Literatopia: Hallo Sandra! Schön, wieder einmal mit Dir zu plaudern. Mit „Alphaherz“ ist nach dem dritten Band Deiner Alpha-Reihe eine Art Zwischenspiel erschienen – was können wir uns darunter vorstellen?
Sandra Henke: In „Alphaherz“ steht die zärtliche Annäherung des Omegawolfes Rufus und der Werkatze Lynx im Mittelpunkt. Die übergreifende Hintergrundgeschichte, die sich über die ganze Reihe erstreckt, wird nur am Schluss beleuchtet, aber nicht wirklich weitererzählt. Sie ruht für diesen Kurzroman nahezu. „Alphaherz“ könnte man sozusagen als Band 3 ½ bezeichnen, als Bindeglied zwischen „Alphaluchs“ und dem finalen Band, der im März 2014 erscheinen wird.
Literatopia: Der Alphawolf Claw, der Alphavampir Kristobal und der Alphaluchs Luca – drei attraktive und starke Männer, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Welcher gefällt Dir persönlich am besten?
Sandra Henke: Ich fände es unfair, mich zwischen den Dreien zu entscheiden, weil ich sie alle nahe am Herzen trage und sie, wie du schon sagtest, sehr unterschiedlich sind. Jeder einzelne von ihnen hat seine Vorzüge.
Claw ist ein Dickschädel und kontrollierend, was nun mal in der Natur des Alphawolfes liegt, aber in Wahrheit sind das nur Zeichen seines Beschützerinstinktes.
Kristobal scheint erhaben und auch ein wenig arrogant zu sein, zudem ein Spieler, den man nur schwer einschätzen kann, doch die grausame Seite des Lebens hat ihn erst so werden lassen. In sich birgt er immer noch eine Verletzbarkeit, die er nur seiner Herzensdame zeigt.
Luca ist ein waschechter totured hero, der einst hohe Ziele hatte, die zerbrochen scheinen. Doch er ist und bleibt ein Kämpfer.
Literatopia: Mit Deinen Frauen verhält es sich ähnlich – sie sind allesamt ganz unterschiedliche Charaktere. Hast Du eine Favoritin?
Sandra Henke: Bei den Heldinnen verhält es sich genauso wie bei den Helden. Ich möchte mich für keine aussprechen oder sie hervorheben. Tala ruht in sich selbst und ist eher der mütterlich warmherzige Typ. Nanouk ist eine Kämpferin, die erst noch lernen muss, ihr Herz zu öffnen. Und Camille hat einen dunklen Fleck auf ihrer Seele, was sie als Charakter sehr interessant macht.
Literatopia: Kamst Du mit allen Charakteren, männlich wie weiblich, gleich gut zurecht? Oder gab es den ein oder anderen, in den Du Dich leichter oder auch schwerer hineinfühlen konntest?
Sandra Henke: Natürlich findet man zu dem ein oder anderen Charakter leichter Zugang als zu anderen, aber alles in allem fiel es mir bei allen Figuren der Alpha-Reihe leicht, da ich sie mit Herzblut schreibe. Es hat mir viel Spaß bereitet, Camille mit ihrer Fußprothese und ihrem daraus resultierenden angekratzten Ego auf ihrem Weg zu begleiten, bis sie wieder aufblüht und ihre Weiblichkeit wiederentdeckt.
Ebenso interessant war es, den Antagonisten Matt Jerkins näher zu beleuchten, um die Leser peu a peu erkennen zu lassen, dass er gar nicht so schmierig und abgebrüht ist, wie er erscheint. So könnte ich Geschichten über jede einzelne Figur erzählen.
Literatopia: Wie ist das Feedback von Deinen Fans? Welcher der Alphamänner kommt am besten an? Und welche Frau steht bei den Lesern hoch im Kurs?
Sandra Henke: Eigentlich sprechen meine Leser immer nur von den Helden. ;-) Zwei stehen höher im Kurs. Aber um den Dritten nicht in einem schlechten Licht da stehen zu lassen, denn das hätte er nicht verdient, benenne ich keine Namen.
Literatopia: Die toughen Damen finden tatsächlich so wenig Beachtung? Wie sieht es mit Dir als Leserin aus – schaust Du auch eher nach den Helden oder ist Dir die Heldin genau so wichtig?
