Benni Bärenstark Bd.1 - Die roten Taxis (Péyo)

benni baerenstark 11

Verlag: Splitter; (Februar 2013)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 12,95 €
ISBN-13: 978-3868699326

Genre: Funny/ Krimi/ Kinder


Rezension

Benni Bärenstark ist ein ganz normaler, kleiner Junge. Rote Jacke, Baskenmütze und blonde Haare sind sein Markenzeichen, aber der erste Blick kann wie immer täuschen. Denn ganz so normal ist er dann doch nicht. Schon ein Blick auf das Cover von Die roten Taxis zeigt dem Leser, wie besonders Benni eigentlich ist. Denn Benni ist stark, superstark. Nicht umsonst ist das Titelbild eine Hommage an Action Comics #1 auf dem Superman ein Auto anhebt. Allerdings hat Benni zwei Probleme. Die Erwachsenen wollen ihm nie glauben, welche Fähigkeiten er besitzt und sehen seine Erzählungen als blühende Phantasie an und immer wenn er ihnen beweisen will, wie stark und schnell er ist, bekommt er einen Schnupfen. Klingt eigentlich harmlos, aber eine Erkältung raubt ihm alle Kräfte, womit er zu einem normalen Jungen wird, der nichts Außergewöhnliches vollbringen kann. Einzig Verbrecher bekommen meistens Benni Bärenstarks Kraft zu spüren. Nur wer glaubt denen schon?
in Die roten Taxis muss sich Benni mit einer ganz besonders hinterhältigen Bande herumschlagen. Getarnt als Taxiunternehmen brüten die Verbrecher einen Plan aus, der ihnen großen Reichtum einbringen soll. Dabei fängt alles relativ harmlos an. Bennis Freund Herr Piepke hat durch die neue moderne Konkurrenz der roten Taxis Probleme zurecht zu kommen. Sein Taxi ist mehr ein Oldtimer und die Kunden bevorzugen das neue Taxiunternehmen. Außerdem benutzen die Fahrer der roten Taxis rüde Methoden, um Kunden abzuwerben. Als sich Herr Piepke daraufhin beim Chef der Fahrer beschweren geht, bringt er Ereignisse ins Rollen, die Benni schließlich auf eine weit entfernte Insel verschlagen, ehe er alles wieder richten kann.

Benni Bärenstark
wurde von Peyo geschaffen, dem Erfinder von Johann und Pfiffikus und den Schlümpfen. Aber anders als bei diesen beiden Serien bildet das Mittelalter hier nicht den Hintergrund. Benni Bärenstark spielt im Jetzt, oder besser gesagt in der Gegenwart seines Entstehens. In diesem Fall also in den 60er Jahren, denn Peyo begann seine Arbeit an den Abenteuern Bennis 1960. Trotzdem ist dieser Klassiker nicht im mindestens angestaubt oder für heutige Generationen langweilig. Das Fehlen von modernen technischen Errungenschaften, wie Handys ist nicht im Mindesten bemerkbar. Vermisst werden sie nicht. Denn Peyo hat es geschafft seiner Geschichte zeitlose Leichtigkeit zu verleihen, die nicht vielen Comics zu eigen ist. Wer Benni Bärenstark in den 80ern als Kind kennengelernt hat, wird feststellen, dass er noch genauso zu unterhalten weiß und ihn gerne an seine Kinder weitergeben. Auch wenn er nominell ein Comic für Kinder ist, können Erwachsene genauso ihre Freude an ihm haben, da Peyo seine Leser zu fordern weiß. Er sieht Kinder nicht dümmer als Ältere an, sondern traut ihnen durchaus zu, komplexere Sachverhalte zu erfassen, wodurch auch Erwachsene eine für sie attraktive Geschichte vorfinden. Sicher wird alles kindgerecht erzählt, aber Hintergrund und Plan der Banditen sind clever konstruiert. So gut, dass sich so mancher Autor heutiger Comics davon eine Scheibe abschneiden könnte. Gute Comics für Kinder müssen eben nicht nur leicht konsumierbar sein und knuddelig aussehen, sondern auch eine gute Geschichte und sympathische Charaktere bieten. Beides findet sich in Benni Bärenstark.

