Egmont Manga & Anime (März 2013)
Originaltitel: Renai Chuudoku
Originalverlag: Libre
Taschenbuch, 210 Seiten, 7,00 EUR
Altersempfehlung ab 16
ISBN: 978-3-7704-7872-9
Genre: Shônen-Ai / Fantasy
Klappentext
Shiori ist eine Spinne, doch er ist gar nicht so grausam wie die Bestie, für die man ihn hält. So spricht es sich herum, dass er verstoßenen Insekten einen Unterschlupf bietet, obwohl er selbst die ungebetenen Gäste am liebsten sofort wieder rauswerfen würde! In Shioris Netz sammelt sich eine bunte Meute und um ihn herum sprießt die Liebe, nur Shiori ist dieses Glück nicht vergönnt. Seine große Liebe, der Schmetterling Midori, wurde von einer bösen Spinne entführt…
Boys Love mit Insekten klingt schräg, aber lass dich nicht verschrecken. Entdecke tragische Liebesgeschichten mit einer großen Portion Humor!
Rezension
Shiori ist eine Kogane-Spinne und verliebt sich ausgerechnet in einen Schmetterling. Der hübsche Bläuling Midori hat nur einen Flügel, den er während einer Entführung durch eine andere Spinne auch noch verliert. Shiori hat seinetwegen zwei Marienkäfer am Leben gelassen und seit Tagen nichts gegessen – und war daher zu schwach, um seinen geliebten Schmetterling zu retten. Nach dieser Tragödie bringt es Shiori nicht mehr fertig, andere Insekten zu verspeisen, und so lässt er ein männliches Bienenpärchen und eine Kronenfangschrecke bei sich wohnen. Um diese Konstellation entspinnen sich verschiedene Kurzgeschichten, in denen die Insektenmänner ihren Gefühlen folgen. Hinzu kommen zwei Geschichten, in denen sich eine Zikade und eine Kakerlake jeweils in einen Menschen verlieben …
Mangaka Tsubaki Mikage scheint ein ausgewachsenes Faible für Insekten zu haben, wobei sie ihr biologisches Wissen häppchenweise in die Geschichten einstreut. So erfährt man beispielsweise, wie Spinnen auf ihren eigenen Netzen laufen können, dass Marienkäfer instinktiv losfliegen, wenn sie das Ende eines Blattes oder Baumstammes erreicht haben, und dass Kronenfangschrecken Orchideen ähneln. Dass ausgerechnet eine Spinne sich in einen Schmetterling verliebt, ist nur ein Kuriosum dieses Oneshots, der Tragik und Komik auf einzigartige Weise kombiniert. So muss ein junger Mann mit Sonnenallergie den Verlust seiner neugewonnenen Liebe hinnehmen, da Zikaden nach dem Larvenstadium nur mehr zwei Wochen Lebenszeit verbleibt. Auch die Entführung Midoris gestaltet sich dramatisch und die Spinne Shiori bleibt mit schwermütigem Herzen zurück.
Die Geschichten sind allesamt herrlich schräg und spielen mit Genreklischees. Bei einigen Charakteren treten die typischen Bedenken aufgrund gleichgeschlechtlicher Liebe auf, im Sinne von: zwei Männer, das geht doch nicht! Andere hingegen sehen das locker und wischen die Bedenken ihrer Angebeteten mal mit Einfühlungsvermögen, mal mit Aufdringlichkeit zur Seite. Wenn die Charaktere nicht überwiegend Insekten wären, wäre „Liebesgift“ extrem kitschig. Aber der Umstand, dass sich hier Kronenfangschrecken in Gespenstschrecken und Spinnen in Schmetterlinge verlieben, rückt die Geschichte in ein humorvolles Licht und ist eine angenehme Abwechslung zum Shônen-Ai-Einheitsbrei. Tsubaki Mikage hat liebeswerte Charaktere geschaffen, die dem Leser schnell ans Herz wachsen. Schade, dass sie ihre schräge Idee nur für Kurzgeschichten nutzt.
Zeichnerisch gestaltet sich „Liebesgift“ kontrastreich und außergewöhnlich, insbesondere was die Gesichter der Insekten betrifft. Es finden sich einige wunderschöne Porträts und Kussszenen in diesem Manga, einige Panels wirken aber auch schnell heruntergezeichnet und chaotisch. Hier und da erscheint die Mimik etwas schief, an anderen Stellen passt sie perfekt. „Liebesgift“ besitzt Wiedererkennungswert, hat aber noch reichlich Potential nach oben. In einigen Geschichten geht es übers Küssen hinaus, wobei die erotischen Szenen nur andeutungsweise umgesetzt wurden. Leider gehört auch „Liebesgift“ zu den etwas teureren Manga, wobei anzunehmen ist, dass sich der Preis allmählich für alle Manganeuerscheinungen (bei allen Verlagen) einpendelt.
Fazit
Insektenmänner im Rausch der Gefühle – klingt schräg und ist es auch. „Liebesgift“ ist typische Shônen-Ai-Kost, aufgepeppt mit biologischem Wissen und flapsigem Humor. Eine einzigartige Mischung aus Tragik und Komik, die gut unterhält.
Pro & Contra
+ herrlich schräge Idee
+ eingestreute biologische Fakten
+ liebenswerte Charaktere
+ gelungene Mischung aus Tragik und Komik
+ außergewöhnliche Zeichnungen
o typisch Shônen-Ai
- relativ kitschig
- teilweise zu chaotisch
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5