Roland, Ritter Ungestüm Bd.7 (Francois Craenhals)

roland71
Verlag: Cross Cult; (Februar 2013)
Gebundene Ausgabe: 175 Seiten; 29,80 €
ISBN-13: 978-3941248779

Genre: Mittelalter/ Ritter


Klappentext

Die Abenteuer nähern sich dem Ende …



Roland ist in Länder vorgedrungen und hat Völker und Sitten kennengelernt, die die Menschen in seiner Heimat bei seiner unverhofften Rückkehr zum Staunen bringen. Sein Vater indes erfreut sich mehr an dem Wiedersehen als an den prächtigen Erzählungen des Sohnes. Doch auch Rolands Kummer ist ihm verständlich, treibt König Artus nach wie vor einen Keil zwischen ihn und seine angebetete Gwendoline. Diesmal ist es die Verlobung des Königs mit der kastilischen Infantin Ines, die Roland fernab der Heimat auf die iberische Halbinsel verschlägt. Im letzten Abenteuer müssen Roland und Gwendoline mit ansehen, wie König Artus dem Wahnsinn verfällt. Die traurige Geschichte seiner einstigen Ehefrau, der jung verstorbenen Königin Marmanda, holt ihn ein und beschwört einen alten Feind herauf. Das gesamte Königreich gerät in Aufruhr … Rolands Kampfesmut und Raffinesse sind gefordert wie nie zuvor!

Dieser vorletzte Band der Gesamtausgabe beinhaltet die beiden letzten albenlangen Geschichten „Die Verlobte von König Artus“ und „Blutende Mauern“ als deutsche Erstveröffentlichung. Mit „Ochsenblut“, „Die Geistergrabstätte“, „Die Wette“, „Das Mädchen mit den lila Augen“, „Der Fährmann“, „Der Liebestrank“, „Die Gesandte“, „Der Halsreif“ und, erstmals auf Deutsch, „Die Füchsin“ enthält der Band auch den ersten Teil der Kurzgeschichten.


Rezension

Die Roland-Gesamtausgabe biegt mit dem siebten Band auf die Zielgerade ein und bringt zwei Alben und mehrere Kurzgeschichte über den ungestümen Ritter mit sich. Im Laufe des Jahres wird dann noch der abschließende achte Band erscheinen, der aus Kurzgeschichten zusammengesetzt sein wird und mit dem dann sämtliches Material in Deutschland erschienen ist. Durchaus ein bemerkenswerte Tatsache, wird die Gesamtausgabe von Cross Cult damit die umfangreichste sein. Der franko-belgische Raum muss auf diverse Kurzgeschichten nämlich verzichten. Der achte Band wird von Cross Cult selbst zusammengestellt und hat damit anderswo kein Äquivalent. Zunächst gilt es aber den aktuellen Siebten zu betrachten, der viele neue Verwicklungen und interessante Entwicklungen mit sich bringt.

Die Verlobte von König Artus

König Artus überrascht alle bei Hofe, als er bekannt gibt, die Infantin Kastiliens zu heiraten und ihr helfen zu wollen, ihr Land von den Mauren wieder zurückzuerobern. Seine Tochter Gwendoline ist darüber wütend und Roland steht ihr natürlich in nichts nach. Als er gebeten wird, dass königliche Heer anzuführen, lehnt er ab und macht sich damit die Infantin zur Feindin. Und so findet er sich nach diversen Anschlägen auf sein Leben auf dem Jakobsweg wieder, um herauszubekommen, was in Kastilien wirklich vor sich geht.
Dieses Abenteuer ist für Francois Craenhals' Reihe ziemlich ungewöhnlich, denn es steht relativ für sich. Er schrieb diese Geschichte zusammen Gerard Dewamme, einem Professor für französische Geschichte, der dementsprechend diverse Dinge einfließen ließ, unter anderem gibt es eine Anspielung auf die Entdeckung Amerikas und eine mögliche Reise Rolands in die Neue Welt. Leider wird dies im Folgeabenteuer nicht aufgegriffen und so geht dieser interessante Ansatz leider verloren. Die Geschichte ist äußerst komplex und bietet vor allem anderen Intrigen und Meuchelmord. Francois Craenhals' Zeichnungen ist deutlich anzumerken, dass er sich hauptsächlich auf sie konzentrieren konnte. Normalerweise schon immer sehr gut, sind sie dieses Mal eine Augenweide. Dadurch unterscheiden sie sich stilistisch von dem Rest, wirken aber nicht wie Fremdkörper und geben einen frischen Blick auf die Figuren. Schade, dass es nicht mehr weiter in diese Richtung ging, denn Die Verlobte von König Artus ist ein sehr gutes und lesenswertes Abenteuer.