Die Nebenfiguren bieten natürlich zu einem gewissen Grad Stereotype, aber das macht nichts. Herr Piepke wirkt wie eine Vaterfigur für Benni, der sich um ihn sorgt, aber ihm auch nicht so recht glauben will. Der Chef der roten Taxis ist ebenso böse wie intelligent und gemein und hat Verbindungen zur Polizei und Politik, fast wirkt er wie ein Mafiaboss.
Benni ist als Hauptperson verständlicherweise am Besten charakterisiert. Auf den ersten Blick ist er tollpatschig, da er manchmal nicht so recht seine Kraft zu dosieren weiß, gutmütig und ein stückweit naiv. Er lässt sich im ersten Moment allzu leicht reinlegen, aber schon bald kommen ihm immer Zweifel und seine Probleme löst er nicht rein über Muskelkraft, sondern auch mit Köpfchen. In seinem Vorgehen zeigt er dann auch andere Seiten. Wenn es darauf ankommt, kann er äußerst entschlossen wirken, geht zielstrebig vor und ist auch durchaus bereit, Schwierigkeiten mit Erwachsenen und Polizei zu riskieren. Im Umgang mit Verbrechern wird er ein ums andere Mal sogar ein bisschen fies. Was aber nicht im Mindesten stört, denn all das wird kindgerecht präsentiert und mit Humor garniert. Er ist eben nebenbei ein kleines Schlitzohr.

Peyos Zeichnungen sind wie bei den Schlümpfen und Johann und Pfiffikus, auch hier einfach perfekt zum Inhalt. Naturalistisch hat er nie gezeichnet und das wäre hier fehl am Platz. Stattdessen überzeichnet er die Charaktere im Funnystil und das alles so gut und genial, dass Benni Bärenstark sein Alter nicht anzusehen ist, sondern frisch und neu, eben einfach zeitlos wirkt.
Beim Dekor, also den Hintergründen unterstützte Will ihn, dessen Zeichnungen sich unaufällig in Peyos Werk einfügen.

Alles in allem kann man Toonfish nur gratulieren Benni Bärenstark für eine neue Leserschaft verfügbar zu machen, er ist mit Sicherheit einer der ganz großen, wenn auch häufig unterschätzten, Klassiker, die nie etwas von ihrem Charme und ihrer Bedeutung einbüßen werden.


Fazit

Benni Bärenstark ist zurück und macht sich bald auf zu neuen Abenteuern. Ohne Bonusmaterial, aber 64 Seiten stark, wird es Benni wieder schaffen, seine Leser bestens zu unterhalten und Kinderherzen zu erobern. Ein Pflichtkauf für alle Fans von Schlümpfen, Johann und Pfiffikus und humorvollen Comicserien.


Pro & Contra

+ zeitlos
+ charmant und spannend
+ Kindheitserinnerungen, die sich bestätigen und nicht verlieren
+ Bennis Kampf mit dem Schnupfen
+ Hommage an Superhelden

Bewertung:


Charaktere: 5/5
Handlung: 5/5
Humor: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Peyo:

Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.1 – Der Page des Königs
Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.2 – Hexerei und Zaubersprüche
Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.3 – Räuber und Plünderer
Rezension zu Johann und Pfiffikus Gesamtausgabe Bd.4 – Die Schlumpfjahre

Rezension zu Die Schlümpfe Bd.1 – Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe
Rezension zu Die Schlümpfe Bd.28 – Schlumpfine greift ein

Rezension zu Benni Bärenstark Bd.13 – John-John
Rezension zu Benni Bärenstark Bd.14 – Auf den Spuren des weißen Gorillas

Rezension zu Benni Bärenstark Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Benni Bärenstark Gesamtausgabe Bd.2
Rezension zu Benni Bärenstark Gesamtausgabe Bd.3

Rezension zu Die Schlümpfe – Kompaktausgabe Bd.1
Rezension zu Die Schlümpfe – Kompaktausgabe Bd.2
Rezension zu Die Schlümpfe und das verlorene Dorf Bd.1

 

Tags: Comics für Kinder