Sandra Henke: Die Heldin ist selbstverständlich äußerst wichtig, denn mit ihr muss sich der Leser identifizieren können. Das scheint bei der Alpha-Reihe der Fall zu sein, sonst fände sie nicht so großen Anklang. Aber es sind offenbar die Herren, die in Erinnerung bleiben, weil sie trotz Ecken und Kanten ‚larger than life’ sind. ;-) Die Leser schmachten sie auch nach dem Ende des Romans noch an, was ich als großes Kompliment werte.
Literatopia: Kannst Du uns schon verraten, welchem Alphawesen sich der vierte Band Deiner Reihe widmen wird? Verkraften die Charaktere überhaupt noch ein weiteres Alphawesen?
Sandra Henke: Je mehr Alphas an einem Ort zusammenkommen, desto schwieriger wird die Situation natürlich. Sie sind alle Sturköpfe. Zum Glück verfolgen sie dieselben Ziele. Ob das allerdings im abschließenden Band genauso sein wird, lasse ich ebenso offen, wie welches Wesen die Hauptrolle spielen wird.
Literatopia: Wird es nach der Alpha-Reihe eine neue paranormale Reihe von Dir geben? Oder könntest Du Dir vorstellen, auch mal in Richtung Science Fiction zu gehen?
Sandra Henke: Vorerst ist diesbezüglich nichts geplant. Ich habe ja unter dem Pseudonym „Laura Wulff“ bereits eine neue Serie gestartet, allerdings im Genre Krimi, die mich die nächsten Jahre beschäftigen wird. Erotische Liebesromane möchte ich auch weiterschreiben. Zudem würde ich gerne öfter meine Leser treffen, mehr Lesungen und Signierstunden geben, auch mal wieder zur Leipziger Buchmesse fahren und das geht alles von der reinen Schreibzeit ab. Aber im Oktober wird ein weiterer Paranormal Romance Roman von mir erscheinen, ein Einzelbuch. Infos dazu werde ich beizeiten auf meiner Website http://www.sandrahenke.de/Web/Neuigkeiten.html und meinem Facebook-Profil https://www.facebook.com/sandra.henke.autorin bekanntgeben.
Literatopia: Werwölfe und Vampire, dazu noch ein Werluchs und andere Charaktere – wie behältst Du den Überblick? Arbeitest Du mit Notizen oder hast Du alles im Kopf?
Sandra Henke: Ich trage grob alle Informationen in ein Dokument ein, das ich „Alphawelt“ benannt habe. Das reicht mir. Die Figuren sind so lebendig in meinem Kopf, das ich nicht mehr brauche.
Literatopia: Deine anderen paranormalen Erotikromane widmen sich vornehmlich dem Thema Vampire – was reizt Dich an den Blutsaugern? Und wie blutig darf die Erotik dabei sein?
Sandra Henke: Meine Co-Autorin fragte mich damals, ob wir nicht gemeinsam einen erotischen Vampirroman schreiben wollten. Durch den Erfolg von „Begierde des Blutes“ wurde eine Trilogie daraus, die inzwischen in einem Taschenbuch, dick wie ein Telefonbuch, mit dem Titel „Die Vampirloge Condannato“ erschienen ist. Vampire haben per se ein starke Anziehungskraft und düstere sexuelle Aura, daher sind sie prädestiniert für erotische Liebesromane. Inzwischen ist das Thema leider völlig ausgereizt!
Literatopia: Warum hast Du Dir das Pseudonym Laura Wulff zugelegt? Wunsch vom Verlag? Oder wolltest Du die Romane von Deinen anderen abgrenzen?
Sandra Henke: Unter Laura Wulff veröffentliche ich Krimis und Thriller, während ich unter Sandra Henke alle Subgenres der Erotik zusammenfasse, aktuell erotic suspense, soft SM und paranormal romance mit einem kräftigen Schuss Erotik. Ein neues Pseudonym war unerlässlich, um die Genres zu trennen, denn ein Autorenname ist wie ein Label. Er verrät dem Leser bereits, was ihn in einem Buch erwartet.
Literatopia: Erzähl uns doch bitte etwas über Deinen Thriller „Leiden sollst du“ – was erwartet interessierte Leser? Und wird es mehrere Bände geben?
