Rezensionen im Februar (2013)

Liebe LeserInnen,

aufgrund einiger technischer Veränderungen mussten wir den monatlichen Rezensions-Rückblick um ein paar Tage verschieben. Doch pünktlich zur anstehenden Buchmesse in Leipzig, die zum ersten Mal auch von zwei Literatopia-Redaktionsmitgliedern besucht werden wird, möchten wir euch natürlich auch die wichtigsten Rezensionen aus unserem Lesemonat Februar präsentieren. Viel Spaß!



altBelletristik

Alex Morels “Survive“ wird den Lobpreisungen auf dem Klappentext leider nicht gerecht, denn abgesehen von der Dramatik des Absturzes, schafft es der Autor nicht die Situation in ihrer tragischen Weite einzufangen. Nach anfänglicher Einführung flachen die Charaktere schnell ab, so dass für manch einen die Beziehung zwischen Jane und Paul wohl nicht überzeugend sein wird. Schade, denn ein paar Seiten mehr und etwas Entschleunigung hätten “Survive“ sicherlich aus dem Mittelmaß heben können.

“Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ ist ein Roman, der trotz seines leichten Sprachstils und der zarten Aufmachung ein ernstes und tiefgehendes Thema zum Inhalt hat und diesen auf behutsame Weise verpackt. Donna Freitas versteht es, auf verschiedene Emotionen und Gedanken einzugehen, und kann – trotz des teilweise überladen wirkenden Plots – den Leser recht schnell überzeugen. Ein sanfter und ansprechender Roman für Jung und Alt mit unglaublicher Inspirationskraft über Familie, Verlust und Freundschaft.

Historik

“Eine riskante Affäre“ von Joanna Bourne ist eine lockerleichte Spionagegeschichte, welche Liebe und Spannung miteinander verbindet. Gefangen zwischen ambivalenten Emotionen, einer starken Frauenfigur und einer tollen Beziehungsentwicklung mit Fokus auf die Liebesgeschichte bietet die Autorin wieder einen tollen Romantic History Roman auf, den Fans des Genres nicht verpassen sollten.

In “Gold und Stein“ erzählt Heidi Rehn eine weitere historische Frauengeschichte, die zwar wieder mit interessanter historischer Umgebung aufwartet, aber inhaltlich leider nicht so recht zu fesseln versteht. Zu vorhersehbar, zu glatt gestrickt die Handlung, und dem Leser zu wenig zugetraut. Gut lesbar, aber keine Pflichtlektüre.

Fantasy

alt“Göttlich verloren“ von Josephine Angelini ist Roman, welcher durch Begeisterungs- fähigkeit maßgeblich punkten kann und den ersten Band der Trilogie in den Schatten stellt. Glaubwürdige und reifere Charaktere, in sich verstrickte Beziehungsstrukturen und in sich stimmige Details treiben die Geschichte voran. Neue Charaktere bringen Pep in die Geschehnisse und die Identifikation der Protagonistin durch den Leser ist mehr den je gegeben. Auch schafft die Autorin es, die negativen Aspekte des ersten Bandes völlig auszumerzen und somit eine spannungsgeladene und auch emotionale Story zu bringen, welche nicht nur Fans der Autorin, sondern auch Lesern des Genre Jugendbuch und Fantasy wirklich zu empfehlen ist.

“Illusion – Das Zeichen der Nacht“ von Ana Alonso und Javier Pelegrín ist düsterer und besser durchdacht als sein Vorgänger. In die mystische Welt der Medu findet man sich erstaunlich schnell wieder ein und endlich erfährt man mehr über ihre geheimnis- volle Geschichte. Wer über kleine Logiklöcher hinwegsehen kann, bekommt einen außergewöhnlichen Roman abseits der Trendthemen geboten, der mit originellen Ideen
verzaubert.

Horror / Mystery

Ein echtes, wenn auch etwas vollgepacktes Kunstwerk hat Robin Jarvis mit seinem Trilogiestart auf den Markt geworfen. “Dancing Jax – Auftakt“ ist ein bunter Genre-Mix, der fesselt, berührt, nachdenklich macht und großartig unterhält. Sehr gut durchdachte Geschichtenstränge, eine düstere Atmosphäre, glaubwürdige Charaktere und eine angemessene, teilweise altmodisch anmutende Sprache bieten ein innovatives Gesamtpaket, das für ein spannendes Lesevergnügen sorgt. Ein unbedingtes Lesemuss für jeden Mystery-, Thriller- und Fantasy-Fan!

Mit “Das Haus am Abgrund“ liefert Susanne Gerdom eine düstere Geistergeschichte, die insbesondere durch ihre Charaktere und Stimmung zu überzeugen weiß. Leider dümpelt die Geschichte zu lange in den gleichen ruhigen Fahrwassern und liefert am Ende ein Finale, das den einen oder anderen Leser verwirrt und vielleicht auch vor den Kopf gestoßen zurücklassen wird. Hier wären etwas weniger Länge sowie Zeit- und Perspektivwechsel sicherlich mehr gewesen!