Blutende Mauern

König Artus feiert sein 30jähriges Kronjubiläum, aber schon bald taucht eine neue Bedrohung aus der Tiefe der Vergangenheit auf. Vor Jahren machte König Artus einen großen Fehler und dieser holt ihn nun ein. Zunehmend mitgenommen und am Ende dem Wahnsinn nahe, obliegt es Gwendoline und Roland eine Lösung zu finden, um nicht alles in einem sinnlosen Blutvergießen enden zu lassen.
Wie schon erwähnt, lässt Craenhals die ausgelegten Fäden des Vorgängers leider ins Leere laufen und beginnt eine neuen Handlungsstrang. Glücklicherweise ist dieses Abenteuer auf seine eigene Weise ebenso lesenswert. Besonders Gwendoline gewinnt deutlich an Profil. Blutende Mauern funktioniert auch sehr gut als Serienabschluss, wenn auch ungewollt, denn Francois Craenhals plante noch mindestens eine weitere Geschichte über den ungestümen Ritter und seine Geliebte. Zeichnerisch und inhaltlich ist aber nichts alles, wie gewohnt, geglückt. Craenhals war 75 als er dieses Abenteuer schrieb und teilweise ist sein Alter dieser Geschichte anzumerken.

Kurzgeschichten I

Aus neun Kurzgeschichten besteht dieser Teil des Bandes und bietet inhaltlich eine große stilistische Vielfalt. Diplomatie und Kampf kommen ebenso zu ihrem Recht, als auch die Liebe und der Alltag eines Fürsten. Etwas herausragen tut allerdings Die Füchsin. Als Wölfe immer wieder in die Dörfer einfallen, macht sich Roland mit seinen Getreuen auf die Jagd. Er will den Anführer des Rudels mit allen Mitteln zur Strecke bringen. Als er dabei in ein Loch fällt, kommt es zu einer unerwarteten Begegnung mit einer Füchsin und ihren Jungen. Sowohl das versöhnliche Ende mit der Natur als auch die Zeichnungen lassen dieses Roland-Abenteuer zu etwas besonderen werden. Als bisher einzige Geschichte über Roland ist sie in schwarz-weiß gehalten und lässt den Leser Francois Craenhals Zeichenkunst unter einem anderen Blickwinkel neu erleben. Nicht von Farben abgelenkt, fällt der Blick des Lesers auf den perfekten Strich Francois Craenhals und lässt ihn erkennen, wie gut der Zeichner zu diesem Zeitpunkt war. Zudem gewinnt die Geschichte durch das Schwarz-weiß deutlich an Atmosphäre und ist mit Sicherheit eine der Topgeschichten in diesem Band und der gesamten Reihe. Daneben darf sich Roland noch als Richter und Dieb betätigen und weiß jederzeit zu überzeugen. Für den Leser entfaltet sich so ein Rückblick auf Rolands Jugend und Anfänge, die man nur zu gern besucht.

Das Bonusmaterial ist gewohnt reichhaltig. Originaltitelbilder und ein umfangreicher redaktioneller Teil runden auch diesen Band ab.


Fazit

Auch die letzten beiden albenlangen Abenteuer des Ritter Roland sind spannend, lesenswert und kein bisschen angestaubt. Wer Rittergeschichten und große Abenteuer mag, muss einfach zugreifen. Die Kurzgeschichten sind eine ideale Ergänzung und fügen sich perfekt ein.


Pro & Contra

+ Die Füchsin
+ Politik und Machtkampf
+ Schatten der Vergangenheit

0 die neuen Ansätze aus Die Verlobte von König Artus laufen leider ins Leere

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Francois Craenhals:

Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm

Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.2
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.3
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.4
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.5
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.6
Rezension zu Roland, Ritter Ungestüm Bd.8