Splitter Verlag (März 2012)
Hardcover 72 Seiten, 15, 80 Euro
ISBN: 978-3-86869-413-0
Genre: Historik, Fantasy
Klappentext
China im 11. Jahrhundert. Geblendet von seiner Gier nach Unsterblichkeit fängt der Sohn des Himmels, Kaiser der Song, einen Phönix, ein heiliges Tier. Diese Tat entfacht den Zorn des Drachen Ying Long, und das Chaos breitet sich im Reich aus, denn die universelle Ordnung wurde zerstört. Nur eins kann den großen Lindwurm besänftigen, doch dies ist dem Kaiser mindestens so kostbar wie die Unsterblichkeit: Er muss das Leben seines Sohnes opfern, des einzigen Erben der Song-Dynastie.
Rezension
Die Dynastie der Drachen ist ein franko-belgischer Comic, der sich durch und durch mit dem asiatischen Raum befasst, was kein Wunder ist, da beide Autoren in Asien beheimatet sind und sich bestens mit Kultur und Geschichte auskennen. Die Geschichte an sich bleibt fiktiv, obwohl sie von zur damaligen Zeit realen Charakteren getragen wird.
Das 11. Jahrhundert in China ist von einem Kaiser geprägt, der sich nach der Unsterblichkeit sehnt und sprichwörtlich über Leichen gehen würde. Nicht einmal Warnungen nimmt er ernst, in denen er gesagt bekommt, welcher für ihn der richtige Weg wäre, und dass er die Unsterblichkeit falsch verstehe. Eine menschliche Eigenart ist es zu glauben, Unsterblichkeit sei gleichbedeutend mit einer unsterblichen Seele, doch es ist das, was wir der Nachwelt hinterlassen und wie man künftigen Generation in Erinnerung bleibt. Diese Einsicht bleibt dem Kaiser verwehrt, somit schürt er unnötigen Zwist innerhalb und auch außerhalb seines Reiches. Außerdem tummeln sich noch einige andere Kontroversen im vorliegenden Auftakt einer drei-bändigen Serie. Frauen, die zwangsverheiratet werden und nur dafür da sind, um dem Ehegatten Gefälligkeiten zu erweisen. Doch was passiert, wenn sich eine Frau für andere Sprachen, Schriften, sogar für Kampfkunst interessiert? Es steht also nicht der politische Konflikt im Vordergrund, sondern viele vereinzelte Schicksale, die ein und dasselbe Ziel haben: Der Einklang mit sich selbst, vor allem das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang.
Der Leser bekommt hier eine Welt vorgelegt, die mit Mythen, Legenden und sehr viel Aberglauben gespickt ist. Vieles von dem, was Herbeau und Civiello in ihr Werk implizieren, dürfte auch heute noch zutreffen, wenn auch in gänzlich anderem Maße. Die Dynastie der Drachen dürfte ein Comic sein, der seine Leserschaft spaltet, da hier Vor- und Nachteile sich gegenseitig egalisieren.
Faszinierend sind allem voran Civiellos facettenreiche Zeichnungen, die mehr als nur zu überzeugen wissen. Die von ihm geschaffenen Aquarelle, sind so detailliert, dass sie sowohl poetisch als auch mythisch den Geist Chinas und der Charaktere einfangen. Dinge, die sich vor so vielen Jahrhunderten abgespielt haben, leben in seinen Zeichnungen wieder auf und machen sie für uns deutlich greifbarer als jede Dokumentation auf irgendeinem Fernsehsender. Seine perfekten Zeichnungen machen aus jeder Seite ein ganz besonderes Erlebnis, an denen sich die Augen gar nicht satt sehen können. Besonders hervorzuheben sind die einmaligen Zeichnungen des Drachen und der Doppelseite, in der Civiello einige Umgangsformen mit einem Schwert zeigt.
Civiellos Zeichnungen stehen im Gegensatz zu dem doch recht schwer verdaulichen Inhalt, was besonders an der Art der Erzählweise liegt. Vieles wird verschachtelt, sowie mit Fachbegriffen und Sprichwörtern in Originalsprache verziert, was den Lesefluss unglaublich hemmt, da man des Öfteren den Blick auf die Fußnoten legen muss. Die Grundidee, die den Inhalt ausmacht ist lobenswert. Jedoch wird der Leser mit Namen und Örtlichkeiten beworfen, sodass es kaum möglich ist den roten Faden zu erhalten. Man ist ständig gezwungen zurückzublättern, um eine korrekte Vorstellung der handelnden Charaktere zu haben. Diese Eigenschaften stellen die Geduld der Leserschaft auf eine harte Probe, denn obwohl es nur 72 Seiten sind, so kommt es einem doch vor, als wäre dies ein wissenschaftliches Sachbuch über 500 Seiten. Es wäre besser gewesen, wenn das Autorenteam sich Gedanken über einen möglichen Sonderteil gemacht hätte, in denen Protagonisten, Antagonisten, andere Charaktere, Orte, Städte, etc. aufgelistet wären, wie dies beispielsweise in Der Tönerne Thron der Fall ist.
Fazit
Jeder Fantasy- und Comic-Fan, der besonderen Wert auf Zeichnungen und innere Feinheiten legt, dürfte begeistert sein und sofort zugreifen. Für all diejenigen, die aus dieser Geschichte lernen wollen, denen sei vorab gesagt, dass Stift und Papier von großem Nutzen sein können, besonders bei den Notizen zu sämtlichen Namen, Königreichen und Fachbegriffen, da es keine gesonderte Auflistung in einem Bonusteil gibt.
Pro/Contra
+ Zeichnungen
+ Ying Long
+ Sehr philosophisch
o Grundidee
- zu viele Details auf einmal
- Geschichte teilweise zäh und überladen
- Fachbegriffe und Charaktere werden nicht separat aufgelistet
Bewertung:
Handlung:3/5
Charaktere: 3/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß:3/5
Preis/Leistung:3,5/5