Sandra Henke: Bei „Leiden sollst du“ handelt es sich um den ersten Band einer Krimiserie um Marie und Daniel Zucker. Er ist ein Kommissar, der nach einem Freizeitunfall im Rollstuhl sitzt, und sie arbeitet nebenberuflich als Gerichts- und Phantomzeichnerin. Die einzelnen Romane sind selbstverständlich in sich abgeschlossen und drehen sich um einen oder mehrere Mordfälle. Band 2 trägt den Titel „Nr. 13“ und wird im März 2014 erscheinen. Weitere Bände sind in Vorbereitung. Es handelt sich bei den Romanen nicht um erotische Krimis, auch nicht um romantic suspense, sondern reine Whodunnit-Krimis, die in Köln spielen.
Literatopia: Anfang März hast Du Dein erstes Schreibseminar für die Bastei Lübbe Academy gegeben – wie war’s? Und glaubst Du, man kann durch solche Kurse das Schreiben von Grund auf erlernen? Oder muss man ein gewisses Talent mitbringen?
Sandra Henke: Ich strahle richtiggehend, wenn ich an das Seminar „Schreiben erotischer Kurzgeschichten“ zurückdenke. Solche tollen Ideen, so viel Potential und Leidenschaft!
Jeder Autor muss an sich arbeiten, egal, ob er Talent besitzt oder nicht. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Selbst Naturtalente müssen sich mit dem Handwerk beschäftigen, lernen und Schreiberfahrungen sammeln. Anfang Mai findet das Seminar „Schreiben erotischer Romane“ statt, zu dem man sich noch anmelden kann. Infos dazu sind hier zu finden: Bastei Lübbe Academy.
Literatopia: Was sollte ein Autor Deiner Meinung nach unbedingt beachten, wenn er eine erotische Geschichte schreiben möchte? Gibt es No-Gos? Und was ist nötig, dass der Funke überspringt?
Sandra Henke: Auch eine erotische Geschichte muss Hand und Fuß haben und unterliegt den Regeln einer Kurzgeschichte, bzw. eines Romans. Eine Sexszene macht noch keine gute Geschichte. Und die Mechanik beim Geschlechtsverkehr zu beschreiben, reicht nicht aus, um einen Text erotisch wirken zu lassen. Wie man es besser macht, lernt man z.B. in meinen Schreibseminaren. ;-)
Literatopia: Inzwischen gibt es jährlich gleich mehrere Veröffentlichungen von Dir – wie organisiert Du Deine Arbeit? Hast Du regelmäßige Schreibzeiten oder variiert das von Tag zu Tag? Und gibt es etwas, das Du unbedingt brauchst, um produktiv zu sein?
Sandra Henke: Da ich hauptberuflich schreibe, muss ich auch ein gewisses Maß an Disziplin an den Tag legen. Ich schreibe fünf Tage die Woche, das Wochenende nehme ich mir frei – so sieht der Plan aus. Klappt selten. ;-) Wenigstens sonntags mache ich definitiv frei. Inzwischen bekomme ich so viele Anfragen für Interviews und Artikel, dass ich sie am späten Abend – wie jetzt ;-) (Feiertag, 22.40h) –, oder am Wochenende beantworte/verfasse, dasselbe gilt für Exposés und sonstige Zusatzaufgaben, weil mir sonst zu viel von meiner eigentlichen Arbeit am Manuskript abgeht.
Literatopia: Wo wir gerade beim Exposé sind – wie sehen Deine Exposés aus? Hältst Du Dich an Vorgaben? Oder handhabst Du es wie manche Kollegen und schreibst statt gewünschten zwei Seiten einfach zehn Seiten Inhalt?
Sandra Henke: Das hängt vom Genre und der Länge des Romans ab, der später daraus entstehen soll. Das Exposé für einen 250 Seiten langen Erotikroman fällt natürlich kürzer aus als für einen Zucker-Krimi, der in Normseiten 554 Seiten betrug und später, da das Taschenbuch Übergröße hatte, 400 Seiten.
Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Sandra!
Autorenfoto: Copyright by Ricarda Ohligschläger / HerzgedankeFotografie
Autorenhomepage: www.sandra-henke.de
Rezension zu "Alphawolf" (Band 1)
Rezension zu "Alphavampir" (Band 2)
Rezension zu "Alphaluchs" (Band 3)
Rezension zu "Alphaherz" (Band 3.5)
Rezension zu "Eisige Versuchung"
Interview mit Sandra Henke (Juli 2010)
Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.