Science Fiction

altNach überaus erfolgreicher Veröffentlichung eines Erwachsenen- und zweier Jugend-Thriller beweist Ursula Poznanski mit Bravour, dass sie sich auch dem zeitaktuellen Interessenfeld ihrer Zielgruppe anpassen kann. “Die Verratenen“ ist eine rasante Mischung aus bedrückender Zukunftsvision und spannendem Thriller, auch die Liebe findet dezent ihren Platz. Dieses Dystopie-Debüt bietet somit alles, was das Herz begehrt – nicht zwingend innovativ, dennoch sich von der Masse abhebend. Eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Poznanski-Fans und Dystopie-Anhänger!

“Pandemonium“ ist sowohl optisch als auch inhaltlich anders als sein Vorgängerband, steht diesem allerdings in keinem Punkt nach. Spannungsbogen, Handlungsfelder, Charaktere und ein nicht ganz unvorhersehbares, an dieser Stelle jedoch überraschendes Ende mit richtig fiesem Cliffhanger-Effekt zeigen ein weiteres Mal, dass Lauren Oliver ein unglaubliches Talent hat, den Leser zu fesseln und zu unterhalten. Eine echte Empfehlung für Dystopien-Fans!

Thriller

Eine Mischung aus der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier und der Film Reihe Zurück in die Zukunft hat Alexandra Pilz versucht, zu einer neuen Geschichte zusammenzusetzen. Leider leiht sie sich vieles aus diesen bereits bekannten Produktionen, so dass man meint, Grundsätzliches schon zu kennen. Versäumt wird im großen Stile, dem Leser neue Impulse zu geben und ihm Einblicke in die Materie zu gewähren. Obwohl “Zurück nach Hollyhill“ ein absolut interessantes Setting, einen spannenden Plot und sympathische Charaktere enthält, vermag es doch insgesamt nicht zu fesseln und hinterlässt bis zum Schluss ein großes Fragezeichen im Gesicht des Lesers.

Mit “Rachekind“ wagt sich Janet Clark auf eine nicht ganz ungefährliche Abzweigung des Thriller-Genres und bindet zum ersten Mal deutlich mystische Elemente in ihre Geschichte ein. Diese sorgen neben dem spannenden Plot für kribbelnde Gänsehaut und bringen den Leser dazu, über Übersinnliches nachzudenken und sich diesem zu öffnen. Ein grundsolider und gut durchdachter Mystery-Thriller, der sich ohne Schwierigkeiten neben seinesgleichen sehen lassen kann und so manchen Leser überzeugen dürfte. Lesenswert!

Krimi
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Auch im neuesten Fall von Agent 00 70 liefert Marlies Ferber einen spannenden Krimi, der durch interessante Charaktere, den Handlungsort und den Fall an sich brilliert. Spannung und auch der so köstlich trockene Humor des Vorgängers geraten allerdings zwischendurch etwas ins Wankenvor James’ keimender Romanze mit Sheila. Dennoch bietet “Null-Null-Siebzig Agent an Bord“ Unterhaltung auf hohem Niveau.

Der 5. Fall um Kommissar Dühnfort,“Verflucht seist du“ von Inge Löhnig, und seinem Team hat es in sich, nicht nur der Fall, sondern auch das Privatleben der Ermittler nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Tiefe menschlicher Empfindungen. Warum nimmt sich ein junges Mädchen nach seinem ersten Date das Leben? Internetmobbing und eine anfangs ungewollte Familie lassen Spannung erwachsen, man ist dermaßen gefesselt von den Vorkommnissen, dass man gar nicht merkt, wie die Seiten vorbei fliegen.

Manga / Comic

“Donald Duck – Vom Ei zum Erpel“ ist inhaltlich und vor allem zeichnerisch wieder auf dem höchsten Niveau. Hier zeigen alte Meister und junge Talente, was in ihnen steckt. Jedes Panel, jede Situation ist ein Hochgenuss für Auge und Seele. Der Einband ist sehr edel und liebevoll gestaltet. Die Biografie des berühmten Enterichs ist wie eine Zeitreise in Vergangenheit und eigene Kindheit. Jeder Duck-Fan wird hiermit zu einem Erlebnis der besonderen Art aufgerufen. Es lohnt sich!

”Garten der Seelen“ ist eine Geschichte abseits des Haupthandlungsstranges, aber eine überaus wichtige, denn sie enthüllt enorm viel von Abe Sapiens Hintergrund. Für Fans von B.U.A.P. sowieso ein Muss, aber auch für Neueinsteiger geeignet, die einen Einblick in eine der besten Comicserien der letzten Jahre erhalten wollen. Geschaffen von Mike Mignola, John Arcudi und Guy Davis.

Sonstiges

Mit “Franz rettet Anna“ versucht sich Sylvia Rosenkranz-Hirschhäuser nicht nur an ihrer ersten Prosa, sondern auch gleich einem diffizilen Thema. Obwohl die Idee durchaus Potenzial hat, stören unausgereifte Charaktere, widersprüchliche, teils unrealistische Handlungen und die immer wieder durchscheinende Wissenschaftlichkeit die Wirkung der Geschichte.



Auch im März haben wir wieder viele neue Rezensionen für euch vorbereitet, einige sind bereits über unsere Übersicht abrufbar. Weitere folgen natürlich in den nächsten drei Wochen und wieder ist für jeden etwas dabei.

Wir wünschen euch einen lesereichen Buchmesse-Monat,
euer Literatopia-Team