. So kommt die letztendliche Enthüllung zwar überraschend, nimmt dem Leser aber die Möglichkeit, über bereits gegebene Hinweise, einen Aha-Moment zu erleben.


Fazit

Auch im neuesten Fall von Agent 00 70 liefert Marliers Ferber einen spannenden Krimi, der durch interessante Charaktere, den Handlungsort und den Fall an sich brilliert. Spannung und auch der so köstlich trockene Humor des Vorgängers geraten allerdings zwischendurch etwas ins Wankenvor James’ keimender Romanze mit Sheila. Dennoch bietet Null-Null-Siebzig Agent an Bord Unterhaltung auf hohem Niveau.


Pro & Contra

+ Humor
+ skurrile Charaktere

o Auflösung

- Mörder kommt etwas zu kurz
- Romanze zwischen James und Sheila nimmt zu viel Raum ein

Wertung: alt

Handlung: 4/5

Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
 
Preis/Leistung: 4,5/5

Rezension zu Null-Null-Siebzig Operation Eaglehurst