Genre: Fantasy
Klappentext
Die Schattenherren knechten die Welt.
Sie stürzen Götter.
Sie zwingen Völker unter die Schatten.
Sie atmen fremdes Leben.
Doch nun erhebt sich ihr entschlossenster Feind …
Das neue Fantasy-Epos für alle Fans von George R.R. Martin!
Der Autor
Robert Corvus alias Bernd-Otto Robker, 1972 geboren, lebt in Köln und arbeitete als Projektleiter in einem internationalen Konzern. Er ist Metalhead, Kinofan und Tänzer. Er veröffentlichte zahlreiche Romane in den Reihen Das schwarze Auge und Battletech sowie einen apokalyptischen Vampirthriller. »Feind« ist der Auftakt seiner großen High-Fantasy-Trilogie »Die Schattenherren«.
Rezension
J. R. R. Tolkien und G. R. R. Martin sind wahre Größen der Fantasyliteratur. Wenn sie im Klappentext als Referenzen für Fans angegeben werden, weckt das große Erwartungen, die am Ende leider zu oft in Verwunderung, Enttäuschung und sogar Ärger umschlagen. So auch im vorliegenden Buch, dem Trilogie-Auftakt des deutschen Autors Robert Corvus*. Feind – die Schattenherren ist eine Hybride aus High und Dark Fantasy, an sich eine gute Idee, würde die Umsetzung nicht über so manchem Mangel stolpern.
Nach einem noch recht düsteren, an manchen Stellen aber nur schwer nachvollziehbaren Prolog dümpelt die Handlung über die Hälfte des Buches dahin, während Corvus versucht, seine Charaktere und die Welt, in der sie leben dem Leser ans Herz zu legen. Anders als Martin beschränkt sich Corvus auf drei Hauptfiguren, darunter Helion, der Held, und die beiden unterschiedlichen Schwestern Ajina und Lióla. Eine überschaubare Gruppe an Protagonisten bietet eigentlich ausreichend Potenzial für ausdifferenzierte Charaktere. Abgesehen von Helion bleiben allerdings alle recht blass und folgen wie auch die Nebencharaktere bekannten Klischees. So bedient Helion das Bild des heldenhaften Paladins, der zuerst seine Pflicht über die Liebe stellt, um dieser dann letztendlich sein Leben zu widmen; Ajina ist eine wohlgesonnene Priesterin und Heilerin; Ihre Schwester die gefühlskalte Streberin nach Macht; der Vater ein mächtiger Magier und ohnehin treffen sich so viele Archetypen, dass sich nach Charakteren sehnt, die mehr als Schwarz-Weiß bieten. Schlechtes Charakterdesign sowie ein hoher Verschleiß an Figuren, die im Roman oftmals auf übertrieben blutige Weise ums Leben kommen, unterstützt die fehlende Identifikation. Am Ende sind so wenig Figuren über und die Situation so ausweglos, dass man sich fragt, worauf der zweite Teil noch aufbauen soll.
Auch in der Welt der Schattenherren findet sich wenig Neues. Zwar kommt eine ausführliche Karte mit dem Buch, abgesehen von einigen spärlichen Informationen zu verschiedenen Religionen und den wenigen Beobachtungen, die Helion während der Reise der Truppen gibt, bleibt das Bild allerdings lückenhaft und leblos. Besser ausgestaltet sind da die Schattenherren, die sich vom Norden aus das Land aneignen wollen, um die Menschheit zu knechten und die Silberminen an sich zu reißen. Denn Silber ist das einzige, was den Schattenherren und ihren Schergen wirklich gefährlich werden kann. Allerdings sind die Menschen den Schattenherren so unterlegen, dass der Kampf um das Silber nicht wirklich nachvollziehbar ist. So vermag ein Schattenherr zum Beispiel, die Lebenskraft mehrerer Gegner in sich aufzusaugen, was zu Lähmung und Tod führt, und ist dabei gleichzeitig übermenschlich stark und schnell. Da sie zudem unsterblich sind, zig Anhänger, darunter auch Ghule und andere Wesen, aufweisen, scheint der Kampf mehr als absurd.
Neben der gestörten Balance zwischen Gut und Böse, schwachen Charakteren und der Geschichte, die erst ab der Hälfte wirklich in Fahrt kommt und so etwas wie Spannung aufbaut, fehlt es zudem an wirklichen Identifikationsmaterial. Einzig interessant sind die Rüstungen der Silberschwerter, ein Orden, der sich dem Schutz und der Gerechtigkeit verschrieben hat. Diese passen sich durch Magie ihrem Träger an. Zudem wird Blutsilber darin eingefügt, dass nicht nur dem Schild ein indivifuelles Muster gibt - siehe Cover -, sondern bei Anwesenheit der Schattenherren oder derer Diener rot aufglüht. Davon abgesehen scheint der Rest irgendwie irgendwo schon einmal da gewesen. Dazu wählt Corvus einen Sprachstil, der an vielen Stellen äußerst gewöhnungsbedürftig ist. Statt Authentizität kreiert das altmodische Sprachbild oftmals den Eindruck, bemüht und aufgesetzt zu sein, erreicht also das Gegenteil des Erwünschten und ist somit ermüdend.
Fazit
Robert Corvus Trilogie-Auftakt vermag einer interessanten Grundidee, High und Dark Fantasy zu vermischen, nur wenig Gutes aufzuweisen. Die Charaktere sind nicht nur schwach profiliert, sie sterben auch so schnell weg, dass man als Leser sich kaum an sie gewöhnen, geschweige denn um sie trauern kann. Hinzu kommt ein gewöhnungsbedürftiger Stil, Klischees im Figurendesign und eine nahezu triste Welt. Ein Vergleich zu George R. R. Martins Meisterwerk ist hier definitiv unangebracht.
Pro und Contra
+ Idee
o unnötig brutal
o altertümliche Sprache
- Charakterdesign
- Welt wirkt nicht lebendig
- Schattenherren sind zu stark
Wertung:
Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robert Corvus: