Zurückgeküsst (Kristan Higgins)

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Verlag Mira, November 2012
Original: My one and only, übersetzt von Annette Hahn
TB, 396 Seiten, € 8,99
ISBN 978-3862784844

Genre: Belletristik


Klappentext

Man sollte sich nie scheuen, dem Glück eine zweite Chance zu geben. Wenn die Antwort auf einen Heiratsantrag Schweigen ist, sollte man die Tiefe der Beziehung vielleicht noch einmal überdenken. Doch dazu kommt Harper gar nicht mehr, denn sie muss dringend zur Hochzeit ihrer Schwester. Und dort überschlagen sich die Ereignisse! Zuerst wird sie von einem Bären überfallen, knutscht als Folge hemmungslos mit ihrem Exmann Nick und muss am nächsten Morgen feststellen, dass alle Flughäfen gesperrt sind und sie nicht nach Hause kommt.
Außer ja, außer sie nimmt Nicks Angebot an, mit ihm in seinem roten Mustang quer durch die USA zu fahren. Eine Fahrt, auf der sie plötzlich sehr viel Zeit hat, nachzudenken. Über nicht beantwortete Heiratsanträge, viel zu anziehende Exmänner und die Frage, ob es wirklich ein Fehler wäre, Nick eine zweite Chance zu geben.
Quelle Mira TB im Cora Verlag


Die Autorin

Bevor Kristan Higgins hauptberuflich Autorin wurde, arbeitete sei in einem Verlag. Mit ihren humorvollen Büchern, die von der Suche nach dem richtigen Lebenspartner handeln, hat sie das Herz ihrer Leserinnen im Sturm erobert. Kristan Higgins lebt mit ihrer Familie in einem Dorf in Connecticut und verbringt die Ferien immer auf der malerischen Halbinsel Cape Cod.


Rezension

Anfangs macht es uns die Autorin schon recht schwierig, in die Geschichte hineinzufinden - Harper benimmt sich unerträglich zickig, nur die geniale Schreibweise, der ständige trockene Humor und der hinreißende Zynismus geben der Geschichte noch eine Chance. Spätestens nach dem ersten Drittel packt es einen dann doch, die Geschichte und auch die Protas. Beide Charaktere waren in ihren Eigenarten sehr gut verständlich, vor allem, warum sie so geworden sind. Es war mal ganz erfrischend, dass der Held, Nick so seine Macken hatte und nicht von Anfang an der strahlende Siegertyp und Sonnyboy war. Seien wir doch mal ehrlich, die ständig tollen Männer sind zwar immer wieder ganz nett zu lesen - aber so ein Held, der noch fast bis zum Schluß seine Fehler immer wieder macht, ist doch mal eine gelungene Abwechslung. Das volle Verständnis liegt bei Harper - wenn man auch ihr Verhalten bei ihrer Ehe nachvollziehen konnte, ihr aber erst einmal die nötige Reife fehlte. Um es mit ihren Worten zu sagen - sie war jung und dumm. Nick aber auch genauso, nur dauert es bei ihm etwas länger, bis er es einsieht.

Harper rutscht in einen Alptraum hinein. Ihre Schwester heiratet – wieder einmal. Noch bevor sie den glücklichen Bräutigam überhaupt erst kennenlernt, ist sie schon dabei, die Scherben der noch nicht geschlossenen Ehe schon wieder aufzukehren. So wie sie es bisher immer bei ihrer Schwester gemacht hat. Denn im Gegensatz zu ihr ist sie Scheidungsanwältin, steht mit beiden Beinen fest im Leben und kennt sämtliche Abgründe von zwischenmenschlichen Beziehungen. Aus ihrer Praxis heraus kann sie einfach nicht an die Ehe glauben, ihre privaten Erfahrungen haben sie in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt. Doch der zukünftige Bräutigam ist kein Unbekannter, es ist ausgerechnet der kleine Bruder ihres Exmannes Nick, der Mann, der einst ihre große Liebe war und ihr jeden Glauben an eine funktionierende Ehe austrieb. Nun stößt sie wieder auf ihn, denn er ist selbstverständlich der Trauzeuge seines Bruders. Ständig gibt es Reibungen zwischen ihnen, sie ist die Zynikerin und er der Gutmensch. Keiner von ihnen möchte die Fehler zugeben, die zum Scheitern ihrer Ehe geführt haben. Als dann Harper ihren Rückflug durch unglückliche Umstände verpasst, bietet Nick ihr an, sie mit dem Auto mitzunehmen. Ein Roadtrip fast quer durch Amerika – genügend Zeit, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.

Ihre Wortgefechte waren einfach klasse, zynisch, sarkastisch – herrlich zu lesen. Genauso wie ihre gemeinsame Fahrt, bei der sie so einiges erleben und ganz realistisch sich auf ihr eigenes Selbst reduzieren. Zumindest gelingt es ihnen, ihre Ehe aufzuarbeiten und jeder gewinnt ein Stück mehr Einsicht, was die Fehler der Vergangenheit betreffen. Nur als Harper dann wieder zuhause ist, stürzt doch ein bisschen viel auf sie ein - da ist die Autorin ganz schön übers Ziel hinausgeschossen und ein kleines bisschen in die Lächerlichkeit abgerutscht. Allerdings waren Harpers Einsichten zum Schluß sehr rührselig, aber gelungen, auch ihre Aktionen - manchmal braucht man einfach etwas überzogene Dramatik. Coco, ihr Hund, war einer der besten Nebendarsteller, ihr Verhalten und ihre Mimik waren äußerst gelungen und passend zur Situation. Schwer vorzustellen, wie die stattlichen Männer mit dem kleinen Schoßhund und der rosa Leine mit ihr spazieren gingen.


Fazit

Zynisch, bissig und mit viel überzogener Dramatik kann die Geschichte von Kristan Higgins, Zurückgeküsst, punkten. Keine strahlenden Helden von Anfang an, sondern eher zwei durch ihre gescheiterte Vergangenheit verbitterte Charaktere, die sich durch Zufall mit ihren gemachten Fehlern auseinandersetzen müssen.


Pro und Contra

+ Situationskomik
+ realistische Problembewältigung
+ liebenswerte und skurrile Charaktere
+ interessante Probleme und deren Lösung
+ spritzige Dialoge
+ ein Fettnäpfchen nach dem nächsten
+ zynisch

o ein bisschen viel überzogene Dramatik

Wertung  sterne4